Genthiner Chemiepark punktet mit neuer Ansiedlung - Solvey baut Anlage zur Produktion von Spezialtensiden

 

Genthin zieht Investoren an. Auf dem traditionsreichen Standort für die Produktion von Wasch- und Reinigungsmitteln, der seit 1921 "Saubermacher" produziert, ist ein Chemiepark entstanden. "Das Gelände entwickelt sich gut, wir sind mit der Entwicklung zufrieden und setzen auf den weiteren Ausbau", zeigt sich Dr. Lutz Mögling, Werkleiter der Waschmittelwerk Genthin GmbH, zuversichtlich. Sein Unternehmen, Teil der Hansa Group AG, hat seit 2009 rund 60 Millionen Euro in neue Anlagen in Sachsen-Anhalt investiert. Es übernahm nach dem vollständigen Rückzug des Henkel-Konzerns Gelände und Gebäude. Das Werk Genthin war 1921/22 entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet, im November 1990 von Henkel zurückerworben und grundlegend modernisiert.Das neue Konzept direkt am Elbe-Havel-Kanal geht auf. Gegenwärtig baut Solvay dort eine Produktionsanlage für Spezialtenside. In der Anlage werden künftig Rohstoffe, die in Reinigungs-, Pflege und Hygieneartikel sowie in Produkten für Industriekunden Verwendung finden, hergestellt. Kunden in Zentral- und Osteuropa sollen von Genthin aus Tenside erhalten. "Wir stärken dadurch nicht nur unsere Präsenz in der Region, sondern können durch Investitionen in einem etablierten Industriepark auch unsere Kapazitäten wettbewerbsfähig ausbauen,” sagt Emmanuel Butstraen, Vorsitzender von Solvay Novecare. Im Sommer kommenden Jahres ist der Start der Fertigung geplant. Zunächst entstehen mehr als 30 neue Arbeitsplätze. Solvay ist eine internationale Chemiegruppe mit Hauptsitz in Brüssel. Sie beschäftigt rund 29.000 Mitarbeiter in 55 Ländern und erzielte 2012 einen Umsatz von 12,4 Milliarden Euro. Im sachsennhaltischen Bernburg produzieren 400 Mitarbeiter von Solvey Soda für Glas, Bicar für Tierfutter und Arzneimittel, sowie Wasserstoffperoxid und hochreine Phosphorsäure für die Halbleiterindustrie."Für uns sind die Spezialtenside von Solvey wichtig. Wir benötigen sie auch selbst beispielsweise für unsere Produktion von Körperpflegemitteln. Dass wir diese Rohstoffe künftig vor Ort beziehen können, macht unsere Wertschöpfungskette effizienter", sagt Dr. Mögling. Er betont zudem die vielfältigen Synergieeffekte durch die Ansiedlung. Das neue Werk könne so auf die gesamte Infrastruktur des Chemieparks wie die Wärmeversorgung zurückgreifen. Sieben Firmen hätten derzeit ihren Sitz im Chemiepark, darunter der Entsorgungsbetrieb ReFood. Für weitere Ansiedlungen sei ausreichend Platz.Im Waschmittelwerk der Hansa Group entstehen heute wieder flüssige Wasch-, Spül-, Reinigungs- und Wäschenachbehandlungsmittel sowie Tenside. Die Fertigungsanlagen ermöglichen die Herstellung unterschiedlichster Produktvarianten und die Erfüllung spezieller Kundenwünsche. In der Tensidanlage entstehen Rohstoffe für Waschmittel, die unter anderem auch im Klassiker Spee zu finden sind. Rund 30 Prozent der Erzeugnisse gehen in den Export, berichtet Mögling. Allein die Kapazität der Tensidanlage liegt bei 100.000 Tonnen im Jahr, bis spätestens 2015 strebt das Waschmittelwerk eine Auslastung von 80 Prozent an. Gegenwärtig beschäftigt sein Unternehmen 178 Mitarbeiter, davon  15 Lehrlinge. Ursprünglich war eine Zusage für 160 Arbeitsplätze gegeben worden.   Besondere Bedeutung hatte der Standort Genthin zu DDR-Zeiten durch die Produktion von Spee . Zur Jahreswende 1968/69 war das Waschmittel, hinter dessen Namen verbarg sich nichts weiter als "Spezial-Entwicklung", erstmals in die Regale der Geschäfte gekommen. Das Erzeugnis lag im Trend und löste nach und nach andere Waschmittel ab. Persil, bis dahin noch im Sortiment des Genthiner Waschmittelwerkes, verschwand fast völlig aus der Produktion. Nur eine Ausnahme gab es. Die Marke wurde weiterhin im Intershop gegen westliche Devisen angeboten. Hinter dem weißen Pulver verbarg sich eigentlich nichts weiter als ein mit Duftstoffen aus Frankreich angereichertes Spee. Nach der Wende führte Henkel die Produktion fort. Die Pulverproduktion ging bereits 2007 komplett nach Düsseldorf. Der Konzern zog sich schließlich komplett aus Sachsen-Anhalt zurück.Bildtext: Auf zehn Fertigungslinien werden im Waschmittelwerk Genthin unter anderem Körperreinigungsmittel produziert.Autor/Foto: Klaus-Peter Voigt Kontakt:Dr. Lutz MöglingWaschmittelwerk Genthin GmbHFritz-Henkel-Straße 839307 GenthinTel.: +49 3933 8240413E-Mail: lutz.moegling@ww-genthin.deWeb: www.ww-genthin.de

 

vorheriger Beitrag nächster Beitrag