Europaweites einheitliches System zur Verfolgung von gefährlichen Gütern entsteht in Sachsen-Anhalt
Dieses von 2012 bis 2014 laufende Projekt zur Verfolgung von Gefahrguttransporten im intermodalen Verkehr werde die Rolle Mitteldeutschlands als Logistik-Drehscheibe und als europäisches Tor nach Osteuropa weiter stärken, sagt der Logistik-Chef der Dow Olefinverbund GmbH, Wolfgang Schnabel. Der in der europäischen Logistikbranche gut vernetzte Fachmann war Mitinitiator des 2008 gestarteten Vorgängerprojektes „ChemLog“. In dessen ersten Phase waren die Bemühungen neben der Stärkung der Chemielogistik in Mitteldeutschland und der besseren Anbindung an die Wachstumsmärkte in Mittel- und Osteuropa auf die Formierung eines mitteldeutschen Terminal-Verbundes für den kombinierten Verkehr an den Chemiestandorten in Leuna und Schkopau und im Hafen Halle gerichtet.
Der so entstehende zentrale Verkehrsknotenpunkt soll Chemiegütertransporte in Richtung Osten bündeln. Da es sich dabei im großen Maße um unbegleitete Container handelt, schließt das neue EU-Projekt an die Arbeit seines Vorgängers an, das 2008 von der EU auf Anregung des Europäischen Chemieregionen Netzwerkes ECRN ins Leben gerufen wurde. Präsident des ECRN war damals der heutige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Dr. Reiner Haseloff. Heute wird das ECRN von der Wirtschaftsministerin dieses Bundeslandes, Prof. Birgitta Wolff geführt.
Schnabel sieht in Sachsen-Anhalt gute Voraussetzungen für den Erfolg des europäischen Vorhabens, zu dem sich ein Konsortium zusammengefunden hat, in dem sich Vertreter aus Industrieverbänden, Regionen, wissenschaftlichen Einrichtungen und öffentlichen Verwaltungen aus Deutschland, Italien, Polen, Tschechien, Ungarn, Österreich, Slowenien und der Slowakei zusammengefunden haben. Die Federführung liegt beim Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts.
In den kommenden Jahren wird mit einem Transportaufkommen von jährlich 50 bis 55 Millionen Tonnen chemischer Güter gerechnet, die in Sachsen-Anhalt umgeschlagen werden. Während die chemische Industrie in Westeuropa stark integriert und gut vernetzt sei, würden in Osteuropa mehr als 90 Prozent der Transporte von chemischen Gütern und zunehmend auch Gefahrgut über die Straße befördert. Das sei nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern lasse sich auch verkehrstechnisch nicht langfristig und nachhaltig realisieren, sagt Andreas Fiedler von der halleschen isw-GmbH, die im Auftrag des Wirtschaftsministerium und der Investitionsbank des Landes Sachsen-Anhalt die Arbeit des internationalen ChemLog-Projekts koordiniert hatte. Deshalb müsse soviel wie möglich auf die Schienenwege verlagert werden, fordert Fiedler.
Um ein einheitliches System der Verfolgung von Gefahrguttransporten im intermodalen Verkehr zu schaffen, setzen die Logistik-Experten auf eine Satelliten gestützte - grenzüberschreitende Lösung. „Identifiziert werden spezifische Anforderungen für die Verfolgung von Gefahrguttransporten in Mittel- und Osteuropa. In Pilotprojekten sollen konkrete Lösungen getestet werden“, sagt Schnabel. Eine besondere Chance ergebe sich, weil das Galileo Testfeld des Fraunhofer Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg sich als einziges deutsches Testfeld mit Fragen der Sicherheit und Logistik beschäftigt. Unser Projekt böte dem Institut ein konkretes inhaltliches Thema, blickt Schnabel nach vorn. Angestrebt werde eine Kooperation mit dem Fraunhofer IFF, um den praktischen Ablauf zu erproben. In Europa ist dieses „ChemLog Tracking&Tracing“ Projekt einmalig. Es stelle aber auch besondere Anforderungen, ist sich Schnabel, der seit fast 40 Jahre mit Chemietransporten zu tun hat, sicher. Denn es gehe um sehr sensible Daten sowohl von Gütern als auch von Kunden. „Es muss ein zuverlässiges System entstehen, das unabhängig von Ländern, von Firmen und Transportträgern funktioniert“, hebt Schnabel hervor.
Für die erfolgreiche Umsetzung des „ChemLog Tracking&Tracing“-Projekts spräche nicht nur die Funktion Sachsen-Anhalts als Logistik-Drehscheibe und Tor nach Osten, sondern auch das große Interesse, das auf vielen Seiten bestehe, sagt Schnabel. Unterstützung käme nicht nur von Transportunternehmen, vom Verband der Chemischen Industrie, von der Wissenschaft, sondern auch von der Öffentlichen Hand, von Landes- und Bundesministerien. Als Vorteil erweise sich, dass die Präsidentin des ECRN aus Sachsen-Anhalt kommt und das Cluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland das Projekt von Anfang an begleitet. Schnabel und Fiedler räumen ein, dass das mit 1,5 Millionen Euro geförderte Vorhaben bis 2014 nicht völlig ausgereifte Lösungen vorlegen kann. „Die wichtigsten Vorarbeiten aber werden erledigt, die entscheidenden Daten und Zugangsberechtigungen werden vorhanden sein. Danach folgt ein Pilot-Projekt. Der Transport von gefährlichen Chemiegütern wird durch uns transparenter, sicherer, effizienter, umweltfreundlicher und nachhaltiger“, so Schnabel.
Kontakt:
Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt
Hasselbachstr. 4
39104 Magdeburg
Catrin Gutowsky
Tel.: +49 391 5674452
E-Mail: catrin.gutowsky.ignore@mw.sachsen-anhalt.de
Web: www.chemlog.info