Strom aus der Strömung und volle Kraft voraus - Innovationen aus Sachsen-Anhalt

Innovative Ideen sind unser Rohstoff für die Zukunft - 58 Bewerber hatten sich am Wettbewerb um den Hugo-Junkers-Innovationspreis beteiligt, darunter 17 aus den Universitätsstandorten Magdeburg und Halle.  Der Preis ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert und wurde  bereits zum 23. Mal vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalts ausgelobt.


Zum ersten Mal wurde der Hugo-Junkers Innovationspreis gemeinsam mit dem  Forschungspreis Sachsen-Anhalt vergeben. Ausgezeichnet wurden zukunftsweisende Unternehmen und Wissenschaftler des Landes  in den vier Kategorien innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung, innovativste Projekte der angewandten Forschung, innovativste Produktentwicklung und innovativste Allianz. Diese Kategorien bilden den typischen Wertschöpfungs- und Entstehungsprozess einer Innovation ab. Zusätzlich wurde ein Sonderpreis in der Kategorie „Gesundheit und Medizin aus Sachsen-Anhalt“ vergeben. „Das Augenmerk der Experten lag bei der Bewertung unter anderem auf der Unternehmensstrategie, dem Innovationsgrad sowie der Marktfähigkeit“, erklärte die Juryvorsitzende Professor Dr.-Ing. Sylvia Rohr, Geschäftsführerin der Stuttgarter Graduate School of Excellence advanced Manufacturing Engineering. “Innovative Ideen haben nur Sinn, wenn sie gebraucht werden und sich auf dem Markt behaupten.“

Die Enertainer Energy GmbH macht Flusskraftwerke marktfähig

Die Idee, Energie aus fließenden Gewässern zu gewinnen, ist mehr als tausend Jahre alt. Doch geriet sie in Vergessenheit. Angesichts knapp werdender Ressourcen hat das Netzwerk „Fluss-Strom“ den Gedanken wieder aufgenommen und entwickelt moderne Flusswasserkraftwerke. „Diese Art, Strom zu erzeugen, ist absolut umweltfreundlich und im Gegensatz zu Windkraft und Solarenergie auch grundlastfähig, weil sie gleichmäßige Leistung bringt“, erklärt der Maschinenbau-Ingenieur Mario Spiewack.

Aus dem Netzwerk heraus gründete sich Ende 2011 in Magdeburg die erste neue Firma: Die Enertainer Energy GmbH, eine Allianz aus vier mittelständischen Unternehmen, die gemeinsam ihre Erkenntnisse marktfähig machen. Ein Prototyp der Kleinwasserkraftanlage „Enertainer“, die sich in einem Container verbirgt, steht in der Bode im Harz. Dort schwimmt auch die mobile Schiffsmühle „River Rider“, genau wie auf der Neiße in der Lausitz. Sie erzeugen permanent Strom, ohne die Fische zu gefährden.

Mit der Enertainer Energy hat sich ein starkes Team gefunden. Experten aus vier Bereichen arbeiten zusammen: Maschinen- und Stahlwasserbauer, Steuerungstechniker und Fachleute für Umwelttechnik. Für weitere Bereiche haben sie strategische Partner an der Hand. Zusammen entwickeln sie ihre Produkte weiter und passen sie direkt an den jeweiligen Standort an. „Jedes Unternehmen für sich allein hätte das nicht stemmen können. Wir bündeln hier Kompetenzen, Ressourcen und Ideen“, weiß Heiko Krause. Gemeinsam mit Mario Spiewack hat er die Geschäftsführung übernommen. Im Gegensatz zu jungen Firmen baue die Allianz auf gefestigte Strukturen und könne von Anfang an viel abfedern: Finanzielle Investitionen verteilen sich auf mehrere Schultern und ein Großauftrag bringt die Partner nicht so leicht ins Straucheln. „Doch perspektivisch wollen wir personell weiter wachsen“, sagt Spiewack, der sich auf Europas Flüssen ganze Kraftwerkflotten vorstellen kann. Eine weitere Idee ist, die Ausflüsse von Kläranlagen energetisch zu nutzen.

Kontakte und weiterführende Informationen unter www.enertainer-energy.de
www.flussstrom.de

Die InKraft GmbH wartet mit mutigen Ingenieuren auf

„Das geht nicht“ wird man von den Ingenieuren der Magdeburger InKraft GmbH nicht hören. „Wir schauen uns alles erst mal an und dann sehen wir weiter“, formuliert es der technische Leiter Michael Thiele ganz pragmatisch. So waren die Männer auch offen für die Visionen von Prof. Christoph Arens. Der Direktor der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde träumt gemeinsam mit seinen Kollegen vom „Operationssaal der Zukunft“ und entwickelt die Technik von morgen für minimal-invasive Eingriffe. Hierfür konstruierte die InKraft ein ganz besonderes Endoskop. „Normalerweise muss man die Untersuchungsgeräte immer wieder neu einführen und auch umbauen, wenn man eine andere Blickrichtung benötigt. Doch hier ermöglicht eine bewegliche Kugel an der Spitze einen Rundumblick“, erklärt Thiele.

Die InKraft ist ein An-Institut der Hochschule Magdeburg-Stendal und hat ihr Spezialgebiet im sogenannten Rotationsreibschweißen: Die Hitze, mit deren Hilfe zwei Teile zusammengefügt werden, entsteht durch Reibung. Als der Geschäftsführer Christian Behrend das Unternehmen 2004 direkt nach seinem Studium gründete, baute er auf eine mehrjährige Zusammenarbeit mit Maschinenbauern und hatte mit ihnen bereits neue Antriebsideen beim Reibschweißen entwickelt. So konnte unter seiner Leitung der Hochschulableger mit dem langen Namen „Ingenieurgesellschaft für kraftgeregelte adaptive Fertigungstechnik“ volle Fahrt aufnehmen. Neben dem Schweißen bietet das Unternehmen auch Präzisionsarbeiten in der Endbearbeitung und optische Messverfahren an. Das kleine Team beschäftigt regelmäßig Praktikanten aus der Hochschule. „Damit vermitteln wir nicht nur den jungen Leuten die Praxis. Auch wir haben viele Vorteile. Unsere Innovationskraft ist einfach größer, wenn wir immer wieder mit Menschen arbeiten, die frische Ideen mitbringen“, sagt Thiele. Er selbst hat seine Karriere als Praktikant begonnen und war so von Anfang an mit an Bord.

www.inkraft.de

 

(Texte: Friedemann Kahl)

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