Der Duft von Innovation

Die Miltitz Aromatics GmbH im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen gehört zu den weltweit gefragten Herstellern von Aromen und Riechstoffen

 „Wir verkaufen Geruch“, sagt Firmen-Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer Dr. Peter Müller. Sein Sohn und jetziger Geschäftsführer Dr. Stefan Müller zitiert ihn auch gern mit: „So wie der Maler die Farben geliefert bekommt, beliefern wir den Parfümeur.“ Zum umfangreichen Portfolio des Unternehmens gehören rund einhundert Produkte der Feinchemie, von klassischen Komponenten der Parfümerie bis hin zu agrochemischen Zwischenprodukten.

Von gutem Gespür bei der Firmenlenkung über fast 30 Jahre zeugt die Verlegung des Standortes aus dem namengebenden Miltitz in den Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, einem der zwölf Zukunftsorte in Sachsen-Anhalt. An diesem traditionsreichen Chemiestandort in Mitteldeutschland schätzt Stefan Müller die gute Infrastruktur mit Klärwerk, Straßen, Versorgung mit Dampf, Druckluft, Gas und Wasserstoff.. „Wir nehmen das inzwischen als selbstverständlich, aber das ist es bei weitem nicht“, sagt Stefan Müller. Zudem gebe es kurze Wege nicht nur zur Leitung des Chemieparks, sondern auch zu anderen Firmen. Geprägt wird der Chemiepark durch Firmen der Chlor-, Spezial- und Feinchemie sowie Herstellern von Pharma- und Hightech-Produkten, wobei große, kleine und mittelständische Firmen sich gegenseitig befruchten. Logistik- und andere Dienstleister komplettieren die Palette des zentral im Straßen- und Schienennetz gelegenen Industrieareals.

Forschergeist perfektioniert Prozesse

In mehr als 30 Ländern profitieren die etwa 100 Kunden der Miltitz Aromatics vom gebündelten Wissen, den Erfahrungen und dem Forschergeist der 45 Mitarbeitenden und sieben Auszubildenden - auf die kontinuierliche Ausbildung seit Firmengründung vor 28 Jahren legt Miltitz Aromatics Wert. In der Forschungsabteilung sind zwölf promovierte oder diplomierte Chemiker und Laborantinnen tätig und kreieren nicht nur neue Duftstoffe, sondern auch neue, effizientere Verfahren, diese und andere Feinchemikalien herzustellen. Die Verfahrensentwicklung nehme immer mehr Raum ein, sagt Dr. Stefan Müller. Seit zwei Jahren habe der Verkauf von Know-how zugenommen, wozu der immer besser werdende Ruf von Miltitz Aromatics nicht unwesentlich beitrug.

„Es spricht sich inzwischen international herum, dass aus dem traditionsreichen Chemiedreieck in  Sachsen-Anhalt Lösungen aus einer Hand kommen“, stellt Stefan Müller fest und berichtet von seinem Engagement im Cluster Biochemie. Miltitz Aromatics sei zum einen ein Nutznießer der Zusammenarbeit auf diesem Feld, die auch mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt weiter ausgebaut werden soll. Zum anderen erweise sich das Unternehmen mit der Aufreinigung von Stoffen als guter Partner. Bei der Biotechnologie gebe es ebenfalls ein gutes Netzwerk in Sachsen-Anhalt, zu dem mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna eine Forschungseinrichtung gehört, mit der Miltitz Aromatics gern kooperiert. „Sachsen-Anhalt unterstützt die Zusammenarbeit und fördert schnelle Realisierungen“, unterstreicht Stefan Müller. Auch die Auszeichnung und Unterstützung  des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen als Zukunftsort in Sachsen-Anhalt nimmt er dankbar wahr.

Mit den Riechstoffen bietet Miltitz Aromatics Produkte an, die jedermann in Waschmitteln und anderen Haushaltschemikalien tagtäglich begegnen. Das nutzt Stefan Müller gern, um bei Schülern  Chemie nahe zu bringen. Eng ist seit langem die Kooperation mit Universitäten und Hochschulen, vor allem mit der Hochschule im nahe gelegenen Merseburg. Deren Spezialstrecke Chemie und Automatisierungstechnik passt gut zum Profil der Miltitz Aromatics sowohl im Bereich der Produktneuentwicklung als auch bei der Verfahrensoptimierung. Themen für Bachelor- und Masterarbeiten hat Miltitz Aromatics schon oft vergeben. „Wir haben auch schon Promotionen des Leibniz-Instituts für Katalyse Rostock betreut.“

Ein Ambra-Duftstoff für den Weltmarkt

Weltweit einmalig ist das Verfahren des Unternehmens zur  Synthese von Hydroxyambran, einem Ambra-Duftstoff. „Wir sind stolz, dass es den nur hier gibt. Er wird gern Waschmitteln zugefügt und haftet lange an der Faser. Das gefällt den Kunden“, erzählt Stefan Müller.

Technologien der Produktion

Miltitz Aromatics produziert unterschiedliche Aromen und Riechstoffe in seinen Anlagen. Die Flexibilität ist ein Vorteil, verlangt aber Aufwand, spezielle Kenntnisse und Equipment, um die erforderliche Reinheit zu gewährleisten. Diese Qualität -  verbunden mit den für feinchemische Dimensionen nicht alltäglichen, da relativ hohen Produktionsmengen von ein bis 200 Tonnen pro Jahr -  haben Miltitz Aromatics seine Nische auf dem Weltmarkt finden lassen. Außerdem hat das Unternehmen seine Kernkompetenz, die Hydrierung, konsequent ausgebaut. Auf die Verarbeitung von Isopren als weiterem Alleinstellungsmerkmal ist Dr. Stefan Müller stolz: „Die Di- und Trimerisierung, also die Isoprenmoleküle zu nur kurzen Ketten zu fügen, trauen sich nur wenige zu; da sind wir gut.“

Forschung an grünem Synthesegas

Seit einigen Jahren forscht Miltitz Aromatics an der Hydroformylierung und möchte mit dem Einsatz von grünem Synthesegas eine weitere Nische besetzen. „Wir wollen dafür das Kohlendioxid aus der Kläranlage nutzen. Das geht – aber wir werden das noch weiter entwickeln mit Blick auf unsere Größenordnungen. Denn große Anlagen laufen anders als unsere kleinen, Laboranlagen noch einmal ganz anders. Diese Erfahrung zu machen, ermöglichen wir auch unseren Kunden“, nennt Stefan Müller ein Beispiel für den engen, ja persönlichen Kontakt zu den Partnern. Ein weiterer Baustein zum Erfolg der Duft-Hersteller.

Autorin: Renate Wähnelt/IMG Sachsen-Anhalt


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Traditionell bietet Sachsen-Anhalt die komplette Wertschöpfungskette von der Basischemie bis zur weiterverarbeitenden Industrie. In den Bereichen Polymersynthese, Agrochemie sowie Fein- und Spezialchemie hat das Land sich zu einem führenden Kompetenzzentrum entwickelt.

 

Ein ausgeprägter Rohstoffverbund, getragen von den insgesamt 5 Chemieparks des Landes, schafft profitable Synergiemöglichkeiten.

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