Edelstahlverarbeiter aus Sachsen-Anhalt als Vorreiter bei Elektrotankstellen

Edelstahlverarbeiter aus Sachsen-Anhalt entdeckte neues Geschäftsfeld - Tanksäulen für Elektrofahrzeuge als Chance für die Zukunft. Leise surrt ein Elektroauto an seine Tanksäule. Mit einem Anruf per Handy zur bundesweit einheitlichen Ladefoxx-Nummer öffnet sich für den Fahrer die Klappe zu den Steckdosen. Mit dem passenden Kabel zapft er dann neue Elektroenergie. Die Abrechnung für den Ladevorgang erfolgt später per Rechnung. Das System ist denkbar einfach und erfordert nur eine einmalige Nutzeranmeldung auf www.ladefoxx.de. Seit mehr als zwei Jahren liefert die ERO Edelstahl-Rohrtechnik GmbH solche Tanksäulen. Über 200 Exemplare davon stehen inzwischen deutschlandweit, sagt Geschäftsführer Dr. Peter Westerbarkey. 1.200 gibt es heute insgesamt von unterschiedlichen Herstellern zwischen Ostsee und Alpen.

Das Unternehmen im Norden Sachsen-Anhalts gehört zu den Vorreitern in Sachen Elektrotankstellen. "Wir wollten bei diesen Technologien nicht erst auf den fahrenden Zug aufspringen, sondern von Anfang an aktiv mitgestalten", sagt Westerbarkey. Seine Firma ist Spezialist für die Verarbeitung von Edelstahl und Aluminium. Dazu gehöre die Anfertigung komplizierter geometrischer Formen. Für das Innenleben von Stromtanksäulen hat sie sich Partner aus der Elektronik-Branche gesucht und ging eine langfristige Kooperation ein.

Der Geschäftsführer beweist ein Faible für Neuentwicklungen. Nur mit innovativen Produkten und neuen Standbeinen sieht er eine Zukunft für den Betrieb. Die Krise hatte schmerzhafte Einschnitte durch eine schlechte Auftragslage vor allem bei Zulieferungen für Lüftungssysteme in Gebäuden gebracht und damit die Richtigkeit dieses Konzepts bewiesen.

"Unser System ist modular aufgebaut und für zukünftige Anforderungen nachrüstbar", erläutert Dr. Peter Westerbarkey. Kunden bekommen ihre Stromladesäule fix und fertig aus einer Hand, selbst das Betonfundament gehört zum Lieferumfang.  Die mannshohen Säulen bestehen aus drei Bereichen. Ganz oben befindet sich der Kommunikationsbereich. Mit seiner Hilfe kann der Kontakt zur Ladefoxx-Zentrale per Handy aufgenommen werden. Nach einer einmaligen Anmeldung im Internet lässt sich mit dem registrierten Mobiltelefon und Angabe der Säulennummer per Funksignal das Tanken starten. Dazu dient der zweite Bereich. Dort finden sich bis zu drei unterschiedliche Anschlüsse für diverse Ladesysteme. Ganz gleich, ob der übliche Schuko-Stecker für 230 Volt, der Abnehmer für Drehstrom mit 400 Volt (Schnellladung) oder der so genannte Typ 2-Stecker (Schnellladung), alle werden bedient. Gibt es künftig andere Kontakte, so lassen sich diese unproblematisch nachrüsten. Im Säulenfuß hat die übrige Technik wie der Stromzähler Platz gefunden. Im Reparaturfall ermöglicht die kompakte Konstruktion schnelle Hilfe. Defekte Bauteile können mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden, da ganz bewusst marktübliche Standardelektronik zum Einsatz kommt.

In der ERO-Kooperation wurde bereits eine ganze Serie von unterschiedlichen Säulen entwickelt, angepasst an das jeweilige Nutzungskonzept. "Wir stellen uns damit auf die Wünsche unserer Kunden ein", erklärt Westerbarkey. Neben dem handygesteuerten Modell stehen gegenwärtig solche beispielsweise für Supermärkte zur Verfügung, die ähnlich der traditionellen Tankstelle für Benzin funktionieren. Eine dritte Variante ist für Firmenparkplätze gedacht. Neben der "Mutter" gibt es bis zu acht "Kinder", die von ihr aus gesteuert und bedient werden.

Schon jetzt sucht der Geschäftsführer nach weiteren Anwendungsgebieten und sieht in Elektrofahrrädern ein weiteres Betätigungsfeld. Dort werde es angepasste Systeme geben müssen, um die Zweiräder möglichst unkompliziert zu versorgen. Das sei vor allem wegen unterschiedlicher Kontakte und Batteriesysteme eine Herausforderung.

Die Salzwedler Firma war 1991 als Teil der Gütersloher Westa-Gruppe gegründet worden, um den hohen Bedarf  in der ostdeutschen Bauwirtschaft nach Edelstahlrohren zur Schornsteinsanierung erfüllen zu können. Die technischen Lösungen sind auf diesem Gebiet vielfältig und bis heute für Einfamilienhäuser ebenso wie für Blockheizkraftwerke geeignet. Alte Hallen der örtlichen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) waren schnell zum Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung geworden. Durch einen Zufall sei man damals auf das Grundstück gestoßen, sagt Westerbarkey. Am Sitz der Holding-Mutter erhielten die ersten Mitarbeiter eine gründliche Ausbildung, schon im gleichen Jahr lief die Produktion an. Bis in die Gegenwart steht Aus- und Weiterbildung bei ERO hoch im Kurs, die Firma bezahlt den Besuch von Lehrgängen und bildet kontinuierlich Lehrlinge aus. Heute arbeiten knapp 70 Mitarbeiter am Standort. Sie stellen Lüftungen für Reinsträume zur Produktion von Computerchips ebenso her wie für Pharmaproduzenten. Daneben gehören Schornsteine aus Edelstahl für Biogas-Anlagen und Rohrleitungen für Lüftungsanlagen in ICE oder Doppelstockzügen zum Sortiment. Exporte gehen gegenwärtig in rund 30 Länder der Erde.

Autor: Klaus-Peter Voigt

Kontakt:

ERO Edelstahl-Rohrtechnik GmbH

Industriestraße 1

29410 Salzwedel 

www.edelstahltechnik.com

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