Spezialist für Plastik-Recycling verwertet Folienabfall zu neuwertigem Kunststoff

Die APK AG in Sachsen-Anhalt hat eine zukunftsweisende Recyclingtechnologie entwickelt, um Kunststoff in der Kreislaufwirtschaft zu halten. Das Unternehmen ist das erste, das auf industriellem Niveau sortenreine Rezyklate aus Kunststoffverbunden produziert und damit ein voll kommerzialisiertes Produkt bietet. Nun soll expandiert werden.

Das Vertrauen der Investoren ist groß: In einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde hat sich die APK AG aus Merseburg 130 Millionen Euro gesichert. Im Rahmen der Vereinbarung werden LyondellBasell und KIRKBI Minderheitsgesellschafter von APK. Investiert wird zusammen mit anderen Co-Investoren. Es ist geplant, weitere Newcyling®-Anlagen zu bauen, um die Produktionskapazität zu erhöhen. LyondellBasell ist ein weltweit führendes Unternehmen der chemischen Industrie. KIRKBI A/S ist die familiengeführte Holding- und Investmentgesellschaft der Marke LEGO®. Mit dem eingeworbenen Kapital möchte der Spezialist für Plastikrecycling auf Basis seines innovativen Newcycling®-Verfahrens nun weiterwachsen, und das weltweit. „Diese größte Finanzierungsrunde unserer Unternehmensgeschichte bildet die Basis für den Bau von zunächst zwei neuen großen Werken für jeweils dreistellige Millionenbeträge. Sie sollen bis 2025/26 ans Netz gehen“, erläutert Susanne Küppers, Vorständin der APK AG.

Das Unternehmen durchläuft eine äußerst dynamische Entwicklung. Die 2008 in Merseburg im Saalekreis gegründete APK AG beschäftigt inzwischen 220 Mitarbeiter; mit den beiden neuen Werken werden weiterhin qualifizierte Fachkräfte benötigt. „Wir würden uns freuen, eines der Werke in Sachsen-Anhalt errichten zu können. Der Standort im Chemiedreieck Ostdeutschlands, Merseburg-Leuna-Schkopau, bietet viele Vorteile, wie etwa Fachkräfte“, ergänzt Dr. Robert Marx, Vorstand der APK AG.

 

APK produziert bereits im industriellen Maßstab

Die APK bewegt sich in einem ausgesprochen dynamischen Markt: Die Nachfrage nach recycelten Kunststoffabfällen wächst seit Jahren. Von Beginn an war es die Vision der APK AG, Kunststoff aus Abfall als Rohstoff auch für die nächsten Generationen zu sichern und im industriellen Maßstab wiederzuverwerten. Mit dem patentierten Newcycling®-Verfahren ist dies gelungen. Dabei werden verschiedene Kunststoffabfälle getrennt, um so reinere Produkte zu erhalten. Bislang konnten beispielsweise die Abfälle von Polyethylen/Polyamid-Folien, ein Kunststoff-Gemisch, das von der Industrie häufig verwendet wird, nur schlecht in einzelne Stoffe getrennt werden. Sie landeten deshalb meist in der Verbrennung. „Mit unserem Verfahren schaffen wir es, die Polymere auflösen, um den gewünschten Kunststoff, in unserem Fall Polyethylen für Folien, zu erhalten, Verunreinigungen abzutrennen und sehr, sehr reinen Zielkunststoff zu erreichen. In einem zweiten Schritt entziehen wir das Lösemittel dem Werkstoff und erhalten dann ein Granulat mit hoher Reinheit, das wieder in Verpackungs- und weiteren hochwertigen Anwendungen verarbeitet werden kann“, erläutert Maik Pusch, Director Corporate Development der APK AG. Dieses lösungsmittelbasierte, physikalische Verfahren sei weltweit einzigartig, sagt Pusch. Und: „Wir haben in Merseburg ein Werk stehen, das bereits in industriellem Maßstab Granulat produziert, und das ist auch das größte Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Mitbewerbern, die eher noch im Labor- oder Forschungsmaßstab unterwegs sind.“

 

Kunststoff-Recycling ist Beitrag zum Green Deal

Die APK ist sich sicher, im Sinne der Green Deal Strategie der EU, mit der bis 2050 Klimaneutralität erreicht werden soll, einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Umweltstrategie zu leisten. Noch bis 2019 lag die Recyclingquote der Gelben Tonne in Deutschland bei lediglich 36 Prozent; ein neues Verpackungsgesetz fordert seit vergangenem Jahr eine deutlich höhere Quote. Zukünftig sollen etwa zwei Drittel des Abfalls wieder stofflich verwertet werden und so den Bedarf an neuen, aus Erdöl produzierten Kunststoffen verringern. Susanne Küppers: „Das ist unser Beitrag zum Green Deal: Kunststoff im Kreislauf halten, hohe CO2-Einsparung, Vermeidung der Vermüllung unserer Umwelt. Und letztlich können wir so verhindern, dass hochwertiger Kunststoff verbrannt oder auf Deponien gelagert wird.“ Die APK AG aus Merseburg trage so dazu bei, die Umwelt nachhaltiger zu gestalten.

 

Autor: Michael Falgowski

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