Spezialisten aus Sachsen-Anhalt stecken Eisenbahnwaggons in eine Vakuumverpackung

Komplette Eisenbahnwaggons treten ihre Reise nach Australien, Neuseeland oder Indien in Folie eingeschweißt an. Die zweite maßgeschneiderte Haut schließt die Fahrzeuge vollständig ein. Im Inneren der Hülle herrscht ein Vakuum. Feuchtes und wechselndes Klima auf der langen Tour kann damit der Elektronik oder Eisenteilen nichts anhaben. Fachleute aus Groß Ammensleben bei Magdeburg entwickelten das Verfahren für eine solche Verpackung. Europaweit gibt es keinen Anbieter, der das kann. Rainer Fricke, Geschäftsführer der S & W Verpackung GmbH, bringt die Schwierigkeiten des Verfahrens auf den Punkt. "Damit wir das Vakuum auf der mehrwöchigen Schiffspassage garantieren können, ist eine Menge logistischer Feinarbeit notwendig. Scharfe Kanten und andere Außenteile müssen so gesichert werden, damit sie die Spezialfolie nicht durchschneiden."

Die Experten aus Sachsen-Anhalt sind in vielen Ländern der Erde in Sachen Verpackung unterwegs. Hochwertige Maschinenteile, Kompressoren für die Erdölförderung in Saudi-Arabien, Transformatoren oder ganze Fabrikausrüstungen machen sie reisefertig. Die Hälfte der Mitarbeiter des Unternehmens ist ständig unterwegs, um direkt beim Kunden zu arbeiten, berichtet Rainer Fricke. Das könne in Italien ebenso sein wie in Frankreich, Polen oder Litauen. Die Globalisierung sorgt dafür, dass der Fluss großer Warenströme rund um den Erdball zur Normalität wurde. Das Verpackungsgeschäft kennt keine Standardlösungen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen. Von hochempfindlichen Elektronikteilen über Werkzeugmaschinen bis zu Wasseraufbereitungsanlagen reicht die Produktpalette, die ordentlich geschützt und gesichert lange Wege hinter sich bringt. Die gesamte ingenieurtechnische Vorbereitung dafür erfolgt in Sachsen-Anhalt. Mitunter gilt es, die Fracht so zu verpacken, dass sie nicht nur den Transport übersteht. Manches Stück steht an seinem Bestimmungsort noch lange Zeit, bis es beispielsweise beim Bau einer Fabrik auch tatsächlich eingebaut wird. Magdeburger oder Dessauer Maschinenbauer greifen auf die Fertigkeiten der Logistiker aus Groß Ammensleben zurück, die Glaswerke in Haldensleben und Osterweddingen kaufen bei ihnen ihre Verpackungen. Viele der tonnenschweren Teile treten über den Hafen in Aken ihre Reise zu den großen Überseehäfen an. Binnenwasserstraßen erweisen sich dabei als der ideale Weg, denn Scherlasttransporte über die Straße abzuwickeln kostet Geld, verursacht einen hohen Aufwand. Nur eher kleine Teile, oft von Auftraggebern aus der Region, kommen direkt in den Betrieb, um von dort aus optimal gesichert verschickt zu werden. In den eigenen Hallen entsteht ein Teil der Holzelemente, die für die unterschiedlichen Aufträge nötig sind. "Osteuropa ist für uns nach wie vor ein interessanter Markt", sagt Rainer Fricke. Die S&W Verpackung dachte schon früh an die Erweiterung ihres Absatzgebietes. Seit 2003 engagierte man sich in Polen. Im Landkreis Jaroslaw ist der Mann aus Sachsen-Anhalt längst kein Unbekannter.  Die Firmentochter S & W Verpackung Polska Sp. z.o.o. an der Grenze zur Ukraine in Laszki ergänzt das Portfolio des Unternehmens, schafft logistisch interessante Möglichkeiten beispielsweise in Polen und der Slowakei. Der Ort übt zudem einen besonderen Reiz auf potenzielle Investoren aus. Er ist Teil einer Sonderwirtschaftszone, das verleiht ihm aus der Sicht von Investoren außerdem einen besonderen Charme.Das notwendige Können und Wissen für Industrieverpackungen haben sich die Spezialisten aus Sachsen-Anhalt seit Anfang der 1990er Jahre angeeignet. Zu DDR-Zeiten arbeitete eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) in dem Dorf vor den Toren Magdeburgs. 1972 war sie wie viele andere zur gleichen Zeit verstaatlicht worden. Zu den Hauptkunden für die damals hergestellten Verpackungsmaterialien zählten vor allem die Betriebe des Magdeburger Schwermaschinenbaus. Mit der Reprivatisierung 1990 und der späteren Gründung der GmbH wurde das Unternehmen grundlegend modernisiert, fit für die Marktwirtschaft gemacht. Der Weg dorthin erwies sich allerdings als steinig. Von den über 100 Mitarbeitern in den 1980er Jahren blieben 1996 ganze sieben. "Diese Zeit war für uns entscheidend", berichtet Rainer Fricke. Die Aufträge aus der Bauwirtschaft, mit denen die Nachwendezeit gut gemeistert wurde, brachen Stück für Stück weg. Die Entscheidung fiel damals für das volle Engagement im Verpackungsmittelbereich. Das Konzept ging auf, erwies sich als tragfähig. Heute arbeiten 48 Beschäftige in Deutschland, weitere 27 in Polen. Bei den Fachkräften setzt das Unternehmen auf eigene Lehrlinge und die ständige Qualifizierung der Mitarbeiter für die oft komplizierten Prozesse. "Da finden wir keine Experten auf dem Markt sondern müssen das notwendige Fachwissen und die Fertigkeiten selbst vermitteln", sagt Fricke.Autor: Klaus-Peter Voigt  Kontakt: S & W Verpackung GmbHKleine Straße 839326 Groß AmmenslebenAnsprechpartner: Rainer FrickeTel.: +49 39202 6231E-Mail: rainer.fricke@s-wverpackung.deWeb: www.s-wverpackung.de

 

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