Mit lückenlosen Gleisen zum Marktführer

Die Elektro-Thermit GmbH & Co. KG ist beteiligt an der Schienennetz-Modernisierung der „Neuen Seidenstraße“ zwischen China und Europa.

Das mittelständische Unternehmen in Halle an der Saale ist die größte Tochterfirma der Goldschmidt Thermit Group. Sie ist Weltmarktführer für spezielle Instandhaltungsleistungen von Schienennetzen und ein „Hidden Champion“ aus Sachsen-Anhalt.

Nostalgiker der Eisenbahn mögen es vielleicht romantisch finden, beim Überfahren von Schienenstößen im rhythmischen Tack-tack die Zuggeschwindigkeit zu berechnen. Typisch für Bahnfahrten sind solche Geräusche längst nicht mehr. Zu verdanken ist das einem deutschen Forscher und Unternehmer, der einstmals Schüler des Chemikers Robert Bunsen war. Hans Goldschmidt entwickelte vor 125 Jahren das sogenannte THERMIT®‐Verfahren zum lückenlosen Verschweißen von Schienen. Bei dieser exothermen aluminothermischen Reaktion des Thermit® werden die Enden von Stahlschienen vor Ort im Gleisbett bei Temperaturen von bis zu 3000 Grad Celsius verschweißt.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts haben nahezu alle großen Bahnunternehmen diese Verbindungstechnik adaptiert. Weltmarktführer unter den Anbietern dieses aluminothermischen Schweißverfahrens ist die Goldschmidt Thermit Group, deren größtes Tochterunternehmen die Elektro-Thermit GmbH & Co. KG in Halle an der Saale ist. „Aktuell beschäftigen wir an unserem Produktionsstandort 170 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Service“, so Dr.-Ing. Matthias Wewel, vorsitzender Geschäftsführer des Unternehmens. In Halle betreibt das Unternehmen zwei hochmoderne Fertigungslinien für Gießformen und Tiegel sowie für THERMIT® -, einem Gemisch aus  Aluminium-Granulat und Eisenoxid zum Verschweißen von Schienensträngen. Jährlich verlassen bis zu eine Million THERMIT®-Portionen das Werk, hergestellt nach strengsten Qualitätsmaßstäben.

Die Entwicklung neuer Stahlsorten mit höheren Festigkeiten, Härten und Profilen erforderte auch von den Hallenser Unternehmens-Mitarbeitern ständige Anpassungen und Weiterentwicklungen des Schweißverfahrens. Dabei hat der ökologisch und ökonomisch sinnvolle Einsatz von Rohstoffen eine immer wichtigere Bedeutung bekommen.  So muss der Zündstoff für den Schweißvorgang inzwischen nicht mehr durch externe Energiezufuhr zum Glühen gebracht werden. Das spart Energie, erhöht die Arbeitssicherheit und ist auch gut für die Umwelt. Mit dem ISO 14001 zertifizierten Umweltmanagement setzt das Unternehmen mehr denn je auf Nachhaltigkeit.

Systemanbieter und Weltmarktführer

Elektro-Thermit gilt als sogenannter „Hidden Champion“. So bezeichnen Wirtschaftswissenschaftler ein mittelständisches Unternehmen, das mit Spezialprodukten einer Branche eine führende Rolle erlangt hat, ohne das große Teile der Öffentlichkeit es wissen.

Konsequent hat das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten ihr Know-how auf dem Gebiet des THERMIT®-Schweißens unterschiedlicher Schienenstähle und Schienenprofile ausgebaut sowie um weitere Dienstleistungen, beispielsweise Messungen im Gleis und schleiftechnische Arbeiten, erweitert. Auf den Gebieten Instandhaltung und Instandsetzung von Schienenwegen bietet die Goldschmidt Thermit Group ein umfangreiches Expertenwissen. Zu den weltweiten Kunden zählen Eisenbahngesellschaften ebenso wie städtische Verkehrsbetriebe.

Zwischen Europa und Asien

Die Elektro-Thermit  war maßgeblich am Bau einer knapp 14 Kilometer langen Schienentrasse im Marmaray-Tunnel beteiligt, die seit 2013 bei Istanbul in bis zu 56 Meter Tiefe unter dem Bosporus die Kontinente Europa und Asien miteinander verbindet und dabei eine gefährliche Erdbebenzone durchläuft.  An der japanischen Shinkansen- Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Tokio und Osaka kamen wie auch bei der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Berlin, Halle, Leipzig und Erfurt THERMIT®-Schweißkits aus Halle zum Einsatz. Eines der aktuell größten internationalen Projekte des Unternehmens ist die Schienennetz-Modernisierung der „Neuen Seidenstraße“ zwischen China und Europa.

Auf dem Weg zur Schiene 4.0

Für die Zukunft von „Schiene 4.0“ - der künftigen Digitalisierung der Schieneninfrastruktur - sowie dem Ausbau eines klimaschonenden Warentransports auf Bahngleisen, sieht Geschäftsführer Dr. Wewel das Unternehmen auf einem guten Weg. So werden im Technology Innovation Center der Goldschmidt Thermit Group unter anderem neue Softwarelösungen zur messtechnischen Überwachung von Gleisen entwickelt, die frühzeitig Schienenfehler im Entstehungsstadium anzeigen. Das kann dabei helfen, die Instandhaltungskosten von Schienenverkehrswegen weiter zu reduzieren und den umweltfreundlichen Personen- wie auch Warentransport auf der Schiene zu stärken.

Autor: Uwe Seidenfaden

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