Sachsen-Anhalts IT-Branche fit für "Industrie 4.0"
Auskunft zur aktuellen Situation und Perspektiven des Wirtschaftszweiges gibt Dirk Bartens, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der IT- und Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt e.V. im Gespräch mit Klaus-Peter Voigt.
Für Ihre Branche scheinen die Rahmenbedingungen zwischen Altmark und Burgenland gut zu sein. Wie schätzen Sie das ein?
Genauso. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich viel getan. Gleich nach der Wende setzte eine regelrechte Gründerwelle ein, zahlreiche Unternehmen blicken inzwischen auf zwei Dezennien erfolgreichen Agierens zurück. Vor fünf, sechs Jahren erlebten wir noch einmal einen kleinen Boom bei der Gründung von Firmen. Absolventen von Hochschulen und Universitäten wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. Das stimmt optimistisch. Dieser Dynamik ist wohl auch das durchschnittliche jährliche Wachstum der Branche von fünf bis acht Prozent sowohl beim Umsatz als auch bei den Beschäftigen zu verdanken. Manchmal wünsche ich mir dabei mehr Stolz auf Erreichtes und unsere Fähigkeiten. Unser Licht müssen wir keinesfalls unter den Scheffel stellen.
Sie sprachen gerade von der Bildungslandschaft. Welche Rolle spielen Hochschulen und Universitäten, wenn es um Informationstechnologien geht?
Eine ganz wichtige. Nicht nur, dass dort Forschung und Lehre gut aufgestellt sind. Überall findet man super ausgestattete Labore und Lehrgebäude, die sich im bundesweiten Vergleich keineswegs verstecken müssen. Wir spüren das auch bei den Studentenzahlen. Diese steigen vor allem deshalb, weil junge Leute aus anderen Bundesländern und verstärkt auch aus dem Ausland diese guten Studienmöglichkeiten für sich entdeckt haben. Bildung ist so etwas wie ein Exportschlager Sachsen-Anhalts.
Spezialisten sind überall in Deutschland gesucht...
Natürlich, das ist bei uns nicht anders. Der Wettstreit um die besten Talente ist längst da. Neben den Unternehmen der Branche gibt es zahlreiche, die sich mit eigener Forschung und Entwicklung den Zukunftsthemen in puncto IT stellen. Das betrifft beispielsweise die Entwicklung von Medizintechnik ebenso wie logistischer Lösungen. Das zeigt schon, dass Fachleute heute neben den Kenntnissen der Informationstechnologie quasi noch eine zweite Qualifizierung ineinem weiteren Fachgebiet benötigen. Auch da sind unsere Hochschulen gut aufgestellt, bereiten ihre Absolventen hervorragend vor.
Wo sehen Sie die Zukunftstrends der Branche in Sachsen-Anhalt?
Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen, zur vierten industriellen Revolution. Das Internet erweist sich dabei als Triebkraft. Reale und virtuelle Welt wachsen zu einem Internet der Dinge zusammen. Die Industrieproduktion hat sich auf den Weg gemacht, setzt auf die Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten Fertigung. Produktion und hochwertige Dienstleistungen gehen zusammen. Produkte werden zunehmend universeller. Sachsen-Anhalts Industrie kann diesen Prozess der "Industrie 4.0 " aktiv mitgestalten. Für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre gibt es eine Reihe von Themen, bei denen sie gefragt ist. Ich denke dabei, um ein Beispiel zu nennen, an die langen Traditionen im Bundesland beim Maschinenbau. Der wird in dieser Revolution eine entscheidende Rolle spielen. Diese Chancen gilt es zu ergreifen. Oder denken sie an die Elektromobilität. Das Auto kann in der Zukunft nicht nur bei der effektiven Energienutzung eine Rolle spielen. Komponenten dafür zu entwickeln halte ich für eine sehr spannende Aufgabe.
Apropos Energie, auch da wird es neue Herausforderungen geben...
Da sind wir einer Meinung. Denken Sie nur an die intelligente Verteilung alternativer Energieformen. Wie gehen wir damit um, wie lösen wir diese Herausforderungen an die Verteilsysteme. Die Potentiale in Sachsen-Anhalt mit seinem hohen Anteil an der Windenergieerzeugung sind groß. Und ich denke bei den Zukunftsthemen auch an die Medizintechnik, ganz gleich, ob es dabei um die Logistikprozesse bei der Medikamentenherstellung geht, IT-gestützte Operationsmethoden oder die Versorgung von Patienten schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Zudem sehe ich die Verknüpfung sozialer Prozesse in der Gesellschaft. Bürger und Staat kommunizieren in steigendem Maß über IT-Lösungen. Gerade in schwachbesiedelten Regionen wird das unverzichtbar sein. Auf diesem Feld können sich gerade mittelständische Unternehmen beweisen, sich mit ihren Ideen und Lösungen einbringen, ihre Leistungsfähigkeit beweisen.
Danke für das Gespräch!
Autor: Klaus-Peter Voigt
Kontakt:
Verband der IT- und Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt e.V.
Humboldtstraße 14
39112 Magdeburg
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Ansprechpartner:
Vorstandsvorsitzender Dirk Bartens