Ein Flaggschiff im Maschinenbau mit Komponenten aus Sachsen-Anhalt
Mit dem Maschinenbau ist Magdeburg seit dem 19. Jahrhundert groß geworden. Die Stadt profitierte immer von technischem Wissen und handwerklichen Können in der Branche. Nach einer schweren Umstrukturierungsphase nach der Wende haben viele Unternehmen eine stabile Entwicklung genommen. Die IFR Engineering GmbH steht dafür beispielhaft. Aus dessen Fertigungshallen kommen unter anderem Komponenten für die hochmoderne vertikale Drehmaschine VERTICAL VT 250 der in Österreich sitzenden EMCO-Group.
"Die Krise hat uns eine Chance geboten. Wir begriffen sehr schnell, dass langfristig in Mitteleuropa nur noch hochwertige Werkzeugmaschinen zu verkaufen sind", fasst Günther Tengg die Überlegungen der vergangenen Jahre zusammen. Der Geschäftsführende Gesellschafter der IFR Engineering GmbH Magdeburg sieht in Asien die Mitbewerber im preiswerten Segment. Dort würden Maschinen en gros gebaut. Mit solchen Stückzahlen und Produktionskosten könne man in Deutschland nicht mithalten.
Der traditionsreiche Standort in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt ist prädestiniert für technologischen Fortschritt. In puncto Werkzeugmaschinenbau kann er auf eine lange Geschichte verweisen. Seit fast 120 Jahren werden diese dort für die industrielle Massenproduktion nach höchsten Ansprüchen gefertigt. In den vergangenen Jahren wurde die Produktion komplett neu ausgerichtet und auf die Herstellung von Speziallösungen konzentriert, die direkt an die Montagebänder der Zulieferer gehen. Das Konzept hat sich bewährt, sagt Tengg. Bis Ende des vergangenen Jahres war er bei EMCO in Magdeburg als Vorstand tätig und wechselte dann an die Spitze von IFR Engineering. Beide Unternehmen arbeiten auf dem gleichen Betriebsgelände eng zusammen, profitieren gemeinsam von Know-how am Standort.
Eine wichtige Rolle spielt bei der Kooperation eine neue Vertikalbaureihe. Seit 2010 wird bei EMCO die neue vertikale Drehmaschine VERTICAL VT 250 gebaut. Maßgebliche Komponenten dafür kommen aus Magdeburg. Während das Unternehmen in Sachsen-Anhalt Präzisionssysteme wie Spindelstöcke, Reitstöcke und Schlittensysteme für die Gruppe liefert, hat sich IFR als Produzent der dafür notwendigen Komponenten etabliert. Dessen Fachkräfte beherrschen unter anderem CNC-Drehen, Fräsen, Rund- oder Flachschleifen sowie Bohren. "EMCO ist mit einem Anteil am Umsatz von zwei Dritteln unser größter Kunde. Mittelfristig sollen es 30 bis 40 Prozent sein", sagt Günther Tengg. Der Exportanteil liegt insgesamt bei 90 Prozent. 7,5 Millionen Euro wurden seit der IFR-Gründung 2001 in neue Maschinen investiert. 2011 soll der Umsatz einen deutlichen Sprung nach vorn auf 3,5 Millionen Euro machen. Noch im vergangenen Jahr lag er, auch krisenbedingt, bei 1,1 Millionen Euro.
Nicht minder wichtig sieht der Geschäftsführer die Ausbildung von Fachkräften an. Der Mangel sei bereits spürbar. Deshalb spielt die eigene Lehrlingsausbildung eine zunehmende Rolle. Neun junge Leute – insgesamt arbeiten im Unternehmen rund 50 Beschäftigte – erlernen den Umgang mit der Fertigungstechnik. Wer entsprechende Leistungen zeigt, muss sich um eine Übernahme nach der Lehre nicht sorgen. IFR spürt wie andere Unternehmen in der Region das Fehlen einer ganzen Generation von Mitarbeitern. Anfang der 1990er Jahre sahen gerade die damals 20- bis 30-Jährigen keine berufliche Perspektive und wanderten oftmals ab. Die Rückkehr in den alten Beruf ist heute so gut wie unmöglich, versichert Tengg. Zu viel habe sich im Maschinenpark und bei computergestützten Lösungen getan. Trotzdem setze man auf einen gesunden Mix zwischen jungen und erfahrenen Kollegen. 40 Prozent aller Beschäftigten sind zwischen 20 und 28 Jahren alt, ein ähnlicher Anteil über 40 Jahre. Erfahrung und neues Wissen gehen eine ideale Symbiose ein.
Bildtext: Kleines Bild – Mit einer eigenen Lehrlingsausbildung setzt die IFR Engineering GmbH auf sinnvolle Lösungen, um den Fachkräftebedarf in Griff zu bekommen. Geschäftsführer Günther Tengg (r.) am Arbeitsplatz des Auszubildenden Patrick Weimann. Großes Bild – Fertigung von Präzisionskomponenten für Werkzeugmaschinen bei EMCO in Magdeburg.
Fotos: Klaus-Peter Voigt
Autor: Klaus-Peter Voigt
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