Hermes Fulfilment und Haldensleben – eine Geschichte des miteinander Wachsens

Attraktiver Standort liefert gute Gründe fürs Kommen und Bleiben

Ihre Begegnung war eher zufällig, ihre Annäherung von gutem Bauchgefühl geleitet, der Umgang ist von Respekt und gegenseitiger Achtung geprägt – in ihrer mehr als 20-jährigen fruchtbaren Beziehung sind die Hermes Fulfilment GmbH, ein Unternehmen der Otto Group, und die Stadt Haldensleben zusammen gewachsen. Bis zur Fertigstellung der vierten Ausbaustufe des Versandzentrums, das Hermes Fulfilment betreibt, und der Ausstattung der Betriebsstätte im Südhafen mit neuer Kommissionier- und Sortiertechnik im Oktober 2015 wird das Investitionsvolumen der Otto Group am Standort Haldensleben auf mehr als eine halbe Milliarde Euro klettern. Die Mitarbeiterzahl wird schrittweise um weitere 350 auf mehr als 3000 steigen. Aktuell wickelt Hermes Fulfilment in Haldensleben bis zu 200 Millionen Teile pro Jahr logistisch ab. Das Spektrum reicht von Smartphones und Tablets über Textilien und Schuhe bis hin zu Schmuck.

„Der Weltkonzern Otto hat den Standort Haldensleben mit dem Bau des Versandzentrums ganz erheblich aufgewertet. Die Niederlassung war die Initialzündung für weitere Investitionsentscheidungen“, bewertet Haldenslebens Bürgermeister Norbert Eichler die gemeinsame Entwicklung. Die Bördekreisstadt mit knapp 20.000 Einwohnern,  davon rund 10.000 Erwerbsfähige, bietet insgesamt gut 13.000 Arbeitsplätze. Die Zuwanderung ist größer als die Abwanderung, gleicht allerdings das Geburtendefizit nicht ganz aus, bedauert Eichler.

Die Partnerschaft von Hermes Fulfilment und Haldensleben war Liebe auf den zweiten Blick.  Kurz nach der Wende, als das Verteilzentrum in Hamburg aus allen Nähten platzte und sich der Otto-Konzern auf die Suche nach einem Logistikstandort begab, um Konsumwünsche der Haushalte im Osten zu realisieren, fiel die Wahl auf Magdeburg. Doch die Braut zierte sich, die Wunschansiedlung am Magdeburger Flugplatz provozierte Interessenkonflikte. Und während die Lkw wegen der starken Überlastung der A 2 im Ost-West-Verkehr die Bundesstraße 71 auf dem Weg von und nach Hamburg nahmen, begann die Stadt Haldensleben, die Erschließung des ersten Gewerbegebietes vorzubereiten und auf Schildern zu verkünden. „So wurde das Unternehmen auf uns aufmerksam“, berichtet der Bürgermeister. 

Die Aussicht, nach dem Zusammenbruch vieler Betriebe wieder wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, hat Stadtrat und Verwaltung beflügelt. Trotz vieler unterschiedlicher Eigentumsverhältnisse  gelang es, in kürzester Zeit eine zusammenhängende Fläche von 50 Hektar für das Gewerbegebiet Ost zusammenzubekommen, um den gewünschten Platz für das Versandzentrum bereitzustellen. „Wir haben Hausbesuche bei Grundstückseigentümern gemacht, das Land hat uns mit Fördermitteln unterstützt, um das Gebiet zu erschließen. Das Investitionsvorranggesetz ermöglichte es, mit den Arbeiten zu beginnen, noch bevor die Eigentumsverhältnisse restlos geklärt waren, und um den Flächenerwerb von Alteigentümern kümmerte sich die Treuhand“, erinnert Norbert Eichler an die Zeit des Aufbruchs, in der vieles schnell und unbürokratisch gelöst werden konnte.

Von der ersten Kontaktaufnahme im Jahr 1991 bis zur Inbetriebnahme des Versandzentrums an der Hamburger Straße vergingen drei Jahre.  Bei der Eröffnung im September 1994 war der „Kanzler der Einheit“ Helmut Kohl (CDU) zugegen, berichtet Eichler. In Haldensleben, so sagt er, habe sich dessen Versprechen von den „blühenden Landschaften“ im Osten auf jeden Fall erfüllt. Zügig wurden auch die Pläne für eine Ortsumgehung zur besseren Anbindung des Gewerbegebietes an die B 71 realisiert. Heute klingt es geradezu märchenhaft: 1993 ist mit den Planungen für den Bau der Umfahrung begonnen worden, 1996 war die Straße schon fertig.

Alle Herausforderungen haben die Partner im vertrauens- und respektvollen Miteinander gelöst: Zum Beispiel galt es, vor jedem neuen Spatenstich die historischen Schätze, die das Erdreich seit vielen hundert Jahren bewahrt, zu bergen und für die Zukunft zu sichern: die Wüstung Niendorf am Hauptstandort, ein mittelalterlicher Friedhof, ein germanisches Fürstengrab am Südhafen und viele andere Kostbarkeiten. „Jede Investition von Otto wurde vom Denkmalschutz begleitet“, berichtet Lutz Zimmermann, zuständig für Stadtmarketing und Kommunikation. Dennoch sei es gelungen, die Investitionen ohne Verzögerungen umzusetzen. „Vorn legte der Archäologe mit Akribie Funde frei, dahinter stand schon der Bagger. Selbst bei Frost wurde gegraben, um die Termine zu halten“, erzählt Zimmermann. „Alle haben mitgezogen.“ Und Eichler betont: „Die Investoren zeigten Respekt vor der Arbeit der Archäologen, die Archäologen zeigten Respekt vor den Investoren, so hat es funktioniert.“

Auch Olaf Wallace, Betriebsleiter von Hermes Fulfilment in Haldensleben, ließ sich häufig an den Ausgrabungsstätten sehen: „Ich finde Archäologie spannend“, sagt er und berichtet von der gegenseitigen Unterstützung: Das Unternehmen habe bei Bedarf schweres Gerät zur Verfügung gestellt, die Archäologen organisierten Führungen für Gruppen und stellten Fotos von den Funden und Ausgrabungen im Betrieb aus, um interessierte Mitarbeiter von Hermes Fulfilment teilhaben zu lassen.

Um den Arbeitskräftebedarf zu decken, ist wiederum das Miteinander gefordert: Jeder zweite Beschäftigte von Hermes Fulfilment kommt aus Haldensleben, einige Pendler nehmen aber auch bis zu 70 Kilometer Anreiseweg täglich auf sich. Fürs Kommen und Bleiben liefert Hermes Fulfilment einige gute Argumente: Es gibt Angebote für Praktika, Forschungsthemen für Studenten und Karrieremöglichkeiten für Führungskräfte. Auf einigen Strecken ist ein Shuttleservice eingerichtet, der Beschäftigte ohne eigene Fahrgelegenheit zur Arbeit bringt. Ganz besonders wichtig ist Olaf Wallace ein Unternehmensklima der Wertschätzung. „Jeder einzelne ist wertvoll“, betont der Betriebsleiter.

Die Architektur, die viel Licht in die Gebäude lässt, freundliche Farbgebung sowie Grün- und Wasserflächen zwischen den Gebäuden wollen Gewerbe, Menschen und Umfeld miteinander in Einklang bringen.  Zwei Turmfalken nahmen die Einladung an und ließen sich auf dem 30 Meter hohen Hochregallager nistend nieder, Insektenhotels auf den Wiesen sind gut „gebucht“ und auf einem Dach ist ein Imker im Honiggeschäft. „Ein Schäfer für die Pflege der Wiesen fehlt uns noch“, sagt Wallace.

Mit den Investitionen und den Gewerbesteuereinnahmen stieg die Attraktivität Haldenslebens, die Anziehungskraft der Stadt wiederum nützt den Investoren bei der Suche nach neuen Mitarbeitern.  Und so bemüht sich die Stadt intensiv um Neuzugänge für Wirtschaft und Wohngebiete. Als Anlaufstelle für alle interessierten Neubürger wurde die Stadtrezeption eingerichtet, sie unterstützt bei der Wohnungssuche, organisiert Wohngemeinschaften für Lehrlinge, informiert zu Kinder-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen.

Dieses System muss sich im Zuge der vierten Ausbaustufe erneut bewähren. 350 neue Mitarbeiter werden gebraucht, einige Assistenten und Gruppenleiter sind bereits eingestellt. Parallel zum Personalaufbau werden die Gebäude am Standort Südhafen mit neuer Technik und Technologie ausgestattet – mit fahrerlosem Transportsystem und automatischer Sortieranlage. So können statt 10 bis 12 Millionen Artikel künftig im Jahr bis zu 38 Millionen Artikel im Südhafen bearbeitet werden. Den Umbau bezeichnet Olaf Wallace als „OP am offenen Herzen“, der Betrieb läuft uneingeschränkt weiter.

Hintergrund:

Insgesamt werden im Versandzentrum Haldensleben täglich bis zu 40.000 Kartons aus aller Welt angeliefert. Im 30 Meter hohen Hochregallager werden in 61 Gassen in chaotischer Lagerhaltung bis zu 1,2 Millionen Kartons mit Ware gelagert. Aneinandergereiht würden sie eine 600 Kilometer lange Paketstrecke ergeben. Im automatischen Retourenlager finden in 30 Gassen auf 28 Ebenen eine Million Artikel Platz. Das weltgrößte Shuttlesystem mit 840 Shuttles kann pro Stunde bis zu 2000 Retourenwannen ein- und auslagern. Bis zu 300.000 Sendungen werden täglich gepackt, verladen und europaweit an Endkunden ausgeliefert.

Bildunterschrift: Diana Otto packt Sendungen für die Endkunden zusammen.

Autorin: Bettina Kochim Auftrag der IMG

Weitere Informationen für Journalisten:

Hermes Fulfilment

Katrin BorzymBannwarthstraße 522179 HamburgTel.: +49 (0)40 646041- 6728E-Mail: katrin.borzym@hermes-europe.dewww.hermesworld.com

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