Österreichischer Spezialfahrzeughersteller erobert von Sachsen-Anhalt aus die Welt

Ingenieurtechnische Spitzenleistung als Herausforderung

Mit zwölf Metern Länge steht ein Tanklöschfahrzeug wie ein Solitär in der Montagehalle. 15.000 Liter Wasser und Schaummittel fassen die Behälter. "Solche technischen Lösungen, wie hier für eine Feuerwehr in China, fordern unser ganzes Fachwissen und modernste ingenieurtechnische Lösungen", sagt Uwe Göbel, Geschäftsführer der Empl Fahrzeugwerke GmbH Deutschland. Der Betrieb ist ein klassischer Hersteller von Aufbauten für LKW.

Bereits kurz nach der politischen Wende in Deutschland suchte das Unternehmen Empl aus Kaltenbach im österreichischen Zillertal ein Standbein für das sich entwickelnde Geschäft in Ostdeutschland und Osteuropa. In Sachsen-Anhalt sei man schnell fündig geworden, berichtet Göbel. Aus Sicht des österreichischen Investors waren die zentrale Lage innerhalb Deutschlands und die optimale Verkehrsanbindung wesentliche Kriterien bei der Entscheidung für diesen Standort.

Ein ehemaliger DDR-Betrieb im Dorf Klöden, der vor der Wende für die Instandsetzung von Agrartechnik verantwortlich war, sollte privatisiert werden. Das engagierte Personal, das bislang LKW reparierte, besaß die notwendigen Fachkenntnisse im Fahrzeugbau und erleichterte die Entscheidung. Ziele des österreichischen Unternehmens waren der Aufbau eines eigenen Servicepunktes und in der Perspektive die Einrichtung neuer Fertigungskapazitäten.

Das Konzept ging auf, und bereits nach wenigen Jahren reichten die Werkhallen nicht mehr aus. Empl kaufte im zwölf Kilometer entfernten Elster fast 30.000 Quadratmeter Grund und Boden. 2002 wurde dort eine Produktionshalle für die Endmontage nebst Verwaltungsgebäude errichtet. Fünf Jahre später folgten weitere Hallen. "Mit diesen immensen Investitionen in Höhe von mehr als acht Millionen Euro wurde die Grundlage für eine stabile und innovative Fertigung gelegt", so der Geschäftsführer.

Bis auf wenige Ausnahmen fertigen die Schwesterfirmen in Österreich und Deutschland dieselben Sortimente. Drei Standbeine prägen das Profil des Fahrzeugbauers. Da sind die logistischen Produkte speziell für das Militär: Truppentransporter gehören ebenso dazu wie LKW mit Wassertanks. Die deutsche Bundespolizei lässt gerade spezielle Fahrzeuge zum Transport von Absperrgittern bauen. Letztlich ergänzen maßgeschneiderte Geräte für den zivilen Einsatz die Palette. Für Göbel sind gerade LKW mit Kränen eine Nische, bei der die eigene Konstruktion seine Fertigkeiten voll ausspielen könne. Ein besonderer Ausleger, der für das Technische Hilfswerk produziert wird, muss beispielsweise mit 30 Metern Länge in voller Ausdehnung drei Tonnen tragen können. Das sei schon die Königsklasse. "Je mehr unterschiedliche Details vom Kunden gefordert sind, desto mehr freuen wir uns auf Herausforderungen", ergänzt Uwe Göbel.

Auch beim dritten Empl-Geschäftsfeld, den Feuerwehrfahrzeugen, greifen die Ingenieure in Kaltenbach und Elster auf dieselben Lösungen zu, stehen im ständigen Austausch. Dieses Zusammengehen macht sich bezahlt und sichert hohe technologische Standards. Der Betrieb in Sachsen-Anhalt ist damit keine verlängerte Werkbank, sondern agiert eigenständig. Heute arbeiten dort 130 Mitarbeiter, fast viermal so viele wie im Gründungsjahr. Zwischen 1992 und 2012 lieferte Empl von Deutschland aus im Jahresdurchschnitt 420 Fahrzeuge. Ende 2014 waren es knapp 800. Allein die Zahl sage jedoch nichts aus, weiß Göbel. Die Fertigungsmenge hänge wesentlich von der Komplexität eines Fahrzeugs und den technischen Lösungen ab. Dass der Umsatz 2014 um vier Millionen gegenüber 2013 auf mehr als 22 Millionen Euro stieg, belege klar, dass das Werk in Elster einen guten Ruf habe. Knapp zwei Drittel der Fertigung geht in den Export in rund 70 Länder der Erde, nach Europa, Vietnam, China, Algerien, Kuweit oder Saudi-Arabien.

Sachsen-Anhalt konnte mit der Ansiedlung eines Fahrzeugherstellers aus Österreich seine Kompetenz im Bereich der Automotive erweitern. Mehr als 260 Automobilzulieferer mit 23.000 Beschäftigten sind im Bundesland tätig. So wundert es nicht, dass in jedem in Deutschland gebauten Auto mindestens ein Teil aus Sachsen-Anhalt stammt. Empl befindet sich also in bester Gesellschaft.

Autorin: Dana Toschner im Auftrag der IMG Sachsen-Anhalt

Kontakt:

Uwe Göbel
EMPL Fahrzeugwerk GmbH Deutschland
Josef-Empl-Straße 1
06895 Zahna-Elster OT Elster
Telefon: 035383 601-0
E-Mail:  uwe.goebel@empl.de
www.empl.de

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