Technologietagung in Magdeburg: Industrie 4.0 verstehen und umsetzen

Sachsen-Anhalts Unternehmen sind für den Sprung in die digitalisierte Produktion gut gerüstet.

Im Sondermaschinen- und Anlagenbau hat Sachsen-Anhalt eine lange Tradition.  Die Branche beschäftigt  heute über 15.000 Menschen in der Industrie, den Universitäten,Hochschulen und in Forschungsinstituten. Wie sich der Anlagenbau im Zuge von „Industrie 4.0“ umstrukturieren muss, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ist Gegenstand der 9. Fachtagung „Anlagenbau der Zukunft“, die als Teil der 19. IFF-Wissenschaftstage vom 22. bis 23. Juni in Magdeburg stattfindet. Unter dem Leitthema „Anlagenbau 4.0 - Stand und Perspektiven für Betreiber, Planer und Kontraktoren“ werden über 150 führende Industrievertreter aus ganz Deutschland die Herausforderungen durch eine stärkere Vernetzung der Ressourcen diskutieren.

Sachsen-Anhalts Anlagenbauer, beispielsweise die ENERCON GmbH, SKET Maschinen- und Anlagenbau, FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen oder MAP Werkzeugmaschinen GmbH, gehören mit ihren Produkten zur Spitzenklasse auf den Weltmärkten. Die Spezialisierungen der Anlagenbauer in Sachsen-Anhalt liegen auf den Gebieten Präzisions- und Werkzeugmaschinenbau, Rotationsbearbeitung, metallische Werkstoffe, Leichtmetallguss -speziell Aluminium-Druckguss -  Pulvermetallurgie sowie Montage- und Fügetechnik.

Herausragendes Beispiel ist Europas modernste Anlage für Schwerkraftkokillenguss in Harzgerode. Sie produziert Gussknoten für den Hinterachsträger des 5er BMW. Mit der Optimierung und Entwicklung neuer Hochleistungslegierungen will die Trimet Aluminium AG ihre Marktposition weiter stärken.

Auch das Unternehmen H&B OMEGA Europa GmbH aus dem Sülzetal schreibt mit an der Erfolgsgeschichte des heimischen Anlagenbaus Das Unternehmen ist Spezialhersteller von sogenannten Reibschweißmaschinen, die hoch produktiv feste Verbindungen zwischen unterschiedlichen metallischen Werkstoffpaarungen  in hoher Präzision ermöglichen. Um auf den Weltmärkten erfolgreich zu sein, nutzt das Unternehmen die  Möglichkeiten der IT-Infrastruktur, zum Beispiel online-Instandhaltung und –Wartung. Dafür wird, mit Unterstützung durch das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, die „Plattform für After-Sales Services 4.0 für Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaues in Sachsen-Anhalt PASST 4.0“ entwickelt.

Mit dem Übergang zu „Industrie 4.0“ besteht die Chance, den Exportanteil der hiesigen Unternehmen z. B. bei Ausrüstungen für den Tagebau, beim Leichtmetallguss für den Automobilbau, der Kraftwerkstechnik sowie bei Groß- und Sondermaschinen weiter auszubauen.

Das Arbeiten in der sogenannten Cloud - auf speziellen Plattformen im Internet - erfordert neue Geschäftsmodelle und bietet Klein- und Mittelständischen Unternehmen neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit, der Produktvermarktung und der Anlagen-Fernüberwachung.

Eine weitere Herausforderung für die Unternehmen ist die zu erwartende Nachfrage nach stärker personalisierten Produkten, sogenannten Smart Products. Integrierte elektronische Chips ermöglichen  beispielsweise, jedes Produkt im Fertigungsprozess zu jeder Zeit genau zu lokalisieren. Tendenziell bestehen für die Anlagenbauer  in Sachsen-Anhalt gute Chancen, ihre Marktposition auf dem Weg in die industrielle Digitalisierung zu stärken. Der vom Land unterstützte Ausbau des Breitbandnetzes, ein allgemein hoher Automatisierungsgrad und in der Produktion eine hohe Qualifizierung der Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg. Eine wichtige Rolle dabei spielen Sachsen-Anhalts Innovationsnetzwerke wie ddas Cluster MAHREG Automotive, die Clusterinitiative Sondermaschinen- und Anlagenbau (SMAB) sowie FASA e.V. - der Zweckverband zur Förderung des Maschinen- und Anlagenbaus.  Darin haben sich  zahlreiche Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen, um gemeinsam für den Investitionsstandort Sachsen-Anhalt zu werben, Fachtagungen und Informationsveranstaltungen zu organisieren und durch Informationsaustausch und Technologietransfer ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Autor: Uwe Seidenfaden

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