Ein moderner Nomade setzt auf Tugenden, Traditionen und Technologie

Mercateo-Vorstand Peter Ledermann: „Herausforderungen annehmen“

Er folgt dem „Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns“, bezeichnet sich als „modernen Nomaden“, und er verbindet mit Köthen die „Geburts-DNA“ eines Unternehmens, das seit Jahren auf Wachstumskurs ist. Peter Ledermann gehört zum Vorstand von Mercateo, Europas führender Beschaffungsplattform für Geschäftskunden im Internet. In Zeiten, wo Wirtschaft und Gesellschaft von der Pandemie geprägt werden, bekennt er sich zum sachsen-anhaltischen Standort, schwört auf die Vorteile der Digitalisierung und auf Tugenden wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Integrität.

Wenn sich Peter Ledermann an die Anfangszeiten erinnern soll, muss er nicht lange überlegen: Daten, Zahlen, Anekdoten kennt er aus dem Effeff. Die Unternehmensgründung findet im Januar 2000 statt – als klassisches Start-up, das den Handel zwischen Unternehmen revolutionieren möchte. Die Idee vom Handel über eine elektronische Beschaffungsplattform bringen die Gründer aus den USA mit und verpacken sie in eine weitere Idee: Gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen soll der Beschaffungsmarkt transparenter, Auswahl und Einkauf erleichtert werden. Im Herbst 2000 kommt Peter Ledermann zur heutigen Mercateo-Gruppe, kurz nach der Gründung, der zahlreiche Entwicklungsstufen folgen. Nach vier Jahren startet Mercateo in Köthen neu mit neun Mitarbeiter*innen. Das operative Geschäft wird an den Standort im Landkreis Anhalt-Bitterfeld verlegt und dort die Mercateo Services GmbH gegründet. „Zu dieser Zeit war gerade die E-Commerce-Blase geplatzt, der Start war schwierig“, erinnert sich der Vorstand. „Wir waren auf der Suche nach einem geeigneten Standort und in Köthen hat alles gepasst.“ Bewusst hätten sie sich damals gegen Metropolen wie Berlin entschieden. Zu lange Wege, zu anonym, zu kompliziert sind den Geschäftsleitern die großen Städte. Die sachsen-anhaltische Kreisstadt dagegen punktet mit Charme und „sichtbaren Wandel“. Die Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) als Wirtschaftsförderung des Landes,, Stadtverwaltung und die Hochschule Anhalt mit ihrem Fachbereich Informatik ebnen kurze Wege und geben vielversprechende Aussichten. „Und“, so Peter Ledermann, „wir haben sehr gut ausgebildete Mitarbeiter gefunden“. Die Ansiedlung verläuft reibungslos, Mercateo wächst – und das seither weiter kontinuierlich.

Digitaler Marktplatz für Unternehmen

Heute vereint das Handelsunternehmen, dessen Name sich vom lateinischen „Mercator“ für Kaufmann ableitet, als Europas führende B2B-Beschaffungsplattform die Vorteile eines B2B-Marktplatzes und eines B2B-Netzwerks. Einkäufer, Lieferanten, Hersteller und Dienstleister verbinden über die Infrastruktur ihre Systeme untereinander und wickeln ihre Transaktionen miteinander ab – egal, wie gut sie  digital schon aufgestellt sind. Einkäufer und Anbieter können ihre Geschäftsprozesse effizienter gestalten, aus einem breiten Angebot wählen und – das ist dem Vorstand besonders wichtig – die direkten Beziehungen zu ihren eigenen Partnern und Lieferanten nutzen. In den vergangenen Jahren sei Mercateo für viele Unternehmen zum Synonym für den digitalen Marktplatz geworden, sagt Peter Ledermann. Handel bedeutet kaufen und verkaufen: Die Beschaffungsplattform für Unternehmenskunden hat Bürobedarf, Gebäudetechnik Elektronik genauso im Angebot wie Briefumschläge, Kochschürzen oder Lötkolben – über den Marktplatz werden derzeit mehr als 20 Millionen Artikel von etwa 700 Lieferanten angeboten. Das Geschäft ist inzwischen europaweit ausgebaut, 13 weitere Landesgesellschaften unter anderem in der Schweiz, Spanien, Frankreich, in Belgien und den Niederlanden sind gegründet. In 14 europäischen Ländern kümmern sich rund 600 Menschen um den B2B-Marktplatz und das Netzwerk unite.eu. Der Hauptsitz in Deutschland wurde im Frühjahr 2020 von München nach Leipzig verlegt – ohne den bayrischen Standort komplett aufzugeben. Als Marktplatz ohne eigene Lager und Logistik soll in der Messestadt virtuell und dezentral gearbeitet werden, sagt der Mercateo-Vorstand.

Dem sachsen-anhaltischen Standort mit etwa 260 Mitarbeiter*innen bescheinigt Peter Ledermann bei dieser Entwicklung „eine große Bedeutung“. „Hier hat sich unsere Unternehmenskultur entwickelt“, erklärt der Vorstand. Auch, wenn in der sächsischen Großstadt zentrumsnah eine neue Firmenzentrale entsteht, die ab 2023 bezogen und die Belegschaft in der Messestadt auf 500 Mitarbeiter*innen verdoppelt werden soll – Sachsen-Anhalt bleibt im „Mercateo-Fokus“. „Wir wollten noch nie von hier weggehen und haben es auch nicht vor, weil wir sonst unsere Geburts-DNA verlieren würden“, sagt Peter Ledermann. Mit der mitteldeutschen Kreisstadt ist der Geschäftsmann eng verbunden – nicht nur aus Unternehmenssicht.

Er pendelt viel zwischen den Standorten.

Seit 16 Jahren gehört Peter Ledermann zu einer „Zwei-Männer-WG“. Er sagt, dass er „sich immer wieder aufs Neue freut“, wenn er nach Köthen kommt und bezeichnet sich als „modernen Nomaden“, weil er viel unterwegs ist. Er pendelt zwischen München, wo heute 45 Beschäftigte tätig sind und seine Familie lebt, Leipzig, wo „viel Wachstum zu verzeichnen ist“, und eben Köthen, und ist außerdem zu den Mitarbeiter*innen im Ausland unterwegs. Seinen Rechner könnte er überall aufstellen, sagt er. Und: „Ich bin es gewohnt, viel zu reisen und flexibel zu sein“. Auch darum ist es für ihn „ganz klar“, dass „Mercateo in diesem Verbund weiter organisch wachsen wird“. Er spricht viel von den Werten des ehrbaren Kaufmanns, meint: „Ich halte es für wichtig, dass wir nahbar und verlässlich bleiben, Prozesse vorantreiben und für die Global Player genauso wichtig sind wie für die Ein-Mann-Unternehmen.“ Auf die Verlässlichkeit setzt Mercateo auch in Zeiten der Pandemie. Angebote werden neu geschaffen, andere ins digitale Zeitalter überführt. Das Event-Format „Business Breakfast“ für potenzielle Kunden verlegt das Unternehmen in die virtuelle Welt, organisiert Webkonferenzen mit bis zu 720 Teilnehmer*innen und stellt Know-how im „B2B-Radar“ zur Verfügung. Expert*innen schätzen darin online die aktuelle Lage ein und Branchenführer*innen beleuchten die Herausforderungen. Bereits Anfang März 2020 schickt Mercateo alle Mitarbeiter*innen ins Homeoffice. „Zum Glück haben wir uns schon vorher damit auseinandergesetzt und Grundlagen geschaffen“, sagt der Vorstand. „So konnten wir weiterarbeiten und den Service halten.“ Intern führt das Unternehmen eine Befragungsstudie für seine Mitarbeiter*innen ein, „um ihnen in der herausfordernden Zeit ein Ventil zu geben“, wie Peter Ledermann meint, „und um Auswirkungen der veränderten Arbeitsweisen zu erfassen“.

Regionale Wirtschaft stärken und noch internationaler agieren

Solche Erhebungen und Erfahrungen fließen auch in Fortbildungen für die Führungskräfte ein. „Das virtuelle Leiten muss erlernt und perspektivisch gestärkt werden, erklärt der Vorstand, dem auch für die Zukunft die Zahlen, Daten und Geschichten nicht ausgehen. Er meint: „Wir nutzen noch mehr die digitalen Möglichkeiten, etablieren das Homeoffice-Angebot weiter, wollen Systemgrenzen erweitern, einen Pool schaffen für qualifizierte Mitarbeiter.“ Alles solle noch internationaler werden – auf Kundenseite und intern. „Dabei werden wir weiterhin unseren ureigenen Ansatz weiterverfolgen und die kleine und mittelständische Wirtschaft sowie das regionale Geschäft stärken. Davon profitiert dann auch Köthen, genauso, wie wir schon lange vom Standort profitieren“, so Peter Ledermann.

Autorin: Manuela Bock/IMG Sachsen-Anhalt


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