Innovationen in Beton aus Sachsen-Anhalt

Projekt „Low Cost Housing“ der B.T. innovation GmbH schafft schnell Wohnraum

Bei B.T. innovation hat eben der Arbeitstag begonnen, schon stecken zwei Ingenieure über einem Versuchsstand ihre Köpfe zusammen. Geschäftsführer Felix von Limburg hört ihrem Lösungsvorschlag zu und merkt an, was zu bedenken sei: „Bekommen wir das hin bis nächste Woche?!“ Die Kollegen nicken. Auf dem Programm des Chefs steht eine Delegationsreise des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt. Zusammen mit Minister Hartmut Möllring wollen Vertreter von hiesigen Unternehmern die Marktsituation in Kuba erkunden und sich auf der Messe FIHAV in der Hauptstadt Havanna präsentieren.

B.T. innovation – der Name ist Programm. Das Magdeburger Unternehmen entwickelt zukunftsweisende Technologien für einen der meist genutzten Baustoffe der Welt – Beton. Die „Innovation“ steckt in den praktischen, effizienten und preiswerten Lösungen für den Neu- und Umbau von Betonfertigteilen. Als Zielgruppe hat die hauseigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung neben der europäischen Baubranche auch Länder im Fokus, die mit Infrastruktur- und Wohnproblemen kämpfen – hervorgerufen durch Armut und Überbevölkerung, auch durch Naturkatastrophen und Krieg.

B.T. innovation ist geschäftlich nicht nur in Europa, sondern auch in Südamerika, Afrika und Asien unterwegs. Von seinen Geschäftsreisen dorthin bringt Felix von Limburg auch häufig die gedanklichen Bilder vom „wohnen“ in den Slums mit nach Hause.

Als junger Handelsvertreter kam von Limburg 1991 nach Magdeburg – und blieb, weil er den Mitaufbau einer neuen Wirtschaftsstruktur als spannende Aufgabe empfand. 1996 gründete er die B.T. innovation GmbH. Ursprünglich, erzählt Felix von Limburg, war sein Unternehmen ein reiner Groß- und Außenhandelsbetrieb für Bauspezialartikel.

Schon als Händler war er stets im Dialog mit seinen Kunden, er kennt deren Bedürfnisse. Und er weiß, was es noch nicht gibt auf dem Markt der Betonfertigteil Industrie. Schritt für Schritt entwickelte der Unternehmer seine Firma zu einem Hersteller von Produkten, die Nischen auf dem Markt besetzen.

Viele davon sind Weltneuheiten. Der Ultraleichtmagnet mit nur 5,4 Kilogramm Gewicht und Füßen gehört dazu. Klein aber mächtig gewaltig: „Mag Fly“ kann 2,2 Tonnen halten. Oder das BT-Spannschloss: Man sieht ihm nicht an, dass Experten lange getüftelt haben, bis mit dieser Technik Betonfertigteile leicht, schnell und dennoch präzise miteinander verbunden werden können.

Beim Bau seines eigenen Bürogebäudes, erzählt der B.T. innovation-Inhaber, habe er unter Verwendung dieser Spannschlösser viel Zeit für den Aufbau der Fertigteile gespart.

Über 50 eingetragene Schutzrechte für hauseigene Marken und Erfindungen besitzt B.T. innovation inzwischen.  Das sei natürlich nur mit einem kompetenten und engagierten Mitarbeiterteam zu erreichen, betont von Limburg. 52 Angestellte sind in seinem Unternehmen beschäftigt.

Das Fachwissen von berufserfahrenen Ingenieuren vereint sich mit dem Know-how der jungen Kolleginnen und Kollegen. Zu denen gehört die 27-jährige Nina Rahmanzadeh. Sie hat an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau studiert und B.T. innovation auf einer Messe kennen gelernt.

Seit einem Jahr betreut sie als Entwicklungsingenieurin ein neues Projekt des Unternehmens: „Low Cost Housing – kostengünstiger Wohnraum aus Beton“.

Die Idee dazu, sagt Felix von Limburg, trage das B.T.-Team schon viele Jahre mit sich. Zu den Erfahrungen, die er aus den Slums dieser Welt mitgebracht hat, kann Nina Rahmanzadeh Erlebnisse aus Uruguay, Brasilien und Kolumbien beisteuern. Die Bedeutung von „wohnen“, sagt sie, sei sehr subjektiv. In Deutschland interpretiere man das Wort anders als in Afrika oder Indien.

Ziel des Projektes „Low Cost Housing“ ist es, schnell und günstig sicheren Wohnraum herzustellen. B.T. innovation entwickelte dazu in einem Forschungsprojekt gemeinsam mit dem IBB Ingenieurbau Bismark eine platzsparende und transportable Schalung. Mit der können die Beton-Bauteile ganz einfach hergestellt werden. Mit Hilfe der Betonfertigteil-Bauweise lassen sich die Häuser dann innerhalb von zwei Stunden zusammenbauen. „Alles vor Ort in einer mobilen Feldfabrik“, betont Felix von Limburg. „Beton lässt sich beinahe überall auf der Welt aus lokalen Rohstoffen herstellen.“ Fachkräfte aus seinem Unternehmen schulen die Bauarbeiter in der jeweiligen Region im Umgang mit den Geräten, den Herstellungs- und Montagetechniken.

36 oder 48 Quadratmeter Grundfläche, zwei Räume, Küche und WC, auf dem Flach- oder Satteldach ein Wassertank – zwei Prototypen stehen in der Produktionshalle des Unternehmens. In einem sind Küche und Schlafraum eingerichtet, der wohnlichen Atmosphäre wegen. In dem anderen werden die technischen Details veranschaulicht. „Der kubanische Botschafter hat sich das schon angesehen“, sagt Felix von Limburg. Auf der Hannover Messe im Frühjahr 2015 hatte er das Projekt zum ersten Mal vorgestellt. Dann wurde eine Werbekampagne gestartet. Die Zielländer liegen im „Sonnenwende-Kreis“, wie von Limburg sagt. „Wir haben Botschaften und Ministerien in 100 Ländern per Brief angeschrieben“, erzählt Nina Rahmanzadeh. „Ein Haus kostet 5.000 Euro. Wenn in den Ländern Investoren gefunden werden, ließe sich dort sogar eine Wertschöpfungskette aufbauen“, ergänzt von Limburg. Er überlegt sogar, ein Crowdfunding-Projekt auf den Weg zu bringen, um in einer Hilfsregion ein Referenz-Projekt zu starten. Nach Kuba wird ihn ein Modellhaus „en miniature“ begleiten.

Autorin: Kathrain Graubaum (Text/Foto)

Bildunterschrift: Felix von Limburg von B.T. innovation präsentiert den Prototyp des Projektes „Low Cost Housing – kostengünstiger Wohnraum aus Beton“.

 

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