360° Rundum-Service

„Siebert Hydraulik & Pneumatik“ in Stendal sorgt für optimale Antriebskraft

Was bedeutet Hydraulik, was Pneumatik? „Kraft und Energie werden mittels Öl oder Druckluft übertragen“, ist die einfache Erklärung von Felix Siebert. Der Juniorchef von „Siebert Hydraulik & Pneumatik“ ist beinahe so alt wie das Unternehmen, das seine Eltern 1990 in Sachsen-Anhalts Norden gründeten. „Wir sind 360o Hydraulik & Pneumatik ist ihr Firmenslogan. Der beinhaltet einen Rundum-Service von der Ersatzteilbeschaffung über die Wartung von Anlagen bis zu kundenspezifischen Eigenanfertigungen.

Jörg Siebert steigt neuerdings zu seinem Büro eine Treppe hoch. Sohn Felix ist jetzt unten eingezogen – nahe der Werkstatt und nahe der Finanzverwaltung, die seine Mutter Monika Siebert verantwortet. „Ich muss mich erst daran gewöhnen, weiter weg vom Geschehen zu sein“, gesteht der Seniorchef. Aber das 65-jährige Firmengründer-Ehepaar von „Siebert Hydraulik & Pneumatik“ ist konsequent in seiner Entscheidung. Sohn Felix soll sich ganz und gar als Chef etabliert haben, wenn sich die Eltern in zwei Jahren aus dem Betrieb zurückziehen. Der 26-jährige diplomierte Wirtschaftsingenieur startet mit einem gewaltigen Heimvorteil in seinen neuen Lebensabschnitt: Er ist beinahe so alt wie das 1990 gegründete Familienunternehmen; hat im wahren Wortsinne mit ihm das Laufen gelernt. Die Werkstatt zu Hause im altmärkischen Wust war seine Kinderstube. „Als Fünfjähriger“, daran kann er sich noch sehr gut erinnern, „habe ich geholfen, Hydraulikschläuche zu verpacken.“ Rückblickend weiß er, dass dieser Auftrag der Deutschen Bahn ein großer war und entscheidend für die Entwicklung des Familienunternehmens. Vater Jörg Siebert erzählt, dass das Forschungs- und Entwicklungswerk der Deutschen Bahn in Blankenburg Mitte der 1990er Jahre einen Waggon mit hydraulischer Kippvorrichtung entwickelte. Jörg Siebert, mit wachem Erfindergeist und praxiserprobten Improvisationstalent ausgestattet, beteiligte sich am Prototypenbau. „Anderen war das zu mühevoll“, sagt er und freut sich heute noch, dass er dann auch in Anerkennung von der Bahn den großen Auftrag zur Lieferung der Rohre und Schläuche bekam. Die Deutsche Bahn ist bis heute ein treuer Kunde – neben zahlreichen anderen Unternehmen wie dem Bahntechnik-Anbieter Alstom oder den Leipziger Verkehrsbetrieben. Die Mobilhydraulik hat sich zu einem der Leistungsschwerpunkte des Unternehmens entwickelt.

„Geht nicht, gibt es bei mir erst einmal nicht“, sagt Siebert und führt das erfolgreiche Heranwachsen seiner Firma auch auf seine Wissbegierde und Kontaktfreudigkeit zurück. Und auf seine Risikobereitschaft natürlich. „Schließlich hatte ich von Hydraulik anfangs so viel Ahnung, wie man als Agraringenieur davon haben kann“, meint er schmunzelnd. Eines wusste der Landwirt, der 1990 noch mit seiner LPG-Pflanzenproduktion die Ernte einfuhr, genau: Hydraulikschläuche werden immer gebraucht. „Oft fielen die großen Erntemaschinen mehrere Tage aus, weil diese verschleißanfälligen Teile kaputt gingen und neue nicht rechtzeitig herankamen“, erzählt Jörg Siebert um zu verdeutlichen, dass es 1990 großen Bedarf für seine Gründungsidee gab. Was es damals nicht gab: ein Telefon. Sich selbständig zu machen hieß für ihn in erster Linie, selbst unterwegs zu sein – zu Herstellern und zu  potenziellen Kunden, denen er einen pünktlichen Lieferservice offerierte. Große Überzeugungsarbeit, sagt er, habe er nicht leisten müssen. Schließlich war der Osten für die Hersteller in Sachen Hydraulik und Pneumatik ein erweiterter Markt. Und die hiesigen Betriebe waren froh, wenn sie sich nicht mehr selber um Ersatzteilfragen kümmern mussten.

28 Jahre nach Firmengründung hat Siebert Hydraulik & Pneumatik 40 Mitarbeiter und ist u.a. ein zertifizierter Händler für das komplette Produktportfolio von Parker Hannifin, dem Weltmarktführer in der Antriebs- und Steuerungstechnik und ebenfalls zertifizierter Partner von Boge, einem Spezialisten für Druckluftsysteme. Siebert Hydraulik & Pneumatik hat über 350.000 Artikel im Programm, mit denen etwa 2.500 Kunden in Deutschland und im europäischen Ausland beliefert werden.

Die bodenständige altmärkische Familie hat seit 1993 den Hauptsitz ihrer Firma in einer neu erbauten Betriebsstätte im sachsen-anhaltischen Stendal. Niederlassungen wurden 1993 im sächsischen Marienberg und 2016 in Leipzig gegründet. Das kontinuierliche Wachstum sei unter anderem auf ein Hauptmerkmal zurückzuführen, sagt der Firmeninhaber: „Siebert ist 360o Hydraulik und Pneumatik.“ Das Unternehmen hat sich neben dem Vertrieb von Einzelkomponenten auf die Reparatur von Hydraulik- und Pneumatikzylindern aller Marken spezialisiert, auf die Wartung von Anlagen sowie auf die Herstellung von Kleinserien und individuellen Sonderanfertigungen.. „Zudem sind wir in den neuen Bundesländern das Kompetenzzentrum für Schnellverschlusskupplungen und hydraulische Druckspeicher“, ergänzt Felix Siebert und erwähnt in dem Zusammenhang die fachlichen Fortbildungen für die Mitarbeiter.

Aufgabe des Juniorchefs wird es sein, das Unternehmen auf den gesellschaftlichen und technologischen Wandel auszurichten. „Auf Ersteres hat uns schon mein Vater gut vorbereitet. Seit Anbeginn bildet die Firma aus – Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker oder Fachkräfte für Büromanagement – und stellt die Fachkräfte dann auch ein“, sagt Felix Siebert. Er fühlt sich wohl beim geradezu jugendlichen Durchschnittsalter der Belegschaft, die schon deswegen den Betrieb mit optimaler Antriebskraft in die Zukunft führen kann. Antriebstechnisch werde sich allerdings einiges ändern im Zeitalter von Industrie 4.0, sagt Felix Siebert im Hinblick auf intelligente Hydraulik- und Pneumatiksysteme. Wer einen 360o –Rundum-Service verspricht, müsse da entwicklungstechnisch gesehen, dem Kunden ein Stück weit voraus sein. Somit sieht der Sohn bei der Fortführung des traditionellen Familienunternehmens auch ganz neue Herausforderungen vor sich.

Autorin: Kathrain Graubaum

Mehr Informationen zu den Ausstellern am Landesgemeinschaftsstand Sachsen-Anhalt und der InnoTrans 2018 unter: www.investieren-in-sachsen-anhalt.de/innotrans-2018 

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