Eine ganze Fachwerkstadt als Filmdouble

Wetzlar liegt in Sachsen-Anhalt. Zumindest im Film "Goethe!" musste die mittelhessische Stadt mit einem Double vorlieb nehmen. In puncto Fachwerkhäuser und historischer Kulisse hatten Osterwieck im Vorharz und Quedlinburg die Nase vorn. Dort spielte ein Teil der romantischen Liebesgeschichte des jungen Dichters zu Charlotte Buff. 2010 erlebte der Streifen in der Regie von Philipp Stölzl seine Premiere.

Harz, Altmark und Burgenland haben das Zeug zur Filmkulisse, Halle sowieso, denn dort entstanden eine ganze Reihe von Folgen der Fernsehkrimireihe "Polizeiruf 110" mit Jaecki Schwarz als Herbert Schmücke. 256 Schauplätze verzeichnet der so genannte "Location - Guide" der Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) für Sachsen-Anhalt. Mit diesen Offerten soll Filmproduzenten Appetit gemacht werden, ins Land zu kommen. "Wir sehen das nicht nur als Imagefrage, sondern auch als eine Form der Wirtschaftsförderung", sagt MDM-Sprecher Oliver Rittweger. Deshalb sei die Palette der möglichen Drehorte groß gehalten, beschränke sich allerdings auf öffentlich verwaltete und zugängliche Gebäude oder ganze Stadtensemble sowie Landschaften. Die barocken Anlagen in Blankenburg gehören ebenso dazu, wie das Dessauer Bauhaus, die alte Brikettfabrik Herrmannschacht bei Zeitz, und ein ehemaliger Grenzwachturm bei Rhoden, Kreis Halberstadt.

Überall, wo Filmteams tätig sind, benötigen Schauspieler, Techniker und Drehstab Unterkünfte, wollen Essen und greifen auf Unternehmen der Region zurück. Der Production-Guide der MDM benennt Tonmeister, Spezialfirmen für den Dekorationsbau, Maskenbildner, Kleindarsteller oder Musikproduzenten. Sie alle profitieren von Dreharbeiten.

Die rund 12,5 Millionen Euro an Fördermitteln, die die MDM jährlich vergibt, kommen auf diese Weise auch den drei beteiligten Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zugute.

"Unser Anliegen ist es, dass bei jeder Produktion wenigsten die von uns gewährten Zuwendungen auch hierzulande ausgegeben werden", erklärt Rittweger. Das Geld gewähre man als zinsloses Darlehen, das bei Erfolg wieder in den Fördertopf zurückfließe. Deshalb sollten die Filme auch wenigstens eine Chance haben, sich im Verleih oder im Fernsehen behaupten zu können. Das können anspruchsvolle Spielfilme ebenso sein, wie Dokumentarstreifen.

Gut 160 Filmen sind seit Ende der 1990er Jahre in Sachsen-Anhalt entstanden, schätzt die MDM. Darunter befanden sich allein 20 Animationsfilmproduktionen. "Da zeigt sich das Bundesland auch international gut aufgestellt", sagt Rittweger. Die Hallesche MotionWorks GmbH gehört heute zu den gefragten Partnern bei der Herstellung solcher Projekte. “Mullewapp“, „Globi und der Schattenräuber“, „Der kleine Eisbär“, und „Laura’s Stern“ sind einige, die in den Studios an der Saale umfassend bearbeitet wurden. Die Künstler dort sind in zahlreichen Genres der Animation zu Hause. Ihre Fertigkeiten bei  2D- und 3D- Animation, Puppen- und Legetricks sind ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Auch bei den Postproduktionen besitzt Halle, als wichtiger Standort für hochwertige Leistungen, einen guten Ruf auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus. In erster Linie übernehmen Spezialisten dabei den Schnitt und die digitale Nachbearbeitung der Bilder im Computer sowie das Vertonen. Ideen und Visionen der Auftraggeber nehmen beispielsweise im Mitteldeutschen Multimediazentrum Gestalt an. Seit seiner Eröffnung im Sommer 2007 haben rund 55 Unternehmen der Kreativ-, Medien- und IT-Wirtschaft dort ihren Firmensitz bezogen. Fast 600 Arbeitsplätze sind inzwischen entstanden. Die Schwerpunkte liegen auf der Filmproduktion, bei Grafik und Design und auf der Entwicklung von Angeboten für das Internet.

Dass Produktionen die Chance auf einen großen Erfolg haben, beweist die deutsch-französische Koproduktion "Carlos - Der Schakal" von Regisseur Olivier Assayas. Bei der Verleihung der 68. Golden Globe Awards wurde sie als beste Mini-Serie/Fernsehfilm ausgezeichnet, berichtet Rittweger. Das Porträt über einen der meistgesuchten Terroristen der 1970er und 1980er Jahre ist eine Produktion von Egoli Tossell Film (D) und Film en Stock (F). 2009 entstand die Produktion unter anderem in Halle/Saale, Naumburg und Leipzig sowie in Paris, London, Budapest, Jemen und Sudan.


Autor/Foto: Klaus-Peter Voigt

Kontakt:
Mitteldeutsche Medienförderung GmbH
Hainstraße 17 -19
04109 Leipzig

Ansprechpartner:
Oliver Rittweger
Tel.: +49 (0)341 / 2698714
E-Mail: oliver.rittweger@mdm-online.de
Web: www.mdm-online.de
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