KOMET-Projekt will aussichtsreiche Medizintechnikideen und Resultate aus der Magdeburger Universität zur Produktionsreife führen

Der Schlaganfall muss umgehend als solcher erkannt werden, die Rettung und der Transport zur richtigen Klinik - sogenannte Stroke-Unit - erfolgen. Eine Vielzahl komplexer Entscheidungen ist kurzfristig notwendig, sagt Prof. Dr. Georg Rose vom Lehrstuhl Medizinische Telematik und Medizintechnik der Otto-von-Guericke-Universität. Während der Akutphase gibt es keine Zeit für eine Verlegung in andere Kliniken, unterschiedliche Verzögerungen oder Fehlentscheidungen. Gerade in ländlichen Regionen ohne Schlaganfallspezialisten sei die Einhaltung des Vier-Stunden-Fensters daher unmöglich. Durch den Einsatz der Telemedizin kann diese Situation klar verbessert und den Betroffenen geholfen werden.

Die Entwicklung der Technologie für die Telemedizin und der Aufbau des Netzwerks in Sachsen-Anhalt wurde im Rahmen des Projekts "TASC - Telemedical Acute Stroke Care" gemeinsam von den Lehrstühlen Medizinische Telematik/Medizintechnik und Entrepreneurship, der Klinik für Neurologie und dem Institut für Neuroradiologie umgesetzt. Möglich wurde das durch eine Förderung mit 1,7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. "Solche Forschungsprojekte sind für uns mehr als das Salz in der Suppe", sagt Prof. Rose. Ohne derartige Drittmittel aus unterschiedlichen Quellen können Universitäten heute kaum noch forschen. Allein für seinen Lehrstuhl bedeutet Geld der Europäischen Union, des Bundes, des Landes und aus der Wirtschaft eine Sicherung der Forschungskontinuität und gleichzeitig auch von Arbeitsplätzen. 12 der 15 Mitarbeiter im Bereich der Medizintechnik werden über solche Projekte finanziert.

"Wir suchen ständig nach interessanten Möglichkeiten, unserem relativ jungen Lehrstuhl anspruchsvolle Projekte zu verschaffen", versichert der Wissenschaftler, der vor sechs Jahren von der Industrie in die universitäre Forschung wechselte und an der Universität Magdeburg den Forschungsschwerpunkt Medizintechnik aufgebaut hat. So trägt ein Anfang 2011 gestartetes Vorhaben erste Früchte. Mit dem Kompetenzzentrum für Medizintechnik (KOMET) entstand eine Medizintechnik-Plattform an der Magdeburger Uni. Drei Jahre fördert das Land Sachsen-Anhalt deren Arbeit. Ziel ist es, wissenschaftliche Ergebnisse, die sonst oftmals regelrecht in der Schublade verschwinden, auf ihre kommerzielle Verwertbarkeit hin zu untersuchen. Im Idealfall finden sich industrielle Partner für die Umsetzung oder die Ingenieure machen sich selbstständig, um ihre Arbeitsergebnisse im eigenen Unternehmen umzusetzen. Davon profitiert letztlich Sachsen-Anhalt, denn das Bundesland kann auf diese Weise zu einem Standort für solche hochspezialisierte Produkte werden.

Gefördert werden anwendungsorientierte Projekte aus dem Bereich Medizintechnik. Dazu gehören unter anderem  Instrumente für minimalinvasive Operationen, medizinische Bildgebung und Bildverarbeitung oder auch Telemedizin. Lösungen, die auf bereits publizierten Forschungsergebnissen, Patenten oder einer aussichtsreichen Patentidee basieren, werden bevorzugt gefördert.

"Eines der erfolgversprechenden Vorhaben ist die Ausgründung einer Hochtechnologiefirma, in der zwei Wissenschaftler ab Anfang kommenden Jahres die für die Telemedizin-Lösung notwendige Technik und Software herstellen sowie vermarkten wollen", zeigt sich Prof. Rose zufrieden. Genau das sei der Weg, den man beschreiten wolle. Zu den grundlegenden Voraussetzungen gehöre stets eine umfassende Unternehmensberatung, um Märkte, Absatzchancen und -möglichkeiten auszuloten. Ohne den "richtigen Riecher" gehe es hierbei nicht. Spezielle Endoskope für minimalinvasive Operationstechniken und Geräte für die Rehabilitation von Kniegelenken seien nächste Projekte, die in neuen Unternehmen verwirklicht werden sollen.

In einem zweiten Schritt planen der Professor und seine Kollegen im kommenden Jahr aktiv auf mittelständische Unternehmen im Bundesland zuzugehen. "Ihnen wollen wir Kooperationen mit der Universität bei der Weiterentwicklung ihrer Produkte anbieten und auch fördern", sagt er. Gerade bei Innovationen im Bereich Medizintechnik ist der Forschungsbedarf enorm. Es gelte daher die Scheu vor einer Zusammenarbeit mit der Bildungseinrichtung auszuräumen und Potenziale zu erschließen.

Der Magdeburger Wissenschaftler zeigt sich optimistisch. Drei Jahre, in denen die Fördermittel zur Verfügung stehen, würden seiner Ansicht nach reichen, um KOMET auf eigene Füße zu stellen und nachhaltig zu etablieren. Mit den Firmengründern solle es Vereinbarungen geben, damit diese später, nach einem erfolgreichen Start und bei positiven Betriebsergebnissen, Mittel für die Weiterführung von KOMET bereitstellen. Falls das gelingt, hätte dieses Pilotprojekt Vorbildcharakter für den Transfer auch in anderen Forschungsbereichen der Otto-von-Guericke-Universität.


Autor: Klaus-Peter Voigt

Kommunikationstechnik, Medizinische Telematik und Kontakt:
Medizintechnik
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Universitätsplatz 2
39106 Magdeburg

Ansprechpartner:
Prof. Dr. rer. Nat. Georg Rose
Tel.: +49(0)391 / 6718862
Fax: +49 (0)391 / 6711230
E-Mail: georg.rose.ignore@ovgu.de
Web: www.iesk.ovgu.de
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