Die Revolution auf dem Energiespeichermarkt

Tesvolt aus Wittenberg entwickelt Batteriesysteme neuester Generation

Die Energiewende wirft viele Fragen auf. Die Tesvolt Speichertechnologie GmbH aus Lutherstadt Wittenberg hat Antworten – explizit für Gewerbetreibende, Industrieunternehmen und Kommunen. Das Startup-Unternehmen entwickelt Batteriespeíchersysteme für den aus der Natur gewonnenen Strom und hat sich damit auf dem internationalen Markt platziert. Auf der Hannover Messe präsentiert Tesvolt einen Stromspeicher neuester Generation.

Mathias Zdzieblowski legt Fotos von einem Tesvolt-Projekt auf den Tisch: Eine riesige Speicheranlage steht im roten Licht der untergehenden Sonne von Afrika. „Tesvolt“ steht auf der Arbeitskleidung der Ingenieure. Die Technologien dieses jungen Unternehmens aus Lutherstadt Wittenberg speichern Energien aus natürlichen Ressourcen und gewährleisten eine stabile Stromversorgung – ein enormer Gewinn für Gegenden, in denen es kaum leistungsfähige Stromnetze gibt. Mathias Zdzieblowski ist Key Account Manager. Er betreut wichtige Tesvolt-Kunden. „Wir haben zusammen mit afrikanischen Ingenieuren diesen Megaspeicher aufgebaut. Er versorgt Wasserpumpen und Sprenger kontinuierlich mit Strom, um eine 2000-Hektar-Fäche zu bewässern“, erzählt er. Landwirtschaftliche Betriebe würden dort jetzt aufgebaut, die in absehbarer Zukunft 1200 Farmer mit Arbeit und Nahrungsmitteln versorgen.

Daniel Hannemann ist der Kaufmännische Geschäftsführer des Unternehmens, das er 2014 mit Simon Schandert, dem Technischen Geschäftsführer, gründete – aus der Motivation heraus, die Nutzung der erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind, Wasser und Biogas weiter voranzutreiben. Zum Startkapital gehörte ihr Erfahrungsschatz aus jahrelanger Tätigkeit in der Photovoltaik-Branche.

„Die Tesvolt GmbH steht mit ihren internationalen Speicherprojekten beispielhaft für wirtschaftlichen Erfolg“, hieß es in der Glückwunschrede zum Hugo-Junkers-Preis des Landes Sachsen-Anhalt 2016. „Wir sehen uns ebenso als Schrittmacher zum wirtschaftlichen Erfolg unserer Kunden“, sagt Hannemann. Projekte hat Tesvolt in Deutschland, in Sibirien, Kasachstan, Indonesien, Großbritannien, Spanien, auf den Philippinen – und eben in Afrika. In Mali versorgen 50 Batteriecontainer 50 Dörfer mit Strom.

Die Batterieerfinder Nikola Tesla und Alessandro Volta, nach denen sich das junge Unternehmen benennt, würden ebenso beeindruckt sein wie die Fachjury des Hugo-Junkers-Preises, die den 1. Platz in der Kategorie „Innovativste Produktentwicklung“ an Tesvolt vergab. Die Batterien auf Lithium-Eisen-Phosphat-Basis zeichnen sich durch einen enorm hohen Wirkungsgrad von 92 Prozent bei einer Lebensdauer von etwa 20 Jahren aus. „Wir haben ein Batteriemanagementsystem entwickelt, das die gespeicherte Energie effizienter und schneller zwischen den Zellen verteilt. Beim Be- und Entladen unserer Batteriesysteme geht kaum Energie verloren, weil der Energiefluss nicht von Zelle zu Zelle erfolgt, sondern jede Zelle durch das System direkt angesteuert wird“, erklärt Daniel Hannemann.

Das mittlerweile 30-köpfige Tesvolt-Team nimmt die Energiewende als Herausforderung, Speicherlösungen konkret für Gewerbetreibende und industrielle Anwendungen zu schaffen. Die Batteriemanagementsysteme der Wittenberger Innovationstreiber können an alle Erzeuger von erneuerbarer Energie im Niederspannungsnetz angeschlossen werden. Ihre Größenordnung reicht vom Schrank, in dessen Fächern Batterien nach beliebiger Zahl eingeschoben werden, bis zum Container.

„Unsere Gespräche bei Messeauftritten machen deutlich, dass sich gerade ein Wandel im Bewusstsein unserer Kunden vollzieht. Unternehmer wollen nicht den Strompreisschwankungen ausgeliefert sein“, sagt Mathias Zdzieblowski und dass es für die Selbsterzeuger von Elektrizität aus Sonnen- oder Windkraft finanziell lukrativer ist, den Strom für den Eigenbedarf zu speichern, als ihn zu verkaufen. Zudem könne der Langzeitspeicher als Notstromanlage fungieren und etwa Teilbereiche der Produktion absichern.

2017 ist für Tesvolt ein Jahr des weiteren Fortschritts. Gemeinsam mit Samsung SDI entwickelte das Unternehmen ein Batteriemodulsystem mit 30 Jahren Lebensdauer. „BMW hat diese Batterie in seinen Elektroautos – und wir in unserem neuen Speicher“, sagt Daniel Hannemann voller Stolz. Er zeigt die Batterie, die aus einzelnen Modulen, den Batteriezellen, besteht. Kunden können sich so die gewünschte Kapazität zusammenstellen.

Man sieht dem schwarzen Modulbaukasten nicht an, welche Sensation in ihm steckt. „Unser neuer Stromspeicher hat einen Wirkungsgrad von sagenhaften 98 Prozent, weil wir jetzt auch die Ladeströme von Modul zu Modul optimiert haben. Zudem überwacht unser Batteriemanagementsystem den Zustand jeder einzelnen Zelle. So können Schäden schon vorbeugend vermieden werden“, erklärt der Firmenchef.

Auf der Energy Storage Europe Messe im März in Düsseldorf stellte Tesvolt seinen Speicher neuester Generation erstmals vor. Es folgen u.a. die Hannover Messe und die Intersolar in München, aber auch internationale Messen wie in Kapstadt oder Jakarta. „Wir starten von Europa aus in die Welt, um den Energiespeichermarkt zu revolutionieren“, sagt Mathias Zdzieblowski.

Bild: Der Tesvolt-Speicher neuester Generation wurde im März auf der Messe Energy Storage in Düsseldorf erstmals vorgestellt. / Copyright: Tesvolt GmbH

www.tesvolt.com

Autorin: Kathrain Graubaum

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