Stendaler Designer entwickelt „Kommunikations-Komplizen“

 

 

 

„Alles was schick sein soll“ ist sein Metier. Dabei geht es ihm aber nicht darum, irgendwelche Dinge nur einfach „aufzuhübschen“. Nicht auf „Verkleidung“, sondern das Herauskitzeln der inneren Werte komme es ihm an, erklärt Rüdiger Laleike. Demnach scheint das berufliche Aufgabenfeld für den Stendaler Designer unermesslich breit gefächert. In der Graepel Seehausen GmbH & Co KG fand er einen festen Partner, der seine Phantasie nicht nur zu schätzen, sondern zu gegenseitigem Vorteil in unternehmerischen Nutzen umzusetzen weiß.
Der Name Laleike ist in der Altmark seit langem ein Begriff, fast so etwas wie eine eigene Marke. In den 25 Jahren seiner freiberuflich selbständigen Tätigkeit hat der gelernte Lok-Schlosser und studierte Industrie-Formgestalter (moderne Bezeichnung: Industrial-Designer) in der Region zahlreiche kreative Spuren hinterlassen. Viele Firmenlogos stammen aus seiner Feder, Gebäude tragen seine künstlerische Handschrift, so mancher Chef und Mitarbeiter sitzt auf einem echten „Laleike-Stuhl“ oder nutzt ein anderes von ihm entworfenes Möbelstück. So war es wohl kaum Zufall, dass er vor nunmehr elf Jahren vom regionalen Wirtschaftsförderer den Tipp erhielt, sich doch mal mit dem damals noch jungen Metallbauunternehmen Graepel-Stuv im benachbarten Seehausen (Altmark) in Verbindung zu setzen. Die brauchten dringend pfiffige Ideen für eine Produktpräsentation.

Es hat sofort gefunkt, obwohl beide mit dem ersten gemeinsamen Projekt damals absolutes Neuland betraten. Zwischen dem Stendaler Design-Büro und der altmärkischen Metallbaufirma ist seitdem eine feste Partnerschaft gewachsen. „Es fing bescheiden an und hat sich zu einer sehr interessanten Zusammenarbeit entwickelt“, berichtet Laleike. Inzwischen sind die kreativen Ideen des Designers in vielfältiger Hinsicht im Unternehmen gefragt. Flyer, Fotos sowie 3D-Darstellungen von Produkten und dem Firmengelände tragen ebenso seine unverwechselbare Handschrift, wie Architektur, Innenarchitektur oder Möbeldesign. Schon wer das Firmengebäude betritt, begegnet dem Wirken des Designers. Der Eingangsbereich wurde von ihm, funktional und ästhetisch so umgestaltet, dass der Besuch oder der tägliche Weg zum Arbeitsplatz zum Erlebnis wird. „Das I-Tüpfelchen ist die Bildergalerie im langen Flur“, freut sich der 65-Jährige. Dort konnte er seine künstlerische Ader voll ausleben.

Bei alledem geht es jedoch nicht nur um Wohlfühlen und Schönheit. „Das Unternehmen legt besonderen Wert auf Qualität, sowohl in der Produktion, als auch in der öffentlichen Darstellung“, erklärt Laleike. Beides seien tragende Säulen der Geschäftstätigkeit. Der Nutzen seines Wirkens ließe sich dabei zwar nicht mathematisch ermitteln. „Man kann keinen Strich drunter ziehen und ausrechnen, was hat es gebracht“, weiß er. Langfristig trage aber jedes positive (Design-)Merkmal zum Markterfolg bei. Mit 08/15-Produkten lässt sich schließlich auf dem hart umkämpften Markt heute kein Blumentopf mehr gewinnen.

„Produkte eines Unternehmens werden mit ihren spezifischen Eigenschaften und Vorzügen in direkter Form optisch und haptisch überprüfbar dargeboten. Technologie und Know-how werden durch diese Art von Kommunikation zum Anfassen für Interessenten nachvollziehbar und die Meinungsbildung erleichtert“, erläutert Laleike. Mehr als durch Kataloge, Prospekte oder digitale Medien könnten mit Mustern, die mit originalen Werkzeugen und Technologien gefertigt wurden, Vorzüge und Eigenschaften von Produkten zu potenziellen Nutzern transportiert werden.

Solche „Kommunikations-Komplizen“ seien wichtige Helfer bei der langfristigen Kundenbindung und der Gewinnung von Neukunden durch Vertrauensbildung. Diese Kommunikationsform, verteilt auf drei Teilaufgaben, in gestalterisch, künstlerisch und origineller Form zu präsentieren und damit potenzielle Kunden vom ersten Moment an für die Produkte des Hauses zu gewinnen, sei Kern des neuesten gemeinsamen Projektes.

Als erstes Element hat Laleike eine Präsentationsanlage entworfen, um die Erzeugnisse des Hauses (unter anderem Treppen, Aufstiege, Leitern, Podeste, Stege, Geländer, Blechprofilroste) in ihrer Vielfältigkeit erlebbar und im wahrsten Sinne erfassbar zu machen. Durch die Einbeziehung einer (noch) unansehnlichen Zweiradanlage und einer nicht mehr genutzten Pumpstationen entsteht ein vielfältig nutzbarer moderner Komplex, der dem gestalterischen Anspruch des Unternehmens Rechnung trägt. Als zweite Säule hat der Designer einen Handkoffer kreiert, der die Produktmuster in ästhetisch ansprechendem Rahmen transportiert. Schließlich kommt es auch in Verkaufsgesprächen oft auf den ersten Eindruck an. Wer seine Erzeugnisse und seien sie technisch noch so ausgereift, in unansehnlicher Verpackung „anschleppt“, hat schon verloren. Schließlich geht es im dritten Bereich um ein modernes Ausstellungssystem für Galerieroste.

Der Dreiklang dieser „Kommunikations-Komplizen“ bildet ein Design- und Kommunikationsgesamtkonzept, mit dem sich das Unternehmen Graepel Seehausen und das Design-Studio Laleike für den ersten BESTFORM-Award 2013 bewarben. Als erstes Bundesland zeichnet Sachsen-Anhalt damit kreative Projekte aus, die durch die Zusammenarbeit von Kreativen und Unternehmen der Industrie/Wirtschaft entstanden sind. Die Idee begeisterte auch die Jury. Das Projekt belegte den dritten Platz.


Autor /Fotograf: Christian Wohlt

 

 

 

 

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