Gesunde Logistik: Wie kommt die Medizin schnell zum Kunden?

GEHE Pharma Handel als Schnittstelle zwischen Produzenten und Apotheken

In der Magdeburger Niederlassung des Pharmagroßhändlers GEHE rotieren die Fließbänder, bewegen sich Behälter und Medikamente – meist automatisch wie von Zauberhand, manchmal durch die Hände der Mitarbeiter. Der Fluss der Medikamente von der Warenannahme bis zur Auslieferung erfolgt mittels moderner Kommissionier- und Fördertechnik. Damit wird gesichert, dass Apotheken in kürzester Zeit das richtige Medikament bekommen. Wer über den Zukunftsmarkt Logistik und Mobilität spricht, kommt nicht vorbei an der Kommissionierung von Pharma-Produkten, die unter anderem von der GEHE Pharma Handel geleistet wird. Ein Blick in die Magdeburger Niederlassung.

Alles ist im Fluss: In der großen klimatisierten Halle der GEHE-Niederlassung bekommt dieser Spruch eine neue Bedeutung. Es sind tatsächlich die Fließ-Bänder, die das Bild bestimmen. Und im Fluss sind hier vor allem die Medikamente – von der Warenannahme bis zur Auslieferung. Hinter den Kulissen eines der führenden Unternehmen des Pharmagroßhandels wird deutlich, wie viel logistische Leistung hinter einer Kundenbestellung in der Apotheke des Vertrauens steckt. „Kommen Sie in ein paar Stunden wieder, dann ist die Medizin hier“: Kunden, die das hören, gehen beruhigt, in der Gewissheit, dass später pünktlich ihr Medikament über den Tresen gereicht wird. Im Hintergrund dreht sich jetzt das große „Logistik-Rad“. Ob Eilbestellung oder nicht: Bis die Waren in der Apotheke landen, läuft ein langer Prozess ab. Gesundheit ist auch Logistik, das wird Besuchern sofort deutlich, die allein das GEHE-Lager sehen. Bis zu 65.000 verschiedene Artikel sind hier eingelagert, sagt Niederlassungsleiterin Birgit Brenner. Und neue kommen im Dauertakt dazu.

Der lange Prozess, er beginnt im Wareneingang. Speditionen liefern die Ware, die beim Hersteller bestellt wurde. Nach kurzer Zwischenlagerung erfolgt die Wareneingangsprüfung. Mit Scanner und Kennerblick werden die Medikamente eingelesen und geprüft. „Besonders wichtig ist, auf Menge und das Verfallsdatum zu achten“, erklärt Birgit Brenner. Anschließend werden die Produkte ins Lager transportiert, in Fächer einsortiert und in den Bestand eingebucht. Kühlpflichtige Medikamente kommen in die zwei Kühlzellen des Unternehmens. Temperaturen zwischen zwei und acht Grad beziehungsweise bis zu knapp unter 20 Grad sichern die Haltbarkeit. Kleinere Produkte „purzeln“ in Ziehschränke.

Aber wie gelangt die Ware in die Apotheke, in der bald der Kunde zum Abholen vorbeikommt? GEHE beliefert in einem Umkreis von bis zu 150 Kilometer um Magdeburg etwa 280 Apotheken. Aus jeder kann jederzeit ein Anruf im firmeneigenen Callcenter eingehen, um bereits aufgegebene Bestellungen auch noch kurzfristig zu ergänzen oder Sonderwünsche aufzugeben. „Die Bestellungen selbst gehen aber fast vollständig über unser Computernetzwerk ein“, erklärt die Niederlassungsleiterin. Die eingegangenen Bestellungen werden gespeichert, gesplittet, der nächsten Tour zugeordnet und dem Lagerrechner übergeben. Dieser startet die Aufträge nach Tour-Abfahrtszeit. Birgit Brenner: „Priorität haben eilige Aufträge und Notfälle.“ Jedem Behälter wird automatisch ein Kommissionierbeleg beigefügt. Bis zu 200 der blauen Wannen sind gleichzeitig unterwegs und rotieren auf dem Fließband. Behält man dabei noch den Überblick? „Klar“, sagt Birgit Brenner und spricht von der „Kunst der Pharma-Logistik“. Zwei Begriffe sind hier bei GEHE wichtige Vokabeln für den logistischen Fluss: Kommissionierung und Automatisierung – als einzelne Bezeichnung und in Bindestrichverbindung.

Drei Kommissionier-Automaten „werfen“die Produkte, die zu den 5.500 am häufigsten bestellten gehören, auf das Automatenzentralband. Verpackt werden dieseArtikelautomatisch. „Das spart Zeit und Geld“, so Birgit Brenner. Bei Artikeln, die seltener abgesetzt werden und bei kühlpflichtigen Waren kommen die schnell zupackenden Hände der Mitarbeiter ins Spiel. Bei der Kommissionierung per Handscanner werden die Produkte nach dem First-in-First-out-System entnommen. Das heißt: Produkte, die zuerst in die Regale eingelagert werden, werden auch zuerst wieder verkauft, um so die Verfallsrate zu senken. Eine Besonderheit bei den gekühlten Medikamenten: Sie laufen über ein eigenes Fließband-System, damit die schnellstmögliche Verladung und Verpackung in wärmeisolierten Behältern gesichert wird. Während die Wannen im Hintergrund weiter ihre Runden drehen, fahren die gefüllten Behälter mit der gepackten Ware über die Waage. Stimmt das Gewicht, fährt der Behälter zur automatischen Adressbeigabe, Deckelung, Umreifung und dann Richtung Versand. Der Weg zur Apotheke ist nun nicht mehr so weit: Vom Warenausgang geht’s in die Transporter der Vertragsspeditionen, die täglich bis zu 145 Touren fahren. Die Medizin hat GEHE verlassen. Und: Neue Medizin wird geliefert. Der Fluss hat kein Ende.

Seit 180 Jahren ist das schon so beim Unternehmen, das heute 19 Niederlassungen in Deutschland betreibt. Allerdings: „Die Logistik und die Abläufe haben sich schon ein bisschen verändert im Laufe der Zeit“, sagt die Niederlassungsleiterin lächelnd – weil untertreibend. „Apotheker wünschen sich ein optimales Lagermanagement, darauf müssen wir uns immer zeitgemäß einstellen.“ Dazu gehöre, die logistischen Abläufe so auszurichten, dass auch individuelle Wünsche in der automatisierten Ausrichtung leicht zu handhaben sind, so Birgit Brenner. Sie ergänzt: „Eine gesunde Logistik bleibt das A und O für die Medikamentenverteilung.“

Autorin: Manuela Bock

Bildunterschrift: Die schnelle Versorgung von Apotheken mit Medikamenten ist eine besondere logistische Herausforderung – vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zur Auslieferung. Beim Pharmagroßhändler GEHE gehört sie zum Alltag. Foto: GEHE

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