Von Osterweddingen in alle Welt

Esparma investiert in den Standort vor den Toren der Landeshauptstadt Magdeburg

Manchmal sind es glückliche Zufälle. Matthias Schmidt hat ein leerstehendes Fabrikgebäude in Osterweddingen mit neuem Leben gefüllt. Als Geschäftsführer der Esparma Pharma Services GmbH suchte er einen Standort für ein neues Verpackungs- und Distributionszentrum. Magdeburg und Umgebung waren gesetzt, denn hier hat das Unternehmen der Aristo-Gruppe bereits seinen logistischen Mittelpunkt.

Von der verwaisten Solarfabrik blieben nur die Außenwände, Kühl- und Lüftungstechnik stehen. 25 Millionen Euro investierte Aristo in den Umbau; Mitte 2015 wurde das Zentrum in Betrieb genommen.

Seitdem werden in Osterweddingen Arzneimittel verpackt, gelagert und an Apotheken sowie den Pharmagroßhandel verteilt. Was unspektakulär klingt, erfordert ausgeklügelte Logistik und Fachkräfte. „In der Pharmaindustrie gibt es zwei große Schwierigkeiten“, erklärt Esparma-Geschäftsführer Matthias Schmidt. „Die eine ist, die Pille in der richtigen Zusammensetzung zu pressen. Die andere, sie in den Blister und den dann mit dem Beipackzettel in die Faltschachtel zu bekommen.“

Millionen Pillen werden in Osterweddingen automatisch verpackt. Die große Herausforderung liegt in der Bedienung der Maschinen. Vier Produktionslinien sind in der großen Halle bereits in Betrieb, bis zu zehn sollen es werden. Eine gläserne Wand trennt den Reinraum von dem Bereich, in dem die Blister von Roboterarmen in Schachteln gepackt werden.

Weil es so viele unterschiedliche Verpackungsgrößen, Folienarten und feste Darreichungsformen gibt, müssen die Maschinen immer wieder auf neue Formate umgerüstet werden. "Das Bedienen einer Verpackungslinie erfordert weitreichende Kenntnisse der Mechanik und Elektrik. Geeignete Mitarbeiter sind schwer zu finden“, gesteht Matthias Schmidt. Ganz groß geschrieben wird die Qualitätssicherung. Zahlreiche Laboruntersuchungen und Dokumentationen begleiten den Weg von der Herstellung zur Verpackung.

„Hinter jedem Mitarbeiter, der seine Hand bewegt, stehen zwei mit einem Kugelschreiber, die dokumentieren“, beschreibt Matthias Schmidt. „Die Abteilung Qualitätssicherung und Kontrollen ist die größte im Unternehmen.“

Esparma hat in der Börde eine lange Tradition. Gegründet wurde die Firma Fritz Wilhelm Carl Richter 1875 in Magdeburg. In der DDR war sie durch die Herstellung von medizinischen Badezusätzen bekannt. Eucabal ist ihr wohl bekanntestes Produkt.

Die Produkte werden von Osterweddingen aus in alle Welt geschickt: nach Südamerika, den Iran und Irak, Europa und dort vor allem auf die iberische Halbinsel. Eigene Vertriebsbüros gibt es in Russland und der Ukraine. Doch diese Märkte sind derzeit schwierig: der russische Markt ist durch die Krise schwer angeschlagen. Der Export ging um ein Viertel zurück. „Da wir aber als Unternehmen breit aufgestellt sind, können wir das verkraften“, relativiert Matthias Schmidt. Wo die Reise hingeht, lässt sich momentan allerdings noch nicht sagen. „Am Anfang investiert man viel Geld, und es läuft hier gerade erst an.“ Doch Esparma hat sich 140 Jahre lang immer wieder behauptet und alle Herausforderungen gemeistert: Treuhandschaft nach dem 2. Weltkrieg, Verstaatlichung, Reprivatisierung, Treuhandschaft und mehrere Eigentümerwechsel nach der Wende.

Derzeit arbeiten etwa 160 Menschen am Standort Osterweddingen, 200 sollen es in naher Zukunft werden. Dann wird die Esparma 40 Millionen Euro in den Standort investiert haben. „Wir haben noch einiges in der Pipeline“, blickt der Geschäftsführer voraus. „Platz zum Anbauen ist ja noch genug da.“ Die im Jahr 2008 gegründete Aristo Pharma GmbH ist aus der Verschmelzung verschiedener deutscher mittelständischer Pharma-Unternehmen hervorgegangen und konnte sich inzwischen unter den wichtigsten pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland etablieren. Das Unternehmen beschäftigt heute über 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zur Aristo Gruppe gehört auch die Pharma Wernigerode GmbH, die im September mit der Umsetzung einer Erweiterungsinvestition begonnen hat. Rund 10 Millionen Euro werden am Standort Wernigerode in die Verbesserung der Liquida-Abfüllung und eine Erweiterung der Lagerkapazitäten investiert.  Im Oktober wird sich Esparma im auf einer der weltweit größten Pharma-Messen, der CPhI in Madrid, präsentieren. Für das Pharmaunternehmen ist Madrid eine hervorragende Plattform, um sein Leistungsspektrum vorstellen zu können.

Autorin und Fotografin: Annette Schneider-Solis

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