Die GETEC hat Energie für mehr
Sachsen-Anhaltinisches Unternehmen setzt in Europa innovative Lösungen um
Ohne Wandel kein Fortschritt: Was der englische Naturforscher Charles Darwin an der Schwelle zum 19. Jahrhundert formulierte, gilt heute mehr denn je. Unternehmen aller Branchen stellen sich in Sachsen-Anhalt auf die Zukunft ein, liefern unter anderem Lösungen für die facettenreiche Energiewende. Die „G+E GETEC Holding GmbH“ aus Sachsen-Anhalt zeigt, wie innovative Unternehmen hierzulande agieren – und damit auf verschiedenen Pfaden den Weg in die Zukunft längst beschritten haben.
Die Ursprünge einiger der bekanntesten Unternehmen der Welt gehen auf Garagen zurück. Die Erfolgsgeschichte der „GETEC“ hatte ihre Anfänge, wo sonst Geräte aufbewahrt werden. Unternehmensgründer Dr. Karl Gerhold setzte in einer alten Baubaracke seine Visionen um. Er begann mit drei Mitarbeitern 1993 damit, die ersten Wärmekonzepte für die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt Magdeburg zu entwickeln. Dabei setzt er für die Immobilienwirtschaft auf das damals noch eher unbekannte „Wärmecontracting“. Heute ist die „G+E GETEC Holding GmbH“ einer der führenden Partner für die Industrie und Immobilienwirtschaft für smarte, effiziente und grüne Energielösungen in Deutschland und Europa, beschäftigt etwa 1.500 Mitarbeiter an rund 40 Standorten bei einem Umsatz von rund 700 Millionen Euro. Unternehmensgründer Karl Gerhold hatte inzwischen vor drei Jahren die Mehrheitsanteile der Gesellschaft an den schwedischen Investor „EQT Infrastructure“ verkauft. „Vieles hat sich zwar verändert, aber Innovationen voranzutreiben, die Vision und den Mut zu haben, vorauszudenken und handeln, wie es seinerzeit der Gründer tat, das treibt uns noch heute bei allem an, was wir tun“, sagt der Vorsitzende der GETEC Geschäftsführung, Thomas Wagner. Der vor einem Jahr eingeführte Marketing-Leitspruch „Wir haben Energie für mehr“ bündelt, in welchem Sinne hier gearbeitet wird, und wie „GETEC“-Kunden durch die immer komplexer werdende Energiewelt gelotst werden. Es geht um Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Reduzierung von CO₂. Und es geht viel um Energie, die auch die Fachkräfte brauchen, um beispielsweise für namhafte Chemieunternehmen innovative Energiekonzepte zur thermischen Verwertung von Reststoffen zu erarbeiten.
Waste2Value: Thermische Verwertung von Reststoffen und klimaschädlichen Sondergasen
Aktuell macht die „GETEC“ das derzeit in Rumänien. Für den Chemiekonzern „Clariant“ setzt das Unternehmen den „Waste2Value“-Ansatz gerade praktisch um. In Podari baut die „GETEC Group“ ein CO₂-neutrales Biomasse-Heizkraftwerk – parallel zur Anlage, die „Clariant“ für die Herstellung von Biokraftstoffen entstehen lässt. Das Besondere: „Clariant“ gewinnt aus Agrar-Reststoffen wie Weizenstroh Bioethanol, das als Kraftstoff oder Basis für viele Chemieprodukte eingesetzt werden kann. „GETEC wiederum nutzt Lignin als Reststoff dieser Produktion, um daraus die Wärme und den Strom für den Betrieb des gesamten Produktionsstandorts zu erzeugen. Doppelt innovativ – doppelt nachhaltig“, erläutert Christian Faßelt, Leiter der „GETEC“-Unternehmens- und Marketingkommunikation. Thomas Wagner erklärt dazu: „Das gemeinsame Projekt ist Waste2Value in Reinstform. Anwendungsreife Technologie von morgen schon heute. Wir verstehen es als unsere Mission, Kunden wie Clariant auf ihrem Weg zu einer Zero Impact Production zu unterstützen.“ Dieses Vorhaben sorgte bereits für positives Aufsehen. Die „GETEC“ hat dafür 2019 den internationalen Energieeffizienz-Wettbewerb „dena Energy Efficiency Award“ in der Kategorie „Konzepte zur Steigerung der Energieeffizienz“ erhalten.
Innovatives Quartierkonzept im hessischen Hanau „Made in Magdeburg“
Aufmerksam verfolgt wird in der Öffentlichkeit auch die Arbeit des sachsen-anhaltinischen Unternehmens im hessischen Hanau. Dort setzt die „GETEC“ ein weiteres Projekt in Sachen „Quartier der Zukunft“ um: Gemeinsam mit den Stadtwerken entwickelt ein „GETEC“-Team die Infrastruktur für den riesigen „Pioneer Park“ – mit Wärme, Kälte, Strom, Breitband, Smart Building, Arealnetzen, CO₂-Monitoring und E-Mobility. Für das ehemalige Militärgelände der US-Streitkräfte haben die Partner ein ganzheitliches Energie- und Mobilitätskonzept erdacht. Auf dem Gelände, das umgerechnet 70 Fußballfelder umfasst, entstehen rund 1.600 Wohnungen für bis zu 5.000 Menschen. Diese sollen mit klimafreundlicher und effizienter Energie versorgt werden. Das Energiekonzept gründet sich auf drei Blockheizkraftwerke, Brennwertkessel und Wärmepumpentechnologie, zusätzlicher Strom wird über Photovoltaik erzeugt.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben im Industriepark Basel
In Grenzen zu denken, ist bei „GETEC“ nicht angesagt. Weit weg von Hanau, im schweizerischen Muttenz, nahe Basel, spielen seit zwei Jahren Nachhaltigkeit, Zero-Impact-Production, effiziente Dienstleistungen eine wichtige Rolle. Dort bündelt der aus zwei Industrieparks entstandene „GETEC PARK.SWISS“ Produktions- und Kompetenzcluster für Life Science und die Chemieindustrie. Entstanden ist hier in Regie des sachsen-anhaltinischen Unternehmens ein Verbundstandort, der international tätige Unternehmen vereint, die in Forschung, Entwicklung und Produktion tätig sind. Man könne hier unter anderem auf ein Talentpool mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern in der Region zurückgreifen. Bei aller neuen Technologie und innovativen Konzepten, sei dieser Punkt in der Arbeit der „GETEC“ stets sehr wichtig. „Wir sind nichts ohne unsere Mitarbeiter, ohne die exzellenten Ingenieursleistungen, die Denker und Macher“, sagt Thomas Wagner.
Als „mindestens genauso wichtig“ stuft der Geschäftsführer den „Mutter“-Standort in Magdeburg ein: „Hier sind unsere Wurzeln, hier finden wir alles, was wir brauchen, um immer am Ball zu bleiben, sei es bei der Forschung oder beim Rekrutieren von Fachkräften.“ Zu den Standort-Vorteilen in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt zähle der enge Kontakt zur „Otto-von-Guericke“-Universität. Mitarbeiter halten Vorlesungen, suchen Talente und fördern den Wissenstransfer in beide Richtungen, Ideen für die Zukunft würden „generell nie sofort verworfen, sondern immer „erst gecheckt“. „Unsere Historie lehrt uns, an Visionen zu glauben, so unmöglich sie auch klingen“, so Thomas Wagner. Umgesetzt werden sie in der Region – wie im Chemie- und Industriepark Zeitz, wo die „GETEC“ mehrere Unternehmen mit Wärme aus Heizkraftwerken versorgt und für das Chemieunternehmen „Radici“ Lösungen für die Verwertung des anfallenden klimaschädlichen Lachgases entwickelt – aber auch deutschland- und europaweit.
Autorin: Manuela Bock/IMG Sachsen-Anhalt