Glänzende Aussichten für das „weiße Gold“ aus Sachsen-Anhalt

Die „CIECH Gruppe“ erweitert in Staßfurt ihre Produktion

Die „CIECH Gruppe“ wird bald von Staßfurt aus Europa mit Salzprodukten versorgen und weltweit pharmazeutisches Salz exportieren. Noch in diesem Jahr soll dafür eine neue Anlage ihren Betrieb aufnehmen. Mit der wohl modernsten und umweltfreundlichsten Anlage zur Herstellung von Siedesalz kommt das Unternehmen seiner Vision von einem auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung ausgerichteten Chemiepark in der Region ein großes Stück näher – und beweist einmal mehr, dass Sachsen-Anhalt als Kernland der ostdeutschen Chemieindustrie in der Branche zu den Vorreitern zählt.

Es wird nicht umsonst als „weißes Gold“ bezeichnet. Salz verleiht nicht nur Essen die richtige Würze, sondern ist auch in vielen weiteren Bereichen unverzichtbar. Frank Pommerenke, Geschäftsführer der „CIECH Soda Deutschland GmbH & Co. KG“, ist sich sicher, dass der Bedarf weltweit steigen wird und darum in Staßfurt eine „Investition in die Zukunft getätigt wurde“.

Der polnische Chemiekonzern „CIECH“, zu dem die „CIECH Soda Deutschland“ im Salzlandkreis gehört, hat mehr als 140 Millionen Euro in den Ausbau seiner Produktion in Sachsen-Anhalt investiert. In knapp einem Jahr ist direkt neben dem Sodawerk – trotz pandemiebedingter Schwierigkeiten – ein neues Salzwerk mit etwa 100 neuen Arbeitsplätzen entstanden. Die Gesamtbelegschaft wächst damit in Staßfurt auf etwa 550 Mitarbeiter und macht das Unternehmen zum größten Arbeitgeber der Region. Die meisten der Beschäftigten kommen aus der Umgebung und dürften bald alle Hände voll zu tun haben.

Das Ziel: Volle Funktionsfähigkeit noch 2021

Die Signale für die Komplett-Inbetriebnahme stehen auf Grün. Erste Anwenderinnen und Anwender in Deutschland wurden bereits mit Nasssalzprodukten und Salztabletten aus der neuen Anlage beliefert. Nach der Vorinbetriebnahme läuft derzeit die Zertifizierungsphase an. „Wenn alles gut läuft, können wir im neuen Werk noch in diesem Jahr im großen Stil produzieren“, sagt Frank Pommerenke. Von Sachsen-Anhalt aus will „CIECH“ den europäischen Markt mit verschiedenen Erzeugnissen beliefern, pharmazeutisches Salz soll später auch weltweit exportiert werden. Zum Produktportfolio der neuen Salzanlage gehören Nasssalz, Salztabletten, später sollen Speise-, Industrie- und das Pharmasalz dazukommen.

Den globalen Markt mit Gewerbesalzen versorgen

Die Industrie braucht das „weiße Gold“ vor allem für die Herstellung verschiedenster Produkte, von Medikamenten über Kosmetika bis hin zu verarbeiteten Lebensmitteln. Mit den bald vom Staßfurter Band laufenden Salztabletten will „CIECH“ zudem den globalen Markt mit Gewerbesalzen versorgen, die mit steigender Tendenz in derAbwasseraufbereitung nachgefragt werden. Expertinnen und Experten erwarten, dass der weltweite Umsatz von 13,3 Milliarden Euro 2019 bis zum Jahr 2027 auf 20,4 Milliarden Euro steigen wird.

In Staßfurt sollen die Salztabletten bald den höchsten Anteil der Gesamtproduktion ausmachen, sagt der „CSD“-Chef. Angestrebt werde eine jährliche Kapazität von etwa 420.000 Tonnen Siedesalz. Damit würde die „CIECH-Unternehmensgruppe“ insgesamt zu den führenden europäischen Herstellern von Siedesalz aufsteigenund wäre der europaweit größte Anbieter von Salztabletten.

Vision für Staßfurt: Chemiepark für zirkuläres Wirtschaften

Frank Pommerenke „hat keine Zweifel“, dass das Unternehmen in Staßfurt „den wachsenden Markt bedienen kann“. Beste Voraussetzung würden die qualitativ hochwertigen homogenen Salzvorkommen liefern. Eine effiziente und umweltfreundliche Technologie und ein zweistufiges Reinigungsverfahren machen das neue Werk zur Herstellung von Siedesalz nach Unternehmensangaben zu einem der modernsten und „grünsten“ in Europa. Der Standort verfügt mit einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk über eine eigene Energieversorgung. „Green Energy“ und „Zero Emission“ sind Begriffe, mit denen in Staßfurt gearbeitet wird – in der Produktion, aber auch, wenn es um eine Energiestrategie und die Visionen für die Region geht: Rund um Staßfurt möchte „CIECH“ einen Chemiepark der Zukunft wachsen lassen, der sich der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt und in dem das Motto „Chemie 4.0“ weiter mit Leben gefüllt wird. Schlagworte dabei sind Digitalisierung, Umweltschutz und zirkuläres Wirtschaften.

Das Unternehmen produzierte hier bislang schon calciniertes Soda und Natriumhydrogencarbonat – besser bekannt als Natron. Für die Sodaherstellung nutzt der Betrieb eigene Kalkstein- und Salzvorkommen. Eine Tochtergesellschaft produziert Wärme- und Elektroenergie.

Mit dem neuen Salzwerk wird die Erfolgsgeschichte im Salzlandkreis fortgeschrieben. Mit ihrer mehr als 70 Jahre langen Erfahrung gehört die „CIECH-Gruppe“ zu den Experten im Siedesalzbereich. Das an der Frankfurter und Warschauer Börse notierte Unternehmen mit Hauptsitz in Polen betreibt in Europa zwei Produktionsstätten für Siedesalz, hinzukommen weitere Werke für Soda, Pflanzenschutzmittel, Silikate und Polyurethane-Schaumstoffe.

Unschlagbare Standortvorteile

Die Rohstoff-Vorkommen bezeichnet Frank Pommerenke als „einen unschlagbaren Standortvorteil“. Der sachsen-anhaltische Standort hebe sich aber auch sonst ab. Die Salz- und Soda-Experten haben hier den „kurzen Draht“ zu Unis, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Der Wissenstransfer „laufe praxisorientiert in beide Richtungen“, so der „CSD“-Geschäftsführer. Dazu käme ein beispielhaftes Zusammenspiel von Behörden, ansässiger Industrie, Kommunen sowie Einwohnerinnen und Einwohnern. „Über Jahre sind hier gute Beziehungen vor Ort gewachsen. Wir nutzen hier alle Ressourcen und das vorhandene Know-how“, sagt Frank Pommerenke. Das wirke sich aus wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe.

Autorin: Manuela Bock/IMG Sachsen-Anhalt 

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