Hier wächst Zukunft: Ein moderner Bioenergiestandort im Grünen

Die Schornsteine eines Zellstoffwerkes ragen in den Himmel. Der Industriepark in der Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt ist seit Jahrzehnten aus vielen Kilometern Entfernung zu erkennen. Die Schlote sind die Zeichen der Moderne. Auf dem riesigen Areal entstehen heute exzellente Industrieprodukte und grüne Energie. Dafür ist der Industrie- und Gewerbepark Altmark jüngst als einer der Zukunftsorte des Bundeslandes ausgezeichnet worden. Für weitere Ansiedlungen ist noch ausreichend Platz.

Hier ging es schon immer um die Zukunft und um ganz viel Energie. Bereits vor mehr als 50 Jahren hatten sich die Oberen der DDR für die grüne Wiese in der Altmark entschieden. Fläche, soweit das Auge reicht, die Elbe mit einem Industriehafen, ein Gleisanschluss und die nahe Hansestadt Stendal mit ihren Einwohnern und kulturellen Angeboten waren die optimalen Bedingungen für den Bau des größten Atomkraftwerkes des Landes. Der Meiler ging nie in Betrieb, doch das Areal entwickelte sich weiter und bietet heute beste Voraussetzungen als Industrie- und Gewerbestandort.

In den vergangenen 20 Jahren ist mitten in Deutschland, zwischen Berlin, Hamburg, Wolfsburg und Hannover ein besonderer Bioenergiestandort im Grünen entstanden. Jüngst wurde er von Wirtschaftsminister Sven Schulze als einer der Zukunftsorte des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Denn die Entwicklung auf dem Areal ist noch lange nicht am Ende. Mehr als 220 Hektar freie Fläche stehen noch für Ansiedlungen bereit. Darunter befindet sich sogar eines der größten zusammenhängenden Gewerbeflächen Mitteldeutschlands, es umfasst fast 60 Hektar. Das Gebiet ist erschlossen und bietet Potentiale, die schwer woanders zu finden sind.

 

Mit dem Zellstoff kam der Aufbruch

Kurz nachdem die letzten Kühltürme des Kraftwerkes gesprengt wurden, wuchsen die Schornsteine der Mercer International Group aus dem Boden. Der kanadische Konzern eröffnete 2004 eines der modernsten Zellstoffwerke der Welt. Die rund 600 Beschäftigten produzieren heute jährlich bis zu 740.000 Tonnen Zellstoff. Und sie entwickeln den Standort zu einer zeitgemäßen Bioraffinerie weiter. Schon jetzt betreibt Mercer im Industriepark in der Altmark Deutschlands größtes Kraftwerk für Biomasse mit 148 Megawatt Leistung sowie eine Extraktionsanlage für Terpenton und Tallöl.

Mit Mercer begann der Aufbruch des Standortes in eine neue Zeit. Diese Entwicklung bekommt gerade neue Impulse. „Wir haben hier exzellente Bedingungen für Moderndenker“, sagt Wirtschaftsminister Schulze. Neben dem Platz sind es vor allem die strukturellen Voraussetzungen und sogenannte weiche Faktoren, die das Potential ausmachen. Ein zweites Bahngleis in den Industriepark ist in Planung, der Elbe-Hafen kann genutzt werden, auf dem Gelände befindet sich ein eigenes Wasserkraftwerk und in Stendal der nächste regionale Flughafen. Vor allem aber ist die Altmark ideal für moderne Ansiedlungen. Die Region steht für regenerative Energien und bietet mit der nahen Hochschule in Stendal auch Verknüpfungen an die Wissenschaft.

Junge Menschen kommen in die Altmark, weil es ein ausgebautes Glasfasernetz gibt und die Immobilienpreise vergleichsweise günstig sind – obwohl die großen Metropolen dank ICE-Halt in Stendal oft keine Stunde entfernt liegen. Der Landkreis hat eine erfolgreiche Rückkehrer-Initiative gestartet und der Trend zum Leben auf dem Land ist in vollem Gange. „Hier ist ein Ort für junge Menschen“, sagt Minister Schulze. Dazu kommt: „Auch hier gelten die hohen Fördersätze für Ansiedlungen wie anderswo bei uns in Sachsen-Anhalt.“ Und der Minister erinnert an den Bau der Bundesautobahn 14. In wenigen Jahren wird die Nord-Südverbindung quer durch die Altmark fertiggestellt sein.

Von diesen Bedingungen profitieren auch die mittlerweile 32 Unternehmen, die sich im Industrie- und Gewerbepark Altmark bereits niedergelassen haben. Eines der ersten war die AMS. Das Kürzel steht für Arneburger Maschinen und Stahlbau. Ingenieure aus der Kernkraft-Nachfolge hatten sich vor knapp 30 Jahren zusammengeschlossen und in ehemaligen Hallen des nie fertiggestellten KKW eine Firma gegründet. Diese beschäftigt heute mehr als 150 Mitarbeiter. Die AMS ist eine Manufaktur, die auf Kundenwünsche zugeschnitten riesige Krane herstellt. Sie können bis zu 40 Tonnen schwere Lasten bewegen und haben Ausleger von 55 bis künftig 100 Meter. Auf den Hallen der Produktion sind Photovoltaikanlagen installiert, die das Unternehmen mit der eigenen Energie versorgen.

 

Mit grüner Energie autark in die Zukunft

Das Zukunftskonzept des Areals sieht vor, dass sich der komplette Gewerbepark größtenteils autark versorgen kann. Im Mittelpunkt steht der Netzwerkgedanke. Darum ist mit einer Wasserstoffanlage auch ein Pilotprojekt im Gewerbepark in Betrieb genommen worden. Es ist außerdem möglich, auf dem Firmengelände zur eigenen Versorgung ein Windrad zu errichten. Die Unternehmen auf dem Gelände sollen sich gegenseitig mit grüner Energie versorgen können. Die Herstellung aller Produkte im Gewerbepark ist zukünftig so klimaneutral wie möglich und durch eine Kreislaufwirtschaft möglich. Wer mit grüner Energie produzieren möchte, ist am Standort in der Altmark genau richtig.

So sieht das auch das Unternehmen Sofidel. Das Werk gehört zu einer weltweit agierenden Unternehmergruppe aus Italien und produziert seit 2006 auf dem Gelände des Gewerbeparks Hygiene- und Haushaltspapiere. Es profitiert vor allem durch die Nähe zum Zellstoffwerk, das den Rohstoff für Sofidel liefert. Rund 100.000 Tonnen Toilettenpapier, Küchenrollen und Taschentücher verlassen jedes Jahr den Standort. 350 Mitarbeiter sind dafür mittlerweile hier beschäftigt. Auch Sofidel möchte immer grüner werden, ersetzt aktuell seine Kunststoffverpackungen durch Papier und arbeitet an der Reduzierung des Wasser- und Energieverbrauchs.

Vor zehn Jahren hat sich mit Weltec Biopower ein weiteres modernes Unternehmen am Standort angesiedelt. Die Firma produziert in seiner Raffinerie seit 2013 Biogas und speist stündlich rund 700 Kubikmeter aufbereitetes Biomethan in das Gasnetz ein.

Wer den Gewerbe- und Industriepark heute betritt, sieht noch die Spuren der Vergangenheit. Noch immer sind nicht alle Gebäude des einst als modern geltenden Kernkraftwerkes abgerissen. Zahlreiche Hallen und Bürogebäude werden weiterhin genutzt, einige stehen leer. Doch dazwischen stehen neu Anlagen hocheffizienter Unternehmen. Der aktuelle industrielle Wandel hat hier nicht erst begonnen, er ist mittendrin. Wer dabei sein möchte und das Gelände kennenlernen will, kann sich an die Betreiber des Areals wenden, die Altmark Industrie und Management GmbH, oder an die Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt.

Autor: Björn Menzel

 

Mehr Informationen zum Industrie- und Gewerbepark Altmark

Überblick

  • Gesamtgröße 450 Hektar
  • Verfügbare Ansiedlungsfläche 220 Hektar
  • Verfügbare Hallen und Bürogebäude
  • Aktuell 32 Unternehmen und 1.200 Beschäftigte

Infrastruktur

  • Bahnanschluss, Elbe-Hafen, zukünftig nahe der Autobahn A14
  • Wasserkraftwerk, grüne Energie
  • Hochschule Magdeburg/Stendal

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