„Chemische Industrie in aller Welt erhielt wichtige Impulse aus Sachsen-Anhalt“

Die Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen aus Sachsen-Anhalt fahren mit viel Selbstbewusstsein nach Frankfurt, wo sich 4.000 Aussteller aus 50 Ländern treffen. 180.000 Teilnehmer kommen aus rund 100 Ländern. Denn die mitteldeutschen Aussteller haben nicht nur hochwertige Produkte anzubieten, sie können auch Erfolgsgeschichten berichten.

Sachsen-Anhalt ist ein Land der Innovationen. Davon zeugt auch das bei uns entwickelte Chemieparkmodell. Es hat nicht nur der heimischen Chemieindustrie nach dem Fall der Mauer wieder eine Perspektive gegeben, sondern findet inzwischen weltweit Nachahmer. Wir können also mit Stolz sagen: Für die Fortentwicklung der chemischen Industrie gingen von Sachsen-Anhalt Impulse in alle Welt aus“. Das erklärte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff aus Anlass des zehnten Jahrestages der Gründung des Central European Chemical Network (CeChemNet) Anfang Juni in Bitterfeld-Wolfen.

Zu diesem Chemiepark-Netzwerk gehören in Sachsen-Anhalt der P-D ChemiePark Bitterfeld Wolfen sowie die weiteren Standortgesellschaften in Leuna (InfraLeuna GmbH), Schkopau/Böhlen (Value Park® Dow Olefinverbund GmbH), Zeitz (Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH) und BASF Schwarzheide GmbH im Land Brandenburg. Komplettiert  wird die Partnerschaft durch die Mitwirkung der Verbände Nordostchemie sowie der halleschen isw Gesellschaft für wissenschaftliche Beratung und Dienstleistung mbH.

Der amtierende CeChemNet-Sprecher, Matthias Gabriel, Geschäftsführer der P-D ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH, wird auf der ACHEMA das Netzwerk als ein Verbund von Chemieunternehmen und Standortgesellschaften vorstellen, der Kompetenzen und Know-how im Bereich Chemiepark-Management bündelt und vernetzt. Darüber hinaus koordiniert das Netzwerk den Austausch zwischen Wirtschaft. Wissenschaft und Politik. Es unterstützt die Vermarktung der Chemieparkflächen in enger Zusammenarbeit mit den Wirtschafts-fördergesellschaften auf Bundes- und Landesebene.

Zu den Stärken des zehn Jahre alten Netzwerkes gehören auch gemeinsame Messeauftritte. So werden die mitteldeutschen Chemieparks bereits zum dritten Mal während der ACHEMA gemeinsam mit der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt um Investoren werben. Gabriel wird dem nationalen und internationalen Publikum auf dem gemeinsamen Messestand den CeChemNet-Verbund vorstellen. Angekündigt hat sich bereits unter anderem eine japanische Delegation. Die souveräne, konstruktive Zusammenarbeit der Chemieparks ohne Aufgabe ihrer Eigenständigkeit werde er als einzigartige, erfolgreiche Form der Kooperation bezeichnen, kündigte Gabriel im Vorfeld der ACHEMA an.

Die in Sachsen-Anhalt entwickelte Grundidee von Chemieparks gilt heute als ein aus der Not geborener Geniestreich. Er besteht darin, dass Chemieparkbetreiber allen Unternehmen an ihren Standorten eine attraktive wirtschaftliche Basis zur Verfügung stellen. Neben voll erschlossenen Flächen gehört dazu auch eine auf die chemische Produktion ausgerichtete Infrastruktur. Darüber hinaus wird den Investoren ein umfassendes Dienstleistungsangebot zur Verfügung gestellt. Dazu zählt ein professionelles Ansiedlungs- und Behördenmanagement. Alle notwendigen Hilfsprozesse werden professionell von Dritten erbracht. Zu diesen Leistungen gehören unter anderem die Versorgung mit Dampf, Wasser und Energie, die Planung der Anlagen, die Analytik, der Brand- und Objektschutz, die Entsorgung, die Standortlogistik und Public Relations.

Dieses Konzept habe sich als Magnet für Investoren erwiesen, erklärte Ministerpräsident Haseloff in Bitterfeld-Wolfen, der als Wirtschaftsminister vor seiner Zeit als Ministerpräsident selbst Präsident des Netzwerkes europäischer Chemieregionen ECRN war. Das sei er auch geworden, weil Sachsen-Anhalt die modernsten Chemieanlagen vorweisen könne, sagte der Politiker. Von mehreren Seiten wurde bei der Jubiläumsveranstaltung ausdrücklich das starke politische Engagement Sachsen-Anhalts für die gesamte chemische Industrie in Ostdeutschland gewürdigt.

Seit Mitte der 90er Jahre haben sich nach Haseloffs Worten mehr als 600 Unternehmen auf den sechs Chemiepark-Standorten angesiedelt. Investiert wurden fast 17 Milliarden Euro. Über 30.000 Arbeitsplätze sind entstanden. Die Chemieparkflächen betragen insgesamt 5.500 Hektar. Damit konzentrieren sich die Investitionen in der chemischen Industrie in Sachsen-Anhalt vor allem auf die Chemieparks. Nach Angaben des Landeswirtschaftsministeriums wurden von 1991 bis Ende 2011 in der chemischen  Industrie in ganz Sachsen-Anhalt insgesamt 404 Investitionsvorhaben mit einem Volumen von rund 1,2 Milliarden Euro bezuschusst.

Haseloff bezeichnete die Chemie als entscheidendes Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Ständig müsse jedoch an Konzepten und Strategien gearbeitet werden, damit Ostdeutschland Industrieland bleibe. Angesichts steigender Energiepreise sprach er sich dafür aus, energieintensiven Unternehmen Präferenzen einzuräumen.

Auf der ACHEMA kann auch berichtet werden: Die Investitionstätigkeit hält an. Allein am Standort Leuna sind nach Unternehmensangaben Investitionen von rund 300 Millionen Euro geplant oder bereits im Gang. Im Chemie- und Industriepark Zeitz ist erst vor wenigen Tagen eine Investition von bis zu 50 Millionen Euro des amerikanischen Chemieunternehmens Puralube verkündet worden. Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen werden in absehbarer Zeit Investitionen im dreistelligen Millionenbereich durch deutsche und ausländische Unternehmen erwartet.

So tragen die mitteldeutschen Chemieparks kräftig zum Wachstum der gesamten ostdeutschen Chemieindustrie bei. Nach Angaben des ostdeutschen Landesverbandes der Chemischen Industrie (VCI) wuchs die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2011 in der ostdeutschen Branche um 11,5 Prozent. Bundesweit waren es 3,3 Prozent. Der Umsatz stieg zur selben Zeit in der Ost-Chemie um 11,8 Prozent, bundesweit um 7,7 Prozent.

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