Nahverkehrsgesellschaft NASA stattet Omnibusse mit Intelligenz aus

Es gibt Wohnungen in Mitteldeutschland, die sind zugleich so etwas wie Fahrplanauskunftstellen. Ihre Bewohner verfügen in Küche oder Flur über einen Monitor, auf dem sie ihren Energieverbrauch ablesen können. Um ihnen einen zusätzlichen Nutzen zu bieten, sendet Ihnen die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) in Abstimmung mit dem Vermieter Daten auf den Bildschirm, aus denen sie erkennen können, wann der nächste Bus oder der gewünschte Zug fahrplanmäßig und tatsächlich fährt. Diese Dienstleistung sei ein Nebenprodukt des großangelegten NASA-Projekts „Echtzeitinformation im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)“, sagt Fritz Rössig, Abteilungsleiter Infrastruktur und Förderprogramme der in Magdeburg ansässigen NASA, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt.

„Die Nutzer von Bahn, Bus oder anderen Verkehrsmitteln wollen nicht nur attraktive Reiseangebote zu attraktiven Preisen, sondern Sie wollen auch informiert sein – vor und auch während der Reise“, umreißt Rössig das Ziel des NASA-Projekts, das dem Land ein zweistelliger Millionenbeitrag wert ist. Seiner Zeit gefördert auch vom Bund werden im Rahmen des Regio-Info-Vorhabens Daten aus den verschiedensten Quellen gesammelt. Gespeist wird das Fahrgastinformationssystem INSA mit den landesweiten Fahrgastinformationen, einschließlich denen des auch nach Sachsen und Thüringen reichenden Mitteldeutschen Verkehrsverbundes. In das System gehen die aktuellen Fahrpläne von über 50 Verkehrsunternehmen, bundesweit alle Züge des Schienenverkehrs (Verlinkung auf www.logistik-sachsen-anhalt.de/Schiene.70.0.html) und der deutschlandweite ÖPNV ein. INSA erteilt rund 10.000 Auskünfte am Tag. Die aus diesen Quellen übertragenen Informationen sowohl über die geplanten Abfahrt- und Ankunftszeiten als auch die Echtzeitdaten gelangen auf eine „Datendrehscheibe“ wie Rössig den zentralen INSA-Server nennt. Von dort werden die verarbeiteten Informationen per Internet oder Mobilfunk auf die unterschiedlichsten Auskunftsmedien gesendet und gelangen so zu den Reisenden. Dazu gehören die Webseite www.insa.de ebenso wie die Internetseiten der Verkehrsunternehmen und -verbünde, Handy-Apps (Android, iPhone), Tafelmonitore, dynamische Fahrgastinformationsanzeigen an Haltestellen und Bahnhöfen sowie die Telefonauskunft über das Callcenter der INSA in Leipzig. Die Informationen, die auf der Datendrehscheibe landen, kommen nicht nur aus dem Reisendeninformationssystem (RIS) der Deutschen Bahn, sondern auch aus den Rechner gestützten Betriebsleitsystemen (RBL) der verschiedenen Bahnbetriebe und größeren städtischen Verkehrsunternehmen wie z. B. der LVB, HAVAG oder MVB. Regionalen Verkehrsbetrieben ohne solche Leitsysteme hilft die NASA GmbH. „Busse von Verkehrsgesellschaften ohne RBL statten wir mit Intelligenz aus,“ erklärt Diplomingenieur Rössig. Die als Fahrscheindrucker bekannten Geräte, die die Busfahrer ohnehin an Bord haben, können viel mehr als nur Fahrscheine drucken. Sie sind als Bordrechner ausgelegt. Über das Global Positioning System GPS werden die jeweiligen Standorte der Busse erfasst und regelmäßig an das INSA-System gesendet. Dort werden sie mit den Fahrplan- oder auch Soll-Daten verglichen und die Echtzeitdaten ermittelt. „So werden alle Bewegungen der Busse und Bahnen in der Datendrehscheibe gesammelt, aufbereitet und über die verschiedensten Medien an die Reisenden übermittelt“, erklärt der Ressortchef Infrastruktur der NASA. Als besonderen Vorteil hebt der Daten-Spezialist hervor, dass ein Großteil der Verkehrsunternehmen mit den gleichen Bordrechnern ausgerüstet werden soll. Von der NASA könnten so große Stückzahlen bestellt und an Unternehmen vermietet werden. Die einheitliche Ausrüstung und ein Rahmenvertrag mit einem Mobilfunk-Netzbetreiber begünstige die Beschaffung. So hätten nicht nur Reisende Vorteile, sondern auch die Unternehmen. „Bis 2015 werden alle etwa 1.500 Busse in der Region mit dieser intelligenten Technik ausgestattet sein“, blickt Rössig voraus.Um Fahrgästen das Reisen zu erleichtern dient auch ein aus einem Forschungsvorhaben weiter entwickeltes Projekt, das auf weniger genutzte Haltestellen gerichtet ist. Seit Mitte dieses Jahres sind an 150 Bus-Haltestellen in Sachsen-Anhalt speziell entwickelte preisgünstige Dynamische Fahrgastinformations-Systeme, so genannte „Regio-DFI“, aufgestellt worden. Diese modern gestalteten, mit Solarstrom betriebenen Geräte, zeigen die tatsächlichen Fahrzeiten der Busse an. Zusätzlich können Fahrgäste über eine Sprechfunktaste den direkten Kontakt mit dem INSA-Callcenter aufnehmen, um sich nach weiteren Bus- und Bahnverbindungen im Nahverkehr zu erkundigen. Auch diese Geräte werden von der NASA an die Verkehrsunternehmen vermietet. Um die vielfältige Verwertung der ohnehin vorhandenen Daten voranzutreiben hat sich die NASA mit der Deutschen Telekom AG verbündet. Das Telekommunikationsunternehmen hat im Rahmen eines Pilotprojekts an 26 Standorten in Sachsen-Anhalt öffentliche grau-magenta-farbene Telefonstelen direkt an den Haltestellen aufgestellt. Auf deren Displays können ebenfalls Fahrgastinformationen abgerufen werden. „Da die Stelen sowieso aufgestellt werden, ergibt sich für Fahrgäste ein zusätzlicher Nutzen“, lobt Rössig das Gemeinschaftsprojekt. „Überall, wo viele Menschen auf Monitore treffen, können mit Hilfe der unterschiedlichsten NASA-Projekte Fahrgastinformationen und zunehmend auch Text-Informationen in Echtzeit angeboten werden“. Das gelte für Einkaufszentren, belebte Plätze, für Abteile in Zügen oder Straßenbahnen oder eben auch für Wohnungen. Immer häufiger und immer besser werde es gelingen, verschiedene Verkehrsträger auf den Anzeigetafeln zu vereinen. „Ziel ist eine Tafel für alle.“ Rössig ist überzeugt: Das wird Anschlussverbindungen sichern und Umsteigen erleichtern. „Mit dem Projekt , Echtzeitinformation im Öffentlichen Personennahverkehr´ gehören wir in Deutschland zu den führenden Bundesländern auf diesem Gebiet“, sagt Rössig. Dabei sieht er sich längst nicht am Ziel. Angestrebt werde nach der regionalen auch eine bundesweite Nutzung. Immer stärker rücke die intermodale Reisekette in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie soll auch Auto, Fahrrad und S-Bahn mit einschließen. Seien die Daten erst mal vorhanden, sei mit ihnen vieles möglich, meint Rössig. Das sieht auch das US-amerikanische Unternehmen Google so. Der Suchmaschinen-Betreiber will sich dem Vernehmen nach zukünftig stärker im Bereich der ÖPNV-Fahrplandaten engagieren.

Kontakt:

Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH

Fritz Rössig

Am Alten Theater 6
39104 Magdeburg

Tel.: +49 391 5363125
E-Mail: fritz.roessig.ignore@nasa.de
Web: www.nasa.de

 

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