Aus einer Hand: Medizintechnik entwickeln, bauen und die Zulassung erwirken
Erfahren Covid-19-Patienten durch Beatmungsgeräte Linderung, hat häufig die seleon gmbh daran Anteil. Das Unternehmen entwickelt und produziert an seinem Standort Dessau Medizintechnik-Produkte unterschiedlichster Art. Die Firma mit Stammsitz in Heilbronn gehört damit zu den fast 120 Unternehmen dieser in Sachsen-Anhalt wachsenden Branche.
Fahrt aufgenommen hat die Produktion in Dessau vor knapp 20 Jahren, noch unter dem Namen Heptec, mit der Entwicklung und Produktion eines speziellen Beatmungsgerätes, CPAP genannt. Damit werden Schlafapnoen – Atemaussetzer während des Schlafes - behandelt. Das Gerät aus Dessau wurde für das junge Unternehmen ein voller Erfolg. Dass seleon seitdem für seine Kunden innovative Lösungen zu entwickeln weiß, belegen die 37 erteilten Patente und rund 50 Patentanmeldungen seit Gründung des Unternehmens. So hält es beispielsweise ein Patent auf einen Algorithmus, der in einem CPAP für die richtige Luftzufuhr sorgt, damit während des Schlafes eben kein Atemstillstand eintritt.
Die Bandbreite der Produktdienstleistungen ist inzwischen erheblich gewachsen. In der Kardiologie werden von seleon gebaute Geräte ebenso eingesetzt wie bei bildgebenden Verfahren, in der Diagnostik oder bei der Wartung von Geräten. Hardware wie Software gehören zum Portfolio. So entwickelten und bauten die Beschäftigten in Dessau beispielsweise ein Gerät, mit dem Patienten vor einer Untersuchung im Computertomographen das Kontrastmittel injiziert wird. Der Kunde wünschte für diese Neuentwicklung eine bestimmte Handhabbarkeit bis hin zu einem gefälligen Aussehen.
Grundsätzlich tritt seleon als Dienstleister auf; in seltenen Fällen taucht der Firmenname an einem Gerät auf. „Wir entwickeln, lassen zu und produzieren für den Kunden, von der Idee bis zum Ende des Produktlebenszyklus“, erläutert Peter Hartung. Der studierte Geräteentwickler ist fast von Anfang an dabei und leitet jetzt die Business Unit Consulting. Mit diesem Unternehmenszweig komplettiert seleon zum einen die Entwicklung und Herstellung von Geräten und Software aus dem eigenen Haus, indem die Firma sämtliche technischen und behördlichen Zulassungen mitliefern kann. Zum anderen erledigt seleon solche Zulassungen im Kundenauftrag für fremde Geräte.
Peter Hartung unterstreicht: „Wir können den Kunden von der Idee über die Entwicklung bis zur Zulassung oder bis zur klinischen Studie, zur Serie und auch zum Postmarket betreuen. Der Kunde kann mit seiner innovativen Idee zu uns kommen, und wir von der seleon können diese umsetzen und abwickeln.“
Dessau sei der zweitgrößte Standort nach dem Hauptsitz in Heilbronn. „Hier werden standortübergreifend die Geräte entwickelt und produziert“, sagt er. „Die Kollegen in Dessau beschäftigen sich mit der Montage und der Prüfung von überwiegend elektro-mechanischen Baugruppen und Geräten im Segment der aktiven Medizintechnik. Je nach Auftrag fertigen sie sowohl Einzelstücke, als auch Kleinserien sowie Serien mit über 10.000 Stück.“
Im Universitäts-Dreieck gut verankert
Während große Teile der Entwicklung und die Tätigkeit im Consulting-Bereich inzwischen nahezu von überall aus einem Büro oder dem Homeoffice heraus erbracht werden könnten, hat die Produktion in Dessau ihren festen Standort. War die Wahl zunächst eher zufällig, da führende Mitarbeiter in der Region wohnten, so wusste seleon schnell die Vorteile zu schätzen. Das ist vor allem die Lage zwischen den mitteldeutschen Universitätsstandorten Leipzig, Halle sowie Magdeburg und nahe zur Hochschule Anhalt an den Standorten Bernburg, Köthen und Dessau selbst, so dass Kooperationen auf kurzem Weg ebenso möglich sind wie der Kontakt zu Fachkräften. „Wir gewinnen hier sehr gute Ingenieure, so dass wir ein erfahrenes und hochqualifiziertes Team haben“, berichtet Peter Hartung.
Seit vielen Jahren pflegt seleon eine Partnerschaft mit der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg und dem medizintechnischen Forschungscampus STIMULATE, durch die das Know-how beider Seiten verbreitert wird. So ist seleon auch unterstützend bei von Sachsen-Anhalt und anderen Geldgebern geförderten Projekten tätig, die gemeinsam mit der Universität verfolgt werden.
Netzwerke bedeuten gegenseitige Förderung
Überhaupt legt seleon Wert auf Partnerschaften und pflegt Netzwerke. Die Liste der Kontakte ist lang und umfasst international renommierte Häuser wie das Johns Hopkins University Hospital ebenso wie regionale Verbände. Dazu gehört innoMed, das medizintechnische Netzwerk in Sachsen-Anhalt. Diese Netzwerke sind nicht nur eine Quelle der Inspiration zum wechselseitigen Nutzen, sie helfen seleon auch beim Generieren neuer Kunden. „Die Medizintechnik in Sachsen-Anhalt nimmt weiter Fahrt auf. In der Region Magdeburg wollen wir aus dem Consulting-Bereich dabei unterstützen“, blickt Peter Hartung voraus. Es gebe einen wachsenden Bedarf. Das Potenzial für die weitere Unternehmensentwicklung sieht er nicht zuletzt bei Start-ups, die sich aus dem Portfolio von seleon bedienen können und dadurch ihre Ideen effizient umsetzen. Dabei hilft das Land Sachsen-Anhalt mit; sein Medizintechnik-Cluster unterstützt junge Unternehmen und gestandene Firmen.
Innovation setzt die eigene Weiterbildung voraus, sowohl für die Produktentwicklung, aber auch und in erheblichem Umfang beim Consulting. „Wir befassen uns im Geschäftsbereich Consulting zu 20 Prozent unserer Zeit mit neuen oder geänderten Themen. Diese ständige Weiterbildung eröffnet uns als Unternehmen nicht nur neue Möglichkeiten, sie ist auch eine Investition in die Zukunft“, unterstreicht Peter Hartung.
Autorin: Renate Wähnelt/IMG Sachsen-Anhalt