Exportgeschäft ist für den Fahrzeugbauer Empl kein Hexenwerk

Mit Partnern vor Ort und viel Akribie lassen sich scheinbare Hürden meistern


An zwei neuen Feuerwehrfahrzeugen herrscht Betriebsamkeit in der Montagehalle. Die letzten Ausrüstungsteile werden eingebaut, die Fertigstellung steht kurz bevor. Danach erfolgt die Abnahme durch den luxemburgischen Kunden aus in der Empl Fahrzeugwerke GmbH Deutschland in Sachsen-Anhalt. Am Firmensitz in Elster vor den Toren Wittenbergs sind die Auftragsbücher gut gefüllt. In ihnen findet sich auch die Bestellung von 17 Tanklöschfahrzeugen mit einem Fassungsvermögen von 15.000 oder 9.000 Litern, die künftig in Abu Dhabi ihre Aufgaben erfüllen sollen.

Durchschnittlich 150 Tanklösch-, Einsatz- oder Gefahrengutfahrzeuge verlassen jährlich den Betrieb. Dazu kommen noch einmal 650 LKW ganz unterschiedlicher Art. Kaum einer gleicht dem anderen. Letztlich sind fast alle Unikate, maßgeschneidert für den jeweiligen Käufer. Herausforderungen nennt Geschäftsführer Uwe Göbel die Seele vom Geschäft. Krane werden auf die Grundrahmen montiert, Wassertanks oder komplette Werkstätten für den mobilen Einsatz. Das Exportgeschäft floriert, liegt bei rund 70 Prozent. Ganz gleich ob China, Vietnam, Algerien, Singapur, Estland oder Saudi-Arabien, Lieferungen ins Ausland sind in Elster fast alltäglich. "Das Procedere verlangt Akribie und Kenntnisse der unterschiedlichen Märkte", sagt Göbel.

Als eine Grundvoraussetzung für Exportverträge bezeichnet er die gesicherte Finanzierung. "Ohne Akkreditive, den Zahlungszusagen der Bank des jeweiligen Importeurs, läuft bei uns nichts", bringt es der Geschäftsführer auf den Punkt. Zuvor sei jedoch der Außendienst unterwegs, kümmere sich um Ausschreibungen. Dabei arbeitet Empl Deutschland mit Empl im österreichischen Kaltenbach zusammen. Man nutze Synergieeffekte, stimme die Aufträge untereinander ab.

"<link file:7948>Exporte sind kein Hexenwerk. Mittelständler sollen ihre Hemmungen davor überwinden", sagt Uwe Göbel. Es könne überall gut oder auch weniger gut funktionieren, belegten die eigenen Erfahrungen in rund 70 Ländern der Erde. Partner vor Ort helfen dabei, auf den ersten Blick scheinbare unüberwindliche Hürden zu meistern. Für den Kunden sei es wichtig, dass alle technischen Lösungen mit den eigenen Regeln übereinstimmen. Als Beispiel führt er China an. Dort müsse nachgewiesen werden, dass die Fahrerhäuser nach dem Umbau ebenso sicher funktionieren wie vorher. Mitunter schreiben Käufer vor, dass beispielsweise das Holz für Sitze ihrer Logistikfahrzeuge aus dem eigenen Land kommen muss. Andere fordern bei Feuerwehrfahrzeugen Rettungsgeräte oder Schläuche von ganz bestimmten Herstellern. Solche Ausschreibungen machen mitunter die Fertigung kompliziert aber keineswegs unmöglich.

Der Empl-Geschäftsführer spricht über die Bürokratie im Exportgeschäft. Umfangreiche Dokumentationen zu jedem Auftrag gehörten in der Branche zur Normalität. Um da Fehler oder Unwägbarkeiten auszuschließen, erfolge sehr früh die Abstimmung mit dem Lieferland. "Auf diese Weise bleiben uns Überraschungen erspart", lautet das Fazit von Göbel. Probleme mit dem Zoll im Ausland gehörten deshalb zu den Ausnahmen. In Deutschland erfolge die Zollabfertigung inzwischen online. Die Freigabe kommt direkt auf den Firmencomputer. Das helfe letztlich Zeit zu sparen.

Empl Deutschland wurde Anfang der 1990er Jahre gegründet. Das Unternehmen Empl aus dem österreichischen Zillertal wollte sich damals in den neuen Bundesländern engagieren. Die zentrale Lage Sachsen-Anhalt mit guten Verkehrsanbindungen beeinflusste die Entscheidung maßgeblich. Ein Betrieb der spezialisierten Instandsetzung für Technik von Landwirtschaftsbetrieben stand damals zum Verkauf. Engagiertes Personal, das bislang LKW reparierte, besaß Kenntnisse im Fahrzeugbau. Das machte die Entscheidung leicht. Nach wenigen Jahren kam das Werk an seine Kapazitätsgrenzen. In Elster, wurde deshalb 2002 ein komplett neuer Betrieb errichtet. Fünf Jahre später wurde bereits erweitert. Die Gesamtinvestition betrug bisher mehr als acht Millionen Euro. Im Betrieb in Elster arbeiten 130 Mitarbeiter, fast viermal so viel zur Gründung. Der Umsatz stieg 2014 gegenüber 2013 um vier Millionen auf mehr als 22 Millionen Euro. In diesem Jahr soll er bei 24 Millionen Euro liegen.


3. Praxis-Workshop Außenwirtschaft

Am 8. September findet der nächste „Praxis-Workshop Außenwirtschaft“  mit dem Themenschwerpunkt "Exportgenehmigungen und Ausfuhrkontrollen" statt. Neben einem Expertenvortrag berichten die Unternehmen Wikana Keks und Nahrungsmittel GmbH und die EMPL Fahrzeugwerk GmbH aus erster Hand von ihren Erfahrungen bei der Internationalisierung. Alle Information zur Teilnahme und zum Programm finden Sie hier.


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