Sicher parken, Stellplätze buchen, Vorfahrt für Rettungsfahrzeuge sichern

Wie von Sachsen-Anhalt aus neue Mobility Services ihren Weg auf die Straßen der Welt finden

New Mobility digital: Service-Angebote für den Lkw-Verkehr, Technologien zur Steuerung von Sicherheits- und Rettungsfahrzeugen, Angebote für multimodales Reisen: Unternehmen und Forschungsinstitute in Sachsen-Anhalt lenken das Thema Mobilität in neue Richtungen, die Aspekte wie Sicherheit, Umweltschutz und Effizienz bündeln.

Im März war es soweit: Die Online-Plattform „Park Your Truck“ ist online gegangen. Darauf hat Denise Schuster lange hingearbeitet. Die Gründerin der Firma „Unser Parkplatz“ ist für die Umsetzung ihrer Vision nach 18 Jahren aus Bayern in ihre Heimatstadt Dessau zurückgekehrt und hat im Transfer- und Gründerzentrum eine Niederlassung eröffnet. Die Wahl für den Standort fiel nicht zufällig, neben persönlichen Gründen zählte für die Dessauerin auch, „dass man hier eine Super-Auswahl an Top-Mitarbeitern hat“. „Wir wollen ein riesiges Problem lösen, das sich noch verschärft“, so Denise Schuster. Für Lastwagen fehlen Stellplätze an den Autobahnen. Die Geschäftsführerin weiß: „Oft brauchen Fahrer viele Anläufe, um für die vorgeschriebenen Ruhezeiten einen Parkplatz zu finden.“ Das koste nicht nur enorm viel Kraftstoff, weil tonnenschwere Gefährte abbremsen und wieder starten müssen, sondern auch Zeit, die von der Lenkzeit abgehe. Wird diese überschritten, ist ein Bußgeld fällig. Laster stehen darum häufig gefährlich an Ein- und Ausfahrten, auf Standstreifen oder in autobahnnahen Wohn- und Gewerbegebieten. Die Geschäftsführerin und ihr Team haben eine Technologie entwickelt, mit der der Disponent für den Fahrer einen Parkplatz reservieren kann. „Dafür brauchen wir alternative Flächen“, so Denise Schuster. Diese suchen sie sich in ganz Deutschland. Alles, was eine sichere Stellfläche werden kann, ist für die Akquise interessant: Autohöfe, Messe- und Busparkplätze, Stellplätze an Stadien, Flughäfen, Tankstellen oder auch der kleine Service-Parkplatz neben einer Werkstatt. Etwa 90 Parkareale sind inzwischen bei „Park Your Truck“ gelistet. Und es sollen noch viel mehr werden.

Expansionskurs in Europa

Die Zielgruppe für ihren Mobilitäts-Service hat Denise Schuster vor allem bei den Spediteuren ausgemacht, die für die Fahrer die Plätze ganz simpel reservieren können. Die Software hat die Firma selbst programmiert. Viel Geld, Know-How sowie Erfahrung und fundierte Werte aus Umfragen und Erhebungen sind eingeflossen. Die Nutzung ist einfach: Registriert sich eine Spedition, wird sie zunächst geprüft. Anschließend erhält sie ihre Zugangsdaten. Damit kann sie sich jederzeit einloggen und einen bestimmten Parkplatz für die gewünschte Zeit buchen – fast wie bei einer Hotelzimmerbuchung. Der Fahrer erhält die Daten über eine Mobilfunk-Nummer und steuert den Stellplatz an, der freigehalten wurde. „Wir haben hohe Sicherheitskomponenten in unsere Software eingebaut, halten aber alles sehr transparent für Fahrer, Disponenten und die Parkplatzbetreiber“, erklärt Denise Schuster. Das Konzept überzeugt zunehmend auch Top-Speditionen. Das sachsen-anhaltische Unternehmen ist auf Expansionskurs in westeuropäischen Ländern. „In den nächsten Quartalen wollen wir auch Parkplätze im Ausland anbieten“, sagt Denise Schuster.

Sicherheit für Fahrer, Fracht und Planungen

Truckern und ihren Ladungen sichere Stellflächen auf den Touren zu bieten, hatte sich bereits vor Jahren „Bosch“ auf die Fahne geschrieben. „Heute verstehen wir den Sicherheitsbegriff etwas komplexer“, so Dr. Jan-Philipp Weers, Leiter „Bosch Secure Truck Parking“. Neben der Sicherheit für Fahrer und Ladung, die durch Videoüberwachung und Schranken auf den Parkarealen gewährleistet wird, zählt auch die Planungssicherheit zu den Haupt-Aspekten des weiter entwickelten Service. Was 2014 in Sachsen-Anhalt auf einem Autohof in Hohenwarsleben an den Start gegangen ist, hat sich zu einem großen Angebot entwickelt. „Wir geben neben Autohöfen auch Firmen die Möglichkeit, eigene Lkw-Stellplätze zur Buchung anzubieten“, erklärt Dr. Jan-Philipp Weers. Beim „Bosch“-Service greift man jetzt auch im Rahmen eines Sharing-Economy-Ansatzes auf Plätze zurück, die ohnehin vorhanden sind – beispielsweise bei Speditionen. Neue Plätze müssen dann gar nicht gebaut werden.

Die Steuerung läuft über eine Internet-Plattform, auf der die Disponenten den benötigten Stellplatz reservieren, der Fahrer wird über eine App informiert. Fährt der Lkw auf das Areal, öffnen sich die Schranken, die Abrechnung erfolgt bargeldlos und minutengenau. Mit dem Service wird die Logistik effizienter, die Sicherung der Fracht und des Fahrers gewährleistet und der Umweltschutz ernst genommen, weil keine grüne Fläche asphaltiert werden müsse, betont Dr. Philipp Weers.

Verbesserung der Reiseplanungen im Visier

Mit dem Straßenverkehr der Zukunft beschäftigt sich in Sachsen-Anhalt auch das „ifak“. Das „Institut für Automation und Kommunikation“ forscht dabei in vielen Richtungen und bietet praktische Lösungen an. Seit Jahren bündelt das „ifak“ beispielsweise in einem digitalen Service Mobilitäts- und Verkehrsinformationen von Sachsen-Anhalts Straßen. Auf der Plattform „ifc“ werden aktuelle Baustellen, Umleitungen und Parkinformationen im Land zusammengefasst. Mit dem laufenden Forschungsprojekt „PAMIR“ möchte das Institut mit Sitz in Magdeburg zudem die Parkplatzsuche in Ballungszentren vereinfachen. Mit einem Sensor soll hierbei in Echtzeit ermittelt werden, wie stark Stellplätze belegt sind. Das Ziel der „Parkplatzbelegungsinformation“ – so der ausführliche Name – ist eine realistischere und zuverlässigere Reiseplanung. „Das könnte unter anderem bei der Kopplung vom Pkw mit  anderen Verkehrsmitteln helfen und so intermodale Verkehre bei den Umsteigeprozessen vereinfachen“, erklärt Geschäftsfeldleiter Professor Hartmut Zadek.

Vorfahrt für Rettungsfahrzeuge sichern

Gemeinsam mit Partnern möchte das „ifak“ auch Sicherheits- und Rettungsfahrzeugen in naher Zukunft die schnelle Fahrt zum Notfallort erleichtern. „Retter kommen in deutschen Städten häufig nicht zügig voran, obwohl gerade sie schnell sein müssen“, weiß Professor Zadek. „Ifak“-Mitarbeiter aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Automation kooperieren dafür mit Experten für Verkehr und Assistenz. Getestet wird das System in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg und im niedersächsischen Braunschweig. Die Verbesserung der Routenplanung für die Retter soll vor allem mit einer Kombination von Instrumenten, darunter einem Navigationssystem speziell für Einsatzfahrzeuge, gelingen. Parallel arbeitet das Projektkonsortium an einem Programm für Ampelanlagen, mit dem Polizei und Feuerwehr im Einsatz „Grün“ anfordern können. „Der Autoverkehr wird zunehmend automatisiert, dann wären Polizei und Feuerwehren dem Tross der Pkw auf deutschen Straßen um ein paar Hecklängen voraus“, sagt Professor Hartmut Zadek.

Mobility Services sind Geschäftsmodelle der Zukunft. Sie sorgen nicht nur dafür, dass Autofahrer und Berufskraftfahrer Zeit sparen, sondern es werden auch Ressourcen geschont und die Verkehre im Stadtgebiet reduziert. Auf diesem Gebiet ist in Sachsen-Anhalt Vieles in Bewegung.

 

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