Duale Studiengänge auch im IT Bereich – Hochschulen in Sachsen-Anhalt mit bundesweit einmaligem Konzept
An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und an der Hochschule Anhalt werden duale IT-Studiengänge angeboten.
In Magdeburg erlangen die Studierenden dabei einen IHK- und einen Universitätsabschluss. In Köthen finden je zwei Bachelor- und zwei Masterstudiengänge berufsbegleitend statt. Die kooperierenden Unternehmen profitieren von bestens ausgebildetem Nachwuchs.
Es ist eine klassische Win-Win-Situation: Die Unternehmen ziehen bestens ausgebildeten Nachwuchs heran und binden ihn an sich, und die Absolventen eines dualen Studiums erwerben sowohl einen Universitäts- als auch einen IHK-Abschluss. Gleichzeitig bekommen sie für ihre berufliche Zukunft Perspektiven geboten. An der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg werden seit 2007 duale Bachelor-Studiengänge auch im IT-Bereich angeboten: Informatik, Wirtschaftsinformatik, Ingenieurinformatik und Computervisualistik. Die Hochschule kooperiert mit 25 Unternehmen, in denen die Studenten parallel zu ihrem Studium eine Ausbildung absolvieren, beispielsweise zum Fachinformatiker . Das Modell ist einmalig in Deutschland, in der Regel wird die Möglichkeit zum dualen Studium nur von Fachhochschulen angeboten. Auch mancher Studiengang hat Seltenheitswert: Computervisualistik zum Beispiel. Die interdisziplinäre Fachrichtung beschäftigt sich mit der computergestützten Erstellung und Analyse von Grafiken und Bildern und ihrer Einbettung in komplexe Anwendungen und wurde 1996 an der Universität Magdeburg kreiert.
Beste Zukunftschancen für Studierende
Der Abschluss auf Universitätsniveau, sagt der Studiengangsleiter für das Duale Studium an der Informatik-Fakultät, Prof. Dr. Hans-Knud Arndt, biete den dual Studierenden beste Zukunftschancen. Zum einen. Zum anderen profitierten sie vom praktischen Aspekt: „Sie lernen so nicht nur die abgehobene wissenschaftliche Ebene kennen, sondern auch den Alltag und historisch gewachsene Strukturen. Besonders im IT-Bereich sehen sie, wie an technischen Geräten gearbeitet wird, und kooperieren auch mit Nicht-Akademikern.“ Harte, ehrliche Arbeit, die Realität also, würde in der IT vor Ort geboten, so Professor Arndt. Der Vorteil für die Unternehmen bei diesem Modell wiederum sei, dass besonders die kleineren unter ihnen so die Chance sähen, an Nachwuchs zu kommen. Zudem könnten sie bei einem dualen Studium Einfluss auf die Inhalte nehmen und das Ausbildungsprofil steuern. „Zum Beispiel kann für die Bachelorarbeit die Fragestellung aus dem Unternehmen heraus kommen“, erklärt Prof. Arndt.
Studieren ohne Nebenjob – duales Studium sichert Lebensunterhalt
Freilich ist der Weg für die Studierenden nicht ganz leicht. Acht Semester dauert das Studium, die vorlesungsfreien Zeiten sind der Ausbildung im Unternehmen gewidmet, nach drei Jahren ist die Prüfung für den IHK-Abschluss fällig. 24 junge Leute studieren momentan an der Universität Magdeburg dual, vier von ihnen machen ihre praktische Ausbildung zum Fachinformatiker bei der Dornheim Medical Images GmbH aus Magdeburg, einem Anbieter von Software-, Hardware- und Systemlösungen, besonders im bildanalytischem Schwerpunkt, hauptsächlich für den Bereich Medizintechnik. „Einer der Hauptgründe, weshalb unser Unternehmen das duale Studium anbietet, ist die Sicherung von gut ausgebildeten Fachkräften, die in unser Unternehmen passen und von Beginn an in unsere Unternehmensabläufe und Themen involviert sind. Wir erhalten hoch qualifizierte Fachkräfte“, sagt Dornheim-Sprecherin Kathleen Lippelt. Bisher seien alle Absolventen übernommen worden. Auch Kathleen Lippelt sieht Vorteile für die dual Studierenden: „Das Studium enthält einen sehr viel höheren Praxisbezug und von Anfang an Spaß an der Arbeit. Die Absolventen bekommen eine sehr gute Einführung in den realen Arbeitsalltag und haben hohe Übernahmechancen. Das Duale Studium hat natürlich auch finanzielle Vorteile. Der Student muss sich keinen Nebenjob suchen und kann seinen Lebensunterhalt sofort in dem Bereich verdienen, der ihm auch gefällt und ihn interessiert.“
Bundesweit einzigartig – Hochschule Anhalt offen für weitere Partnerunternehmen
Auch die Hochschule Anhalt bietet an ihrem Standort Köthen im Bereich der IT zwei Bachelor- und zwei Masterstudiengänge dual an. Bundesweit einzigartig ist dabei die „Fachkommunikation - Softwarelokalisierung“, bei der ein hoher sprachlicher Anteil neben den IT-Inhalten vermittelt wird. „Jeder Käufer möchte ja die Software in seiner eigenen Sprache haben, egal ob in Handbüchern, bei Software im medizinischen Bereich oder bei Banken“, begründet Prodekanin Prof. Dr. Uta Seewald-Heeg den großen Bedarf an Absolventen aus diesem Bereich. Der zweite Studiengang als Bachelor ist „Angewandte Informatik - Digitale Medien und Spieleentwicklung“. Als duale Masterstudiengänge gibt es „Informationsmanagement“ und „Softwarelokalisierung“.
„Dual“ ist am Fachbereich Informatik und Sprachen der Hochschule Anhalt mit berufsbegleitend gleichzusetzen, einen gleichzeitigen Berufsabschluss machen die Studenten nicht. Dafür sagen die kooperierenden Unternehmen zu, die Absolventen im fünften Semester während ihres Industriepraktikums praktisch zu betreuen. Die Vorteile sieht Prof. Uta Seewald-Heeg auch hier in der starken Praxisorientierung: „Die dual Studierenden haben die Möglichkeit, ihr Wissen sofort anzuwenden, und die Lehrinhalte sind eingängiger, weil die Studierenden deren Hintergründe im Unternehmen praktisch erfahren haben. So fällt es leichter, Verständnis für bestimmte Themen zu entwickeln.“ Die Hochschule kooperiert mit Unternehmen aus Halle, Leipzig und Berlin, die Zusammenarbeit sei eng. Das Interesse junger Menschen an den dualen Studiengängen sei groß, aber die Aufnahmekraft für dual Studierende beschränkt. „Wir brauchen“, sagt Prof. Uta Seewald-Heeg, „noch mehr Partnerunternehmen.“
Autor: Anja Falgowski