Wie kreatives Stahlbau-Know-how aus Brehna Öl-Scheichs, Filme-Macher und Achterbahn-Fans glücklich macht

Die Antwort ist kein Geheimnis. Auch wenn das Firmen-Logo das vermuten lassen könnte. Denn in der haushohen Pyramide aus Stahl und Glas der Firma STAHLBAU BREHNA im Süden Sachsen-Anhalts in Brehna hat man für sich das Erfolgsrezept entschlüsselt.

Wer den 2-stöckigen Firmensitz an der Autobahn 9 zum ersten Mal betritt, der wird sich wohl erstmal den Hals verrenken. Als würden die Büros und Arbeitsflächen in der Pyramide schweben. Erst das freundliche „Hallo“ vom Empfang erinnert Kunden und Gäste an ihr eigentliches Anliegen.

„Das ist doch das beste Marketing, was man haben kann!“ schmunzelt der Geschäftsführende Gesellschafter Matthias Gabler. „Und schließlich sind wir dafür bekannt, die schwierigsten Stahlkonstruktion zu realisieren.“

Zukunft schaffen, statt Gegenwart beklagen

Pessimismus ist die Sache von Matthias Gabler nicht. Statt wie viele Unternehmen den Mangel an Fachkräften lautstark zu beklagen, gehen er und die 60 Stahlbauer aus Brehna andere Wege. „Wir sorgen selbst für hoch qualifizierte, kreative und motivierte Mitarbeiter“ erzählt Matthias Gabler weiter.

Ein bis drei Azubis pro Jahr, das ist Pflicht. Die jungen Menschen können und müssen sich kreativ austoben und einbringen – Fantasie in Stahl sozusagen. Denn die Anforderungen der Auftraggeber und Kunden sind enorm. Eine Stahlkonstruktion für die „Chiapas“-Wasserbahn - eine Art Achterbahn im Phantasia-Land in Brühl -, ein exklusives Gewächshaus für einen Öl-Scheich in Katar, eine riesige Event-Halle im Filmpark Babelsberg, komplexe Anlagen für die Chemieindustrie – das sind nur einige wenige Beispiele aus der Palette der vielen nationalen und internationalen Projekte für Industrie und Gewerbe, die Stahlbau Brehna erfolgreich realisiert hat. An einem der Schreibtische in der verglasten Pyramide sitzt der 26-jährige Han Wang. Der junge Mann aus China ist Master-Student im Wirtschaftsingenieurwesen an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und gehört schon fest zum Team. Seit rund 7 Jahren ist auch das Praxis in Brehna. Kooperationen mit Fach- und Hochschulen, damit Bachelor- und Masterstudenten so in die Praxis kommen.

Ein kleiner Anruf mit großer Wirkung

Vor gut einem Jahr meldete sich ein chinesischer Stahlbauer bei Matthias Gabler. Er brauchte Hilfe, denn allein mit den in China gängigen Qualitätsstandards und dem Ausbildungsgrad der Mitarbeiter war dessen Projekt nicht r zu realisieren. Heute - ist daraus ein Joint Venture geworden. Stahlbau Brehna bildet die chinesischen Mitarbeiter hier in Sachsen-Anhalt aus und verkauft t deutsches Know-how. Sie bekommen deutsches Fachwissen vermittelt, es gelten deutsche Qualitätsstandards. Seit Beginn des neuen Jahres läuft die neue Stahlbau-Firma in Kunming in der südchinesischen Provinz Yunnan.

Geplant, gefertigt und gebaut werden dort anspruchsvolle Stahlkonstruktionen und auch Hallen. Wenn alles richtig läuft werden es bis zu 15.000 Tonnen/Jahr sein.

Und vielleicht ist es kein Zufall, dass die neue Stahlbau-Firma, die dort entsteht, sehr viel Ähnlichkeit mit der in Brehna hat – nur die Pyramide vor der Fabrik-Halle fehlt (noch). Mit dem ersten Knopfdruck stehen dann in China hoch qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung. Und im Gegenzug gehen auch einige Mitarbeiter aus Brehna nach China und lernen dort die Bedingungen vor Ort kennen, die Kultur und vieles mehr.

„Die chinesischen Mitarbeiter sind motiviert, flexibel, einsatzbereit und passen sich schnell neuen Aufgaben an“ sagt Matthias Gabler. „Alles, was ihnen fehlt, ist Fachwissen – und das liefern wir. Und vielleicht wird der eine oder andere Mitarbeiter aus Kunming vielleicht sogar hier bleiben.“ Aber das sind langfristige Perspektiven.

Und fast beiläufig bringt dieses Projekt noch einen anderen Vorteil für die Brehnaer Stahlbauer. Einige Unternehmen sind so auf die Firma in Sachsen-Anhalt mit der merkwürdigen Pyramide als Firmensitz aufmerksam geworden. Folgeaufträge nicht ausgeschlossen.

"Wir bauen Pyramiden auch außerhalb der Wüste"

Das Unternehmen lebt seit seiner Gründung 1995 von kreativen und innovativen Lösungen für den Stahlbau. Hier mag man es außergewöhnlich. Damals waren es gerade 5 Mitarbeiter und rund 1 Million Euro Jahresumsatz – heute sind es 60 Mitarbeiter. Der Umsatz hat sich vervielfacht.

Zur Firma gehört ein eigenes Planungsbüro, in dem weitere 20 Mitarbeiter auch die kniffeligsten Aufgaben lösen. Das „geht nicht, gibt’s nicht“-Prinzip ist Firmenphilosophie. 2010 entstand ein weiterer Anbau an die bestehende Fertigungshalle – auf der Fläche von eineinhalb Fußballfeldern wird nun geschweißt, gebohrt, gesägt und lackiert. Der Betrieb investierte 1,3 Millionen Euro, 40 Prozent der Summe kamen aus Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt. 

Wenn neue Maschinen angeschafft werden, dann können die Mitarbeiter, die sie bedienen, ihre Vorschläge und Anforderungen einbringen, erzählt Matthias Gabler, der 2002 in das Unternehmen kam. Mitarbeiter motivieren, teilhaben lassen und ihre Kreativität, ihr Fachwissen und ihr Engagement fördern – auch das macht das gute Klima aus, das bei den Stahlbauern in Brehna herrscht. „Nur so kann ein mittelständisches Unternehmen funktionieren und Spitzenqualität liefern. Wir bauen Pyramiden - auch außerhalb der Wüste“ schmunzelt Matthias Gabler.

Was die Brehnaer Stahlbauer tun ist die kleine Blaupause der RIS – der Regionalen Innovationsstrategie Sachsen-Anhalt 2020. Der Maschinen- und Anlagenbau ist hier einer der Leitmärkte, die dem Land und der Region Zukunftsperspektiven eröffnen soll. Ein hoher Grad an Spezialisierung, international konkurrenzfähig durch hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Kreative Potentiale der Beschäftigten fördern und unterstützen. Kooperationen kleiner und mittelständischer Unternehmen aus Sachsen-Anhalt mit Universitäten und Hochschulen. Das sind die Kernmerkmale der Branchen in Sachsen-Anhalt.

Fast exemplarisch haben die Brehnaer Stahlbauer diese Aspekte zur Unternehmensphilosophie gemacht. Oder wie Matthias Gabler es nennt: „ Einfache Hallen bauen - das können die anderen machen.“

Autor: Alexander Greiner

Kontakt:

Stahlbau Brehna
Matthias Gabler
Münchener Straße 16
06796 Brehna

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