megawood® – Unternehmen aus Aschersleben erobert mit neuen Werkstoffen den Weltmarkt
„Für uns muss und darf kein Baum gefällt werden“ sagt Geschäftsführer Hoger Sasse
Ein altbewährtes Prinzip mit neuem Ansatz verfolgt Holger Sasse, Geschäftsführer der NOVO-TECH GmbH & Co.KG, mit seinen 142 Mitarbeitern am Firmensitz im sachsen-anhaltischen Aschersleben: Produkte aus einer Verbindung von Naturfasern mit Polymeren. Unter WPC (wood plastic composite) produzieren weltweit schon andere Unternehmen. Mit WPC-Flüssigholz, einem 50:50 Gemisch aus Naturfasern und Plastikbestandteilen, will Holger Sasse jedoch seinen Werkstoff nicht verglichen wissen Naturprodukt kann man das Ergebnis kaum nennen, meint er. WPC sei eher ein faserverstärkter Kunststoff.
Das Produkt von megawood® hingegen besteht aus mindestens 70 Prozent Naturfasern, die zu 100 Prozent aus Säge- und Hobelspänen der Holzindustrie stammen. Maximal 30 Prozent bestehen aus Polymeren und Additiven. Man hat damit eine komplett neue Werkstoffgruppe ins Leben gerufen: die Holz-Polymer-Werkstoffe. Dank megawood® wurde der Begriff definiert und genormt. In absehbarer Zeit wird er auch berechenbar und mit Elastizitätsmodul im Bau zugelassen sein. Möglich gemacht wurde dies durch eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut. Diese Beurteilung und Berechenbarkeit eines Werkstoffes ist wichtig, damit er auch für tragende Bauteile zum Einsatz kommen kann. Ein weiterer Markt für das vielseitige Material.
2005 begann die Erfolgsgeschichte megawood®, damals noch am Standort Halle Ammendorf. Doch Holger Sasse besann sich auf seine Wurzeln und verlegte den Firmensitz in seine Heimatstadt Aschersleben. Am 9.2.2007 wurde der Grundstein gelegt, im August 2007 das erste Brett produziert. Trotz Eigenkapitals war für das junge Unternehmen öffentliche Förderung notwendig. Der Geschäftsführer ist noch heute dem Land Sachsen-Anhalt sehr dankbar für diese Unterstützung. Und für die Zusammenarbeit mit der Investitionsbank, ohne die es „deutlich schwerer gewesen und nicht so wäre, wie es heute ist“.
„Bei uns gibt es den klaren Anspruch: so viel wie es geht einheimischen, nachwachsenden Rohstoff; so wenig wie möglich Erdöl“
Dem Geschäftsführer ist ein Ressourcen-schonender Umgang mit endlichen Rohstoffen sehr wichtig. „Für uns muss und darf kein Baum gefällt werden. Wir leben zu 100 Prozent von dem, was die Holzindustrie übrig lässt, nämlich dem Säge- und Hobelspan.“ Dies sei in den vergangenen Jahren aber immer schwerer geworden, weil Holz zunehmend direkt verbrannt wird. Holger Sasse ist deswegen Fan der „Kaskadenwirtschaft“: „Alles was wir einmal erzeugt haben, muss so oft wie es geht stofflich genutzt werden, um Ressourcen zu schonen. Erst am Ende seiner stofflichen Nutzung darf es dann in Energie verwandelt werden. Das würden wir uns wünschen.“
Im Rahmen dieses Prinzips nimmt NOVO-TECH alte Dielenböden zurück, um sie erneut aufzuarbeiten und wieder zu verwerten. Holger Sasse erwähnt mit einem Augenzwinkern, daß der Rückfluss ihrer Produkte zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sehr groß sei. Das Unternehmen ist erst seit gut zwölf Jahren am Markt und man geht davon aus, dass der Werkstoff in der Außenanwendung 20 bis 30 Jahre seinen Dienst tut. Der eigene Besitz von zwölf Jahre alten Außenanlagen sowie 97 Jahre künstliche Bewitterung im Labor bestätigen diese Zahlen - da kann Holz als Werkstoff nicht mithalten.
Vielfältiger Werkstoff, egal ob als Granulat oder zum Produkt verarbeitet
Mittlerweile produziert die NOVO-TECH nicht mehr nur die bekannten Barfußdielen, sondern hat auch Sichtschutz, Lichtsysteme und Gartenfackeln im Angebot. Der Rohstoff wird außerdem als Granulat an Kunden vertrieben. In allen Variationen liegen in den Lagern der Firma allein für megawood® 350 verschiedenste Artikel. Stolz erzählt Holger Sasse, dass auch große Baumarktketten an ihn heran treten, um für ihre Eigenmarken Terrassendielen aus dem Naturwerkstoff in Auftrag zu geben.
Praktisch lässt sich aus dem Holz-Verbundstoff alles herstellen, was der Kunde wünscht: Gartenmöbel, Sitzbänke, Blumenkübel, Hundehütten und auch ganze Kinderspielplatzausstattungen. Eine TÜV-Zertifizierung gewährleistet, dass die Produkte bzw. der Werkstoff auch für Kinder geeignet und sogar als Spielzeug einsetzbar sind. Von der Langlebigkeit des Materials war auch der TÜV bei seiner Wiederholungsprüfung erstaunt: Der Test-Spielplatz sieht zwei Jahre nach der ersten Prüfung noch aus wie am ersten Tag ideale Voraussetzungen, um noch viele weitere Jahre Generationen von Kindern Freude zu bereiten.