Handauflegen mit medizinischer Methode

Dessauer Designer entwickeln einen Diagnostik-Handschuh

Vom 13. bis zum 15. Oktober stellt die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) in Madrid den Life Science-Standort Sachsen-Anhalt auf der CPhI Worldwide vor. Auf der Messe, die als eine der weltweit größten für die Pharmaindustrie gilt, präsentiert das Land eine profilierte Forschungsinfrastruktur. Zu der gehört auch, dass pfiffige Köpfe Ideen liefern. Die Designer Thomas Kores und Philipp Rösler aus Dessau zeigen, wie hierzulande mutig und kreativ "um die Ecke gedacht" wird. Sie entwickelten ein Konzept für einen medizinischen Diagnostik-Handschuh und erhielten dafür im Juli den ersten Preis beim Landeswettbewerb BESTFORM.

Es ist eine Erfindung, die Arztbesuche verändern könnte. Philipp Rösler und Thomas Kores haben die Funktionen mehrerer medizinischer Geräte in einem "Handschuh" vereint. Herkömmliche Untersuchungshelfer wie Stethoskop, Thermometer oder Pulsmesser könnten als Sensoren eingewebt werden. "Der Arzt kann bei seiner Untersuchung durch Gesten und Berührungen den direkten Kontakt mit dem Patienten herstellen. Damit wird die Beziehung zwischen Arzt und Patienten deutlich verbessert", sagt Philipp Rösler. Genauso sah das auch die Jury des Landeswettbewerbes BESTFORM und zeichnete die beiden Absolventen des Bachelor-Studiengangs "Integriertes Design" der Hochschule Anhalt in Dessau mit dem ersten Preis aus. Die Juroren hoben hervor, dass "die Art der Untersuchung beeindruckend human" ist und lobten die Designer für ihre "Kompetenz, Probleme zu erkennen und zu lösen". Die Technologie ermögliche die Konzentration auf das Wesentliche: den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient.

Entwickelt hat das Designer-Duo seinen "MediGlove" während eines Praxisseminars an der Hochschule. Vier Monate hat es daran gearbeitet. "Wir haben uns überlegt, wie wir technische Konzepte sinnvoll erweitern können", so Philipp Rösler. Der Handschuh war eine spannende und sinnvolle Lösung." Die verwendeten Sensoren seien nichts Neues, aber die Kombination in einem Handschuh ist es sehr wohl. Thomas Kores: "Wir haben vorhandene Materialien in einen neuen Kontext gesetzt und es möglich gemacht, dass über natürliche Gesten gearbeitet werden kann." Daten, die von Sensoren ermittelt werden, können über ein Prozessormodul an einen Computer übertragen und in der Patientenakte gespeichert werden.

Unterstützung für diese Idee kam vom Stuttgarter Unternehmen "mm1 Consulting & Management", das den Entwicklern beratend und fördernd zur Seite stand. Die Allianz aus Kreativen und einem Unternehmen eines anderen Wirtschaftszweiges war die wichtigste Voraussetzung, um das Projekt beim Wettbewerb einzureichen. Und hilfreich war die Wirtschaftspartnerschaft auch. Denn: Das studentische Projekt befindet sich noch in den Anfängen. Das Preisgeld sehen beide Designer als Starthilfe - mit der beispielsweise ein Prototyp auf den Weg gebracht werden könnte. "Wenn wir mit dem Projekt weiterkommen möchten, müssen wir investieren", sind sich Kores und Rösler einig. Darum kam ihnen die Aufmerksamkeit, die der erste Preis brachte, gerade recht. Zeitungen und Magazine berichteten über den "MediGlove" und die Ideen der Designer aus Sachsen-Anhalt. Sie stehen im Austausch mit Medizinern und Firmen. "Für uns kam das unerwartet", sagt Philipp Rösler. "Damit ist das Projekt nicht mehr so abstrakt, die Umsetzung ist greifbarer geworden." Dazu gehört, dass sie über ihren "Handschuh" in der Öffentlichkeit sprechen. "Im stillen Kämmerlein wird uns wohl keiner hören", meint Thomas Kores.

Im Kämmerlein passiert derzeit jedoch etwas anderes Wichtiges. Die Designer haben in neue Technik investiert, haben sich mit Sensorsätzen und Mikroprozessoren ausgestattet. Beide vereint, dass sie ihre kreativen Ideen auch technisch umsetzen können. "Zu wissen, welche Form etwas haben muss, ist wichtig, aber man muss es auch ausprobieren können", sagt Philipp Rösler. Natürlich hätten sie auch noch weitere Ideen, meinen beide, weil sie "als kreative Köpfe eben gern einfach auch mal herumspinnen und Neues entwickeln". Allerdings stehe das Diagnostik-Tool "MediGlove" bei ihrer Arbeit im Mittelpunkt, sagen sie. "Wir haben gemerkt, wie groß das Interesse ist", meint Kores, "da bleiben wir dran". Nach dem wichtigem Hinaustragen ihrer Idee folge nun der Schritt zurück zur Tiefe und Konzentration. Die Erfinder forschen weiter, schauen sich nach Partnern um, tauschen sich mit Unternehmen der Medizintechnik aus - kurz, arbeiten daran, das der "MediGlove" irgendwann den Sprung auf den Markt schafft. "Nebenbei" arbeiten sie aktuell auch daran, noch einen Master im "Transformations Design" zu bekommen. "Das Gute ist, dass wir das theoretische Wissen dann gleich in unserem Projekt umsetzen können", sagt Thomas Kores.

Fotografin und Autorin: Manuela Bock

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