Sachsen-Anhalt – glänzender Aluminium-Standort in Deutschland
Es ist leicht, gut leitfähig und bestens zu verarbeiten-Aluminium ist einer der Werkstoffe der Zukunft. Vor allem zur Herstellung von Haushaltsgeräten und im Fahrzeugbau kommt Aluminium aufgrund seiner Eigenschaften weltweit zum Einsatz. Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum Aluminium-Land entwickelt. Im Raum Bernburg im Zentrum des deutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalt haben sich gleich vier internationale Firmen der Branche niedergelassen.
Nachterstedt im Salzlandkreis. Im November 2015 ist es soweit. Der US-amerikanische Konzern Novelis eröffnet seine neue Automobil - Fertigungslinie. 62 Millionen Euro hat Novelis in die Produktionsstätte investiert. Jährlich sollen hier 120.000 Tonnen Aluminiumblech gefertigt werden. Für Novelis ein wichtiger Schritt, die Position als führender Lieferant von Aluminium-Walzprodukten im Fahrzeugbau weiter auszubauen. Die Automobilindustrie setzt beim Karosseriebau immer mehr auf Aluminium. Jaguar, Rover, BMW - sie alle wollen und müssen die Kraftstoffeffizienz ihrer Fahrzeuge erhöhen und den CO2-Ausstoß verringern. Das ist die Chance für innovative Unternehmen. Novelis, seit 40 Jahren am Markt für Karosserieleichtbau, baut seine Produktion konsequent aus, ist führend an den wichtigsten zentralen Standorten des Automobilbaus weltweit. Der Standort Nachterstedt wurde ganz bewusst gewählt. Neben dem Walzwerk mit Kapazitäten für Kaltwalzen, Oberflächenbehandlung, Beschichtung und Veredlung für Fahrzeuge, Verpackung, Bauwesen und Industrie, entstand 2014 außerdem das weltgrößte Recyclingwerk für Aluminiumschrott. Das bedeutet kurze Wege und fließende Prozesse. Und für die Region bedeutet es wirtschaftlichen Aufschwung und neue Arbeitsplätze. Um die 1.200 Mitarbeiter sind bei Novelis in Nachterstedt beschäftigt. Damit ist die Firma einer der größten Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt. Nachterstedt hat alles, was ein florierendes Unternehmen braucht: gefestigte Infrastruktur, funktionierende Logistik und die notwendigen Fachkräfte. Mittlerweile hat sich der Standort Nachterstedt zur größten der neun Novelis-Niederlassungen in Europa entwickelt. Kunden finden sich weltweit, aber auch in unmittelbarer Nähe.
Nur wenige Kilometer entfernt; an der A14 bei Bernburg nahm im Dezember 2014 die internationale Befesa Gruppe ihr Aluminium- Zweitschmelzwerk in Betrieb. Befesa ist wichtiger Geschäftspartner von Novelis. Restabfälle von Novelis werden hier wieder aufbereitet. So werden in Sachsen-Anhalt Netzwerke global agierender Unternehmen gebildet. Ein Zeichen, dass die Anstrengungen zur Ansiedlung neuer Unternehmen Früchte tragen. Befesa-General Manager Georg Matthies lobt denn auch die Zusammenarbeit mit Ansprechpartnern in der Region. „Das funktioniert reibungslos. Man wird sehr wohlwollend aufgenommen; kritisch aber zuvorkommend und in einer unglaublich angenehmen Atmosphäre. Wir waren lange auf Standortsuche in verschiedenen Bundesländern. Hier passte das Paket“.
Sachsen-Anhalt konzentriert sich auf innovative Leitmärkte, darunter der Maschinen- und Anlagenbau und die Ressourceneffizienz. In Zeiten knapper Ressourcen wird die Aufbereitung von Industrieabfällen immer wichtiger. Das hochmoderne Schmelzwerk von Befesa verspricht, einer der produktivsten Standorte in der Herstellung von Gusslegierungen zu werden. 30 Millionen Euro hat Befesa in den Standort investiert; 70 Arbeitsplätze wurden geschaffen. Zwischen 45- und 50.000 Tonnen Aluminium wurden im Jahr 2015 produziert; Tendenz steigend. Das meiste geht an Kunden in der Region. Hauptabnehmer sind die Automobil- und die Verpackungsindustrie. Wiederverwertetes Aluminium hat einen großen Vorteil: es braucht nur etwa fünf Prozent der Energie, die zur Herstellung von primärem Aluminium benötigt wird und es verliert nicht an Qualität.
In Sichtweite von Befesa hat das belgische Unternehmen Coil seit mehr zehn Jahren seinen festen Platz. Coil - übrigens Dienstleister für Novelis - veredelt Aluminiumbänder, vor allem für Fassaden. Das Unternehmen gilt als weltweit größter Aluminium-Eloxierer mit wachsendem Auftragsvolumen. In Bernburg werden jährlich 13.000 Tonnen Aluminiumband veredelt. Und so will Coil mit einer weiteren Produktionslinie in Bernburg an den Start gehen und mit einer größeren Bandbreite neue Kunden gewinnen. 22 Millionen Euro nimmt das belgische Unternehmen dafür in die Hand. Der Probelauf ist Ende des Jahres geplant. Im ersten Quartal 2017 soll die Produktion beginnen.
Warum Bernburg? „Es war vor allem die Nähe zu Novelis, die 2004 den Ausschlag gab“, sagt Werkleiter Gerald Sturm. „Außerdem soll Osteuropa als neues Geschäftsfeld erschlossen werden“. Bernburg als zentraler Standort ist ideal. Die Infrastrukturen bieten beste Rahmenbedingungen für die Betriebe. Hinzu kommen qualifizierte Fachkräfte und eine gute Anknüpfung an das Verkehrswegenetz.
Auch die italienische Almeco Group setzt am gleichen Standort auf Innovation. Almeco fertigt hochreflektierende und hochabsorbierende Reflektoren bzw. Kollektoren für die Solartechnik, den Leuchten- und Lampenbau. Weltweit vereint die Gruppe fünf Betriebe; das Spitzenwerk steht in Sachsen-Anhalt. Der Blick geht nach vorn. Sieben Angestellte arbeiten hier in betriebseigenen Forschungsanlagen an neuen Lösungen. Außerdem steht die Firma in engem Kontakt mit Hochschulen und Universitäten der Region. Der Erfolg gibt Almeco Recht: seit 2006 hat das Unternehmen jedes Jahr ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Geschäftsführer Giorgio Locci setzt vor allem auf seine 56 Mitarbeiter. „Geld ist überall gleich; die Menschen machen den Unterschied“, betont er, „mit ihren Erfahrungen und ihrer Kultur sind sie nicht ersetzbar“. Locci hat seiner Belegschaft versprochen, die Arbeitsplätze zu halten. Das kommt in der Region gut an. Rund 40 Millionen Euro hat Almeco in den Standort investiert. „Wir sind hier um zu säen, nicht um zu ernten“, sagt der Chef, der seit zehn Jahren in Sachsen-Anhalt lebt. Bernburg sei eine gute Stadt, obwohl ein bisschen Heimweh nach Italien wohl immer bleiben wird.
Autorin: Karin Roxer