Die goldenen Orangen von Oranienbaum

Bis ins 17. Jahrhunderte geht diese Nähe zum Königreich zurück. Fürst Johann Georg II von Anhalt-Dessau heiratete 1659 die oranische Prinzessin Henriette Catharina. Daraus entwickelten sich vielfältige Kontakte wirtschaftlicher und kultureller Art. Stadt und Schloss Oranienbaum wurden ab 1663 nach den Plänen des niederländischen Architekten Cornelius Ryckwaert für Catharina errichtet, erzählt Aletta Jaeckel. Die gebürtige Holländerin gründete Anfang dieses Jahres in Halberstadt ihre Firma AJC Tourismusmarketing.

"Solche Traditionen wollen wir aufgreifen und heute wieder mit Leben erfüllen", ergänzt Emiel Hondelink. Der Unternehmensberater mit holländischen Wurzeln lebt seit 15 Jahren in Sachsen-Anhalt. Für ihn ist das Bundesland zur Heimat geworden. 2008 gehörte er zu den Initiatoren des Netzwerkes Niederlande-Mitteldeutschland, das an historischer Stätte in Stolberg gegründet wurde. Das dortige Schloss ist der Geburtsort von Juliana zu Stolberg (1506-1580), der Stammmutter der älteren und jüngeren Linie des niederländischen Königshauses. Kontakte zwischen deutschen und niederländischen Geschäftsleuten und ihren Angehörigen sollen im Mittelpunkt der Veranstaltungen vom typisch niederländischen „Borrel“, einem Umtrunk, bis zur großen Wirtschaftskonferenz stehen, berichtet Hondelink.

Der hochgewachsene Mann sieht es als gute Basis an, erfolgreich Kontakte zu knüpfen. Unternehmen, Privatpersonen, Kommunen und Hotels gehören dem Verein an. Die 39 Mitglieder kommen fast zu gleichen Teilen aus beiden Ländern. Die wirtschaftlichen Kontakte Sachsen-Anhalt zu den Niederlanden sind beachtlich, erläutert er. Firmen aus der Region zwischen Altmark und Burgenland sind im Handel besonders emsig. In der Rangfolge der Exportländer liegen die Niederlande mit einem Anteil von 6,3 Prozent unangefochten auf Platz vier. Beim Import wird die Sieben-Prozent-Marke fast erreicht.

Sachsen-Anhalt ist zurzeit das ostdeutsche Bundesland mit dem höchsten Anteil holländischer Direktinvestitionen. 151 Firmen sind zu mindestens 51 Prozent in niederländischer Hand. Dazu gehört beispielsweise f|glass in Osterweddingen mit 280 Mitarbeitern. Dort entstehen unter anderem beschichtete und/oder gehärtete Glasscheiben. Das dort ebenfalls produzierte sehr weiße, eisenarme Glas kommt weltweit in der Solarindustrie zum Einsatz. f|glass geht auf ein Joint-Venture der niederländischen Scheuten-Gruppe mit der deutschen Interpane Gruppe zurück.
Hondelink sieht in Kooperationen eine Chance für beide Seiten. "Wir wollen unter anderem Ansiedlungen hierzulande forcieren", versichert der Sprecher des Netzwerks. 23 potenzielle Investoren aus den Niederlanden seien erst Ende vergangenen Jahres im Bundesland unterwegs gewesen. Besonders überrascht zeigten sie von den günstigen Grundstückspreisen. "Vielleicht gelingt es uns ja, dass die EsBro investment group eine Gewächshausanlage im Süden Sachsen-Anhalts eine Gewächshausanlage errichtet", sagt er.

Die Rahmenbedingungen würden stimmen, die Müllverbrennungsanlage in Zorbau könnte ausreichend Wärme für den Betrieb liefern.

Im Tourismus, so versteht es Aletta Jaeckel, bestehen viele Chancen und es handelt sich um keine Einbahnstraße. Gerade organisiert das Netzwerk eine Reise von einem Dutzend Touristikern, einige Plätze seien noch frei,  aus Sachsen-Anhalt in die Niederlande. Im Februar kommenden Jahres können sie dort für ihre Angebote werben und zugleich erfahren, "wie die Holländer" ticken. Schließlich gehören sie zu denen, die sich im Harz, der Altmark oder im Saale-Unstrut-Gebiet besonders wohl fühlen. Regelmäßig belegen sie den Spitzenplatz in der Rangfolge ausländischer Gäste in Sachsen-Anhalt. Mit gerade einmal fünf Stunden Autofahrt liegen diese Regionen schließlich fast vor der Haustür. Die Luthergedenkstätten, das Dessau-Wörlitzer-Gartenreich und Radeln entlang der Elbe sind beliebt.
2012 will Jaeckel Landsleute aus ihrer Heimat erstmals mit einem eigenen Reiseangebot anlocken. "Harz und Himmelsscheibe" heißt die Tour, die unter anderem nach Goseck führt. Dort erleben die Urlauber in der originalgetreuen Rekonstruktion des Observatorium aus der Zeit 4800 v. Chr. am 21. Juni die Sommersonnenwende. Natürlich steht in Halle an der Saale ein Besuch der ältesten konkreten Darstellung des Kosmos, der Himmelsscheibe von Nebra, auf dem Programm. "Solche Offerten bringen auch nachhaltige Effekte für Sachsen-Anhalt", ergänzt Hondelink. Schließlich geben Touristen Geld aus, gingen in Gaststätten, kauften ein und übernachteten in Hotels. Das sichere Arbeitsplätze und helfe der Wirtschaft im Bundesland.

Autor/ Foto:
Klaus-Peter Voigt

Kontakt:
Netzwerk Niederlande-Mitteldeutschland
Töpferplan 1
06108 Halle/Saale

E-Mail: oeffentlichkeit.ignore@nnmd.de
Web: www.niederlande-mitteldeutschland.de/de/
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