Tropenholz aus dem Südharz

„Tropenholz made in Germany“ – das geht? Die timura Holzmanufaktur GmbH im Harz veredelt Hölzer thermisch und bietet damit umweltfreundliche Alternativen in edlen Farbtönen.

Timura hat sich ein ganz besonderes Vakuum-Press-Trocknungsverfahren patentieren lassen. Dabei werden einheimische Holzarten wie Esche oder Eiche in einer Vakuumkammer auf schonende Weise thermisch veredelt. Das Verfahren ist besonders wirtschaftlich, da nicht die gesamte Kammer erwärmt wird. Schadstoffe aus dem Holz verflüchtigen sich, sodass es als einziges Thermoholz weltweit auch in Innenräumen bedenkenlos verlegt werden kann: pflegeleichte Edelhölzer für Fußböden und Fassaden.

Interview mit Tom Sieverts

Dass er an der Nordsee zu Hause ist, ist kein Ausschlusskriterium sein. Die Firma seines Vaters stellte Gartenmöbel aus Teakholz her. Hochwertige und langlebige outdoor-Möbel sind in Hamburg ebenso gefragt wie im übrigen Deutschland. Allerdings, sagt der heute 35-Jährige, würden immer mehr umweltbewusste Menschen – allen voran seine Familie – Anstoß daran nehmen, dass für diese Möbel Raubbau am Regenwald betrieben wird.

„Zunächst waren wir die ersten, die in Indonesien auf FSC-zertifizierten Plantagen nachhaltig wirtschaften ließen“, erzählt Tom Sieverts. Die Zukunfts-Vision aber war eine andere: „Tropenholz made in Germany“. 2008 wurde sie mit der Gründung der timura Holzmanufaktur zur Realität. Angesiedelt ist der Betrieb seit 2009 im sachsen-anhaltischen Rottleberode im Südharz. Logisch: Esche, Eiche, Fichte, Pappel – beste einheimische Holzarten stehen hier vor der Haustür. Nicht nur das: „Auch aus logistischer Hinsicht war dieser Standort mitten in Deutschland unsere erste Wahl“, sagt Tom Sieverts. Er ist seit Gründung Geschäftsführer von timura.

Welche Professionalität ihn mit der Holzbranche verbindet? Er muss lachen. „So direkt keine. Ich bin Kaufmann wie mein Vater.“ Der Groß- und Außenhandel ist das Metier des jungen Firmeninhabers. Er weiß also, wie er sein „Tropenholz made in Germany“ gezielt vertreibt: durch Kommunikation und Präsentation. Vorrangig auf Messen erklärt Sieverts dem Publikum die Technologie zur Herstellung des timura-Thermoholzes.

„Wir haben lange nach einem Verfahren gesucht, mit dem herkömmliches Holz so bearbeitet werden kann, dass es ähnlich wie Tropenholz keine Feuchtigkeit aufnimmt, demzufolge nicht aufquillt, keine Risse bekommt und langlebig ist“, sagt Tom Sieverts und dass sie eine Stuttgarter Firma ausfindig machten, die eine entsprechende Technologie entwickelt hatte. Und die noch dazu eine Unternehmensnachfolge suchte! Die timura Holzmanufaktur GmbH hat die Firma aufgekauft und deren Technologie weiter entwickelt.

„Durch die thermische Veredelung unserer einheimischen Hölzer haben wir eine echte Alternative zum Tropenholz “, meint Tom Sieverts und erklärt das sogenannte Vacu3-Verfahren: „In einer Vakuumkammer erfolgt die Wärmeübertragung durch Heizplatten zwischen den Holzschichten. Durch zusätzlichen Druck von 70 Tonnen werden die Holzschichten quasi glatt gebügelt, bis sich nahezu keine Feuchtigkeit mehr im Holz befindet. Dann erst wird die Temperatur in der Kammer auf über 200 Grad Wärme erhöht. Durch die Höhe der Temperatur und die Dauer der Behandlung kann die Farbgebung des Holzes gesteuert werden. Vakuumdruck und Wärme vertreiben außerdem sämtliche Schadstoffe aus dem Holz.“ Mehr noch. Eine modernste Hobelanlage kann das Thermoholz derart bearbeiten, dass es aussieht wie mit der Hand geschrubbt.

Die timura Holzmanufaktur in Rottleberode hat inzwischen 15 Mitarbeiter. „Tropenholz made in germany“ ist Bestandteil des Firmennamens und als Produkt sogar in China und Japan gefragt. Im Gegensatz kurze Wege nur soll das Roh-Holz zurück legen, das zunächst in den regionalen Sägewerken im Südharz verarbeitet wird. „Mein Ziel ist, dass etwa 70 Prozent des zu verarbeitenden Holzes aus einem Umkreis von 50 bis 100 Kilometern kommen“, verweist timura-Geschäftsführer Sieverts auf einen ökologischen Firmengedanken.

Als einer der ortsansässigen Holzbe- und -verarbeiter hat er 2012 das Holzimpulszentrum HIZ in Rottleberode mitgegründet. Es fördert den Einsatz von Laubholz im Bausektor. „Nicht nur, dass wir Bauträger für den Baustoff Holz aus den nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern begeistern wollen. Wir beteiligen uns an den Beratungs- und Weiterbildungsangeboten des HIZ für Architekten, Bauträger und Fachhändler“, sagt Tom Sieverts.

Seit 2012 ist timura Mitglied im BioEconomy Cluster Mitteldeuschland. Das verfolgt unter anderem die Weiterverarbeitung von Holz zu verschiedensten biobasierten Werkstoffen mit einem breiten Spektrum von unterschiedlichsten Eigenschaften. Diese innovativen Materialien können die Basis für eine Vielzahl neuer Produkte der BioÖkonomie sein.

Die timura Holzmanufaktur GmbH reiht sich da gut ein mit ihrer Firmenphilosophie: aus Prinzip kein Tropenholz, aus Prinzip nachhaltig, aus Prinzip hochwertig, aus Prinzip individuell.

Geschäftsführer Sieverts fühlt seinen Betrieb gut aufgehoben in einem Land, das die Bioökonomie als einen seiner Leitmärkte fördert und in dem der Wertschöpfungsprozess von Holz eine wichtige Rolle spielt. Mit ihren hochwertigen ökologischen Produkten bedient timura eine Nische, die das Potenzial für weltweites Wachstum hat.

 

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