Pasta aus italienischer Meisterhand

Bernburger Manufaktur produziert „Fast Slow Food“

Dass Liebe (auch) durch den Magen geht, ist ja bekannt. Seiner Liebe zu Bernburg hat bisher jedoch die italienische Esskultur gefehlt. Deshalb hat der gebürtige Italiener Dr. Giorgio Gabriele Locci, seit zehn Jahren Geschäftsführer der ALMECO Group in Bernburg, gemeinsam mit Prokuristin und Pastaliebhaberin Effi Kritzler in der Saalestadt die La Pastamanufaktur GmbH gegründet. „Ich hatte genug von schlechtem Essen“, sagt Locci und meint damit Pasta und Soßen aus industrieller Massenproduktion. Mit Originalrezepten aus seiner Heimat Turin, handwerklicher Fertigung durch einen italienischen Pastameister und mit überwiegend regionalen Zutaten bringt seine Manufaktur italienische Esskultur nicht nur in die Salzlandkreisstadt sondern bald schon zu Genießern in ganz Deutschland.

Bernburgs Einwohner und Besucher können sich an der Ladentheke mit den Spezialitäten versorgen. Das Gros der Tagesproduktion von bis zu 200 Kilogramm Pasta wird jedoch an Restaurants und Feinkostläden im Umkreis von 200 Kilometern geliefert. „Unsere Produkte sind gleichzeitig Fast Food und Slow Food“, sagt Giorgio Gabriele Locci. Denn schon nach fünf Minuten im kochenden Wasser sind die Ravioli servierbereit. Etwas zerlassene Butter und geriebener Parmesan dazu, fertig. Das ist schnelles Essen.

Für die Herstellung nimmt sich der Pastameister dagegen Zeit. Nudelteig und Gnocchi sind handgemacht, mit kleinen Maschinen wird geknetet, gerollt, gestanzt, gefüllt, getrocknet. „Wir haben lange probiert, um die richtige Mischung für den guten Geschmack und die optimale Konsistenz zu finden“, sagt Locci. Mit Verkostungen in unterschiedlichen Konsumentengruppen hat er vor dem Geschäftsstart breite Marktforschung betrieben. Nicht nur der Nudelteig ist handgemacht, betont er, sondern auch die Füllungen. „Wir kaufen kein Hackfleisch, wir beziehen Stücke aus Fleischereien in Köthen und Bernburg, die dann bei uns durch den Fleischwolf gedreht und sofort verarbeitet werden“, erklärt der Geschäftsführer. Kartoffeln für die Gnocchi kommen von einem Bauernhof in der Nähe, Walnüsse aus Bernburg, Ricotta aus einer Käserei in Brandenburg „und der Majoran aus meinem Garten“, schmunzelt der Chef. Auch Bratensoße wird vollständig selbst gezogen – aus Braten, Gemüse und Wein.

Mit den handgemachten Spezialitäten liegt die La Pastamanufaktur im Trend: Immer mehr Menschen legen Wert auf Qualität, regionale Herstellung, Handwerkskunst und Frische, stellt Sachsen-Anhalts Landwirtschafts- und Umweltminister Hermann Onko Aeikens fest. Darin und in der zunehmenden Diversifizierung der Ernährungsgewohnheiten mit einer wachsenden Zahl Vegetarier und Veganer sowie mit einer steigenden Nachfrage nach Bio-Produkten sieht Aeikens eine große Chance für die heimische Land- und Ernährungswirtschaft und ihre Spezialitäten. Rund 500 Betriebe in Sachsen-Anhalt haben bereits eine Direktvermarktung mit vielfältigen Angeboten etabliert. „Es gibt viele Nischen, die besetzt werden können“, so der Minister.

Je nach Saison will die Bernburger La Pastamanufaktur zusätzliche Angebote ins Sortiment nehmen wie Ravioli Radicchio-Zimt oder Kürbis-Ricotta. Viele weitere Rezepte warten noch auf ihre Kreation  durch Pastameister Attilio SaBatino und  Gastronomin Sebastiana Iacono. In Zukunft könnten noch mehr Arbeitsplätze entstehen, denn die beiden geschäftsführenden Gesellschafter haben Visionen. Wenn das Vertriebsnetz aufgebaut ist und sich verzweigt, wenn sich die Geschäfte solide und stabil entwickeln, wollen sie den derzeit leerstehenden Ackerbürgerhof, ein historisches Eckgebäude im Zentrum mit Stall und Scheune, vor weiterem Verfall bewahren, sanieren und wiederbeleben. Dort wäre Platz zur Erweiterung der Produktion und für einen richtigen Hofladen. Mit Franchise-Nehmern ein Ladennetz aufzubauen und den Pastagenuss auf diese Weise weiter ins Land zu tragen, diese Idee krönt ihre unternehmerische Vision.

Autorin: Bettina Koch

vorheriger Beitrag nächster Beitrag