In Leuna entsteht die größte PEM-Elektrolyse-Anlage der Welt

Linde setzt auf grünen, flüssigen Wasserstoff

Das Gase- und Engineeringunternehmen Linde verdoppelt seine Wasserstoff-Verflüssigungskapazität im Chemiepark Leuna im südlichen Sachsen-Anhalt. Die neue Verflüssigungsanlage, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll, fügt sich nahtlos in die Wasserstoffstrategie des Landes ein.

Sachsen-Anhalt richtet den Blick nach vorn. Mit dem Wandel zu einer Wasserstoff-Modellregion will man dort dem Kohleausstieg begegnen. „Für Sachsen-Anhalt besteht damit im Hinblick auf weitere Unternehmensansiedlungen sowie die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette erhebliches Potenzial“, sagt Wirtschaftsminister Armin Willingmann und unterstreicht damit die Bedeutung des Neubaus einer zweiten Wasserstoff-Verflüssigungsanlage durch Linde im Chemiepark Leuna.

Linde ist gegenwärtig einer der größten Wasserstofferzeuger der Welt. Dementsprechend ambitioniert ist sein Vorhaben: Die seit 2007 bestehende Verflüssigungsanlage wird zurzeit durch einen gleich großen Neubau vergrößert; 230 Kilogramm flüssigen Wasserstoff pro Stunde können beide Anlagen produzieren. Als Ergänzung des bestehenden, erdgasbasierten Dampfreformers errichtet Linde vor Ort außerdem eine moderne PEM (Proton Exchange Membrane)-Elektrolyseanlage. Der neue Elektrolyseur wird mit 24 Megawatt Leistung zum Zeitpunkt der Fertigstellung der weltweit größte sein, der diese spezielle Technologie zur Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff verwendet.

Zunächst im Testbetrieb, ab Herbst dann kontinuierlich wird die neue Anlage laufen, in der Wasserstoff bei einer Temperatur von minus 253 Grad Celsius verflüssigt und anschließend an speziellen Füllständen in Lkw verladen wird. Ende 2022 will das Unternehmen auf 3.200 Tonnen Wasserstoff pro Jahr kommen, bei voller Kapazität sind 4.200 Tonnen möglich. „Der Verflüssiger reduziert die Transportkosten, da ein Tankwagen zehn Mal so viel flüssigen Wasserstoff transportieren kann wie gasförmigen. Der Kunde reduziert seine Treibhausgas-Emissionen, ohne in seine eigenen Anlagen eingreifen zu müssen“, so Andreas Dietrich, zuständiger On-Site Accountmanager bei Linde. Zudem sorge die Verflüssigung für eine höhere Produktreinheit, die vor allem in der Herstellung von Elektronikkomponenten benötigt werde.

Kernelement der Energiewende

Rund 60 Millionen Euro lässt sich das Unternehmen den Neubau insgesamt kosten, unterstützt wird es dabei im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ vom Land Sachsen-Anhalt sowie vom Bund mit 15 Millionen Euro. Linde begründet sein Engagement mit der gestiegenen Nachfrage nach grünem Wasserstoff. Dieser ist unter anderem Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie, die ihn als Kernelement der Energiewende einordnet. Für den Neubau hätten außerdem, neben dem bereits vorhandenen Linde-Produktionsportfolio von Industriegasen, das gut ausgebaute Rohrleitungsnetz und die hervorragende Infrastrukturanbindung gesprochen. Zudem wird zur Vorkühlung flüssiger Stickstoff benötigt, der günstig am Standort produziert wird.

Zunächst nutzt Linde zur Herstellung des Wasserstoffs zertifizierten Ökostrom, später soll ausschließlich erneuerbare Energie aus der Region zum Einsatz kommen. „Zur Versorgung mit nachhaltig erzeugtem Strom ab 2022 werden in der unmittelbaren Umgebung des Industriestandortes zurzeit geeignete Flächen für die Errichtung neuer Solar- oder Windkraftkapazitäten untersucht“, erklärt Dietrich.

Sachsen-Anhalt hat aufgrund der bereits bestehenden Energieinfrastruktur aus Leitungsnetz, Kavernenspeichern und Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien hervorragende Voraussetzungen, sich zu einer zukunftsweisenden CO2-freien Wasserstoff-Modellregion zu entwickeln, in der die Herstellung, Verteilung, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff zeitnah und vor Ort umgesetzt werden kann. Synergien ergeben sich da fast schon von allein: Linde zum Beispiel kooperiert mit HYPOS, dem deutschlandweiten Wasserstoffnetzwerk am Fraunhofer IMWS in Halle (Saale). Außerdem prüft Linde in enger Abstimmung mit den zuständigen Landesministerien in Sachsen-Anhalt und Sachsen und Firmen der Region die Erweiterung des Wasserstoffnetzes um den Chemiepark, speziell in Richtung Leipzig Nord und den Kavernen in Bad Lauchstädt.

8-Punkte-Plan

Linde fügt sich mit seinem Engagement hervorragend ein in die neue Wasserstoffstrategie des Landes Sachsen-Anhalt, die vor wenigen Tagen verabschiedet wurde, um ein Leitbild für eine grüne Wasserstoffwirtschaft im Industrie- und Energieland Sachsen-Anhalt aufzustellen. Für die kommenden Jahre hat sich die Landesregierung auf einen 8-Punkteplan verständigt. Darin werden Maßnahmen aufgezeigt, die prioritär durch das Land angegangen werden. Für die Zeiträume bis 2030 sowie bis 2040 sind Ziele für die Wasserstoffwirtschaft formuliert. Die Strategie ist in enger Zusammenarbeit des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung sowie des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr entstanden.

Autorin: Anja Falgowski/IMG Sachsen-Anhalt


Sachsen-Anhalt ist Vorreiter, wenn es um den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft geht. Zahlreiche innovative Ideen sind hier schon zu Leuchttürmen gewachsen. Beispielsweise, wie grüner Wasserstoff im industriellen Maßstab wirtschaftlich erzeugt und genutzt,oder wie Wasserstoff sicher gespeichert werden könnte.

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