Hövelmann Logistik setzt auf digitale Lösungen für bessere Wettbewerbsfähigkeit
Digitalisierung als Zukunftschance in der Logistikbranche
Die Logistikbranche in Deutschland bleibt ein Wachstumsmarkt. Als drittgrößter Wirtschaftsbereich nach Automobilwirtschaft und Handel erwirtschafteten deutsche Logistikunternehmen 2018* rund 274 Mrd. Euro Umsatz. Steigender Preis- und hoher Wettbewerbsdruck zwingen die Unternehmen zu immer mehr Kosteneffizienz. Frank Maslock, Niederlassungsleiter der Hövelmann Logistik GmbH & Co. KG in Haldensleben, sieht Digitalisierung als Notwendigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit und um das langfristig profitable Überleben des Unternehmens zu sichern. Als klassischer mittelständischer Familienbetrieb ist das Unternehmen mit seinen bereits seit 2010 nach und nach umgesetzten Maßnahmen ein gutes Beispiel, dass Digitalisierung auch für den Mittelstand machbar und unverzichtbar ist.
Neue Wege im Familienbetrieb: Telematik, Automatisierung und Digitalisierung
Die als Familienbetrieb geführte Hövelmann Logistik wurde 1945 in Rees am Niederrhein gegründet, wo die Hauptverwaltung noch heute ihren Sitz hat. Seit 1991 ist das Unternehmen auch in Sachsen-Anhalt ansässig. Der Standort in Haldensleben ist mit rund 50.000 m² Fläche mittlerweile der größte des Unternehmens. Mit über 600 Mitarbeitern und etwa 230 LKWs gehört die Hövelmann Logistik zu den Mittelständlern der Branche in Deutschland. In Sachen Digitalisierung zeigt sich das Unternehmen innovativ und zukunftsorientiert auf dem Weg zu „Logistik 4.0“.
So wurden seit 2010 nach und nach alle LKWs mit Telematik ausgestattet. Zum Einsatz kommt ein hochpräzises System zur Ortung, Navigation und Kommunikation, das eine effiziente Fuhrparkverwaltung ermöglicht. Echtzeitdaten zu Position, Verkehrsfluss, Lenk- und Ruhezeiten oder auch zum Fahrverhalten werden registriert und analysiert. Die Fahrer erhalten die optimale Route bezogen auf Fahrtzeit und –kosten. Die Disposition hat die Möglichkeit, bei kurzfristigen Anfragen zu prüfen, ob ein Fahrzeug - mit ausreichend Ladekapazität und Lenkzeit zur Verfügung steht. Dadurch verkürzt sich die Reaktionszeit erheblich. Zudem wird die Personalverwaltung durch automatisierte Spesenbewertung sowie der Verwaltung und Optimierung von Lenk- und Ruhezeiten entlastet. Die erfassten Daten zu Fahrstil und Fahrverhalten werden für das Fahrertraining genutzt, für das Hövelmann eigens zwei Fahrertrainer eingestellt hat. „Wenn durch diese Maßnahmen unsere Fahrer einen Liter Kraftstoff weniger auf 100 Kilometern verbrauchen, macht das bei über 27 Mio. Kilometern pro Jahr schon viel aus“, so Maslock. „Zudem verbessern wir kontinuierlich den Service für unsere Kunden.“
Dispositionspläne in Papierform gehören bei Hövelmann Logistik der Vergangenheit an. Alle Touren werden digital über eine Speditionssoftware geplant und die Aufträge direkt via Telematik an das Fahrzeug übergeben. Bestätigt der Fahrer den Auftrag wird die Route automatisch in der Navigation bereitgestellt. Dieses Vorgehen spart Zeit und verhindert Fehlplanungen. Auch die Personalplanung erfolgt digitalisiert über die Speditionssoftware. Schichtpläne werden schnell und übersichtlich angelegt, Urlaubs- und Krankheitszeiten berücksichtigt und dadurch effizient geplant. Auch die Sichtkontrolle der Führerscheine wurde mittels eines RFID Chips vereinfacht, das Einverständnis der Fahrer vorausgesetzt.
Im Lager werden die Prozesse mit digitaler Hilfe optimiert. Ein „Pick by Voice Lagersystem“ vereinfacht die Kommissionierung, indem der Mitarbeiter die Informationen über einen Kopfhörer erhält und weder Papier noch Scanner bedienen muss. Ab kommendem Jahr soll für die Lagerverwaltung ein Warehouse Management System (WMS) eingesetzt werden, das eine Schnittstelle zur Speditionssoftware bietet und somit die Abläufe weiter vereinfacht und strukturiert.
Digitalisierung erfordert Willenskraft
So erfolgreich die einzelnen Maßnahmen sich auch auf den Unternehmenserfolg auswirken, so aufwendig war auch ihre Implementierung. Die Umsetzung eines Digitalisierungskonzeptes, die in einem mittelständischen Unternehmen in der Regel mit internen Kräften vollzogen wird, erfordert Willenskraft, sowie eine hohe Leistungs- und Einsatzbereitschaft aller am Projekt Beteiligten. „Natürlich werden durch die Digitalisierung Kontrollmechanismen gestärkt“, betont Maslock. „Doch mit dem Mehrwert für die Mitarbeiter, wie bspw. Auszahlung von Prämien bei Erreichung von Zielwerten, konnten wir unsere Mitarbeiter für die Digitalisierung gewinnen und begeistern.“
Aus Sicht Maslocks sind die häufigsten Hemmnisse für die Digitalisierung in der mittelständischen Logistik mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen, zu große Verhaftung in altbewährten Mustern und bis dato funktionierenden Prozessen sowie die unterschiedlichen Investitionsansätze im Vergleich zu Großunternehmen. Ein Familienunternehmen geht eher selten hohe Risiken für Innovationen ein.
Je nach Struktur und Aufbau des Betriebes sind nicht alle neuen Technologien anwendbar. Bei Hövelmann Logistik wurden auch fahrerlose Transportsysteme im Lager geprüft. Diese lassen sich jedoch sowohl bautechnisch als auch organisatorisch derzeit noch nicht anwenden. „Die Digitalisierung ist für uns ein stetiger Prozess“, so Maslock. „Wir prüfen neue Ideen und schauen, wie wir uns noch besser für die Zukunft aufstellen können.“ Diese Leistungsfähigkeit wird das Unternehmen ab dem 4. Juni als Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand des Landes Sachsen-Anhalt auf der transport logistic München, der Internationalen Leitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain Management, einmal mehr unter Beweis stellen.
Autorin: Miriam Fuchs
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*Quelle: Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) www.bvl.de