Seeadler und Bienenfresser sind bei Gottesgnaden zu Hause - "Saalehof" auf einer Insel bietet Urlaub in der Natur

Für Hagen Ecke ist der „Saalehof“ mit Gästezimmern, Gastronomie und Galerie fast so etwas wie eine Berufung. Wohl allein auch deshalb hat er es gut verschmerzt, dass die Eröffnung Ende Mai buchstäblich ins Wasser fiel. "Die Flut hatte uns schneller erreicht, als uns lieb war", erklärt derUnternehmer. Nach der Zwangspause musste aufgeräumt werden, jetzt sind Gäste ganz besonders gern gesehen. "Bei den Übernachtungen geht es flexibel zu", sagt der Chef des Hauses mit einem Schmunzeln. Wer möchte, könne im Innenhof auch sein eigenes Zelt aufschlagen. Eine Offerte, die gern angenommen wird. Räder und ein Paddelboot lassen sich ausleihen.

Der „Saalehof von Gottesgnaden“ versprüht ein urwüchsiges Ambiente. Eine Collage aus unterschiedlichen Zeitepochen und deren Gebäuden ist zu erleben. Eine alte Darre, eine kleine Zuckerfabrik, Stall- und Wohngebäude und die Überbleibsel einer Reitbahn verschmelzen zu einem Ensemble, das in den kommenden Jahren noch genug Aufgaben beim Ausbau bereithält. Für das Essen zeichnet der Hausherr selbst verantwortlich. Regionale Spezialitäten stehen auf der Speisekarte. Das liebevoll auf den Namen "Landkantine" getaufte Bistro will auch Calbenser Küchentraditionen pflegen. Essen und Trinken an der Saale sollen satt machen, beleben. Abendessen in den historischen Räumen des früheren Brennereiverwalterhauses oder unter freiem Himmel stehen zur Wahl. Dass beim Kochen "Bollen" eine Rolle spielen, versteht sich von selbst. Vor gut 100 Jahren von dem italienischen "cipolla" für Zwiebel abgeleitet, dominiert diese Bezeichnung in der ganzen Region. In der Ruhe liegt die Kraft. Was in Calbe an der Saale zu einer richtigen Zwiebel heranwachsen will, braucht Geduld. Der Regenschatten des Harzes sichert das optimale Klima und der beste Lößboden des Landstrichs trägt seinen Teil dazu bei, dass die Calbenser Bolle auch das ist, was ihr Name verspricht. Die "milde Würzigkeit" hat der Pflanze einen besten Ruf unter Experten und Verbrauchern verschafft. Im Laufe von vier Jahrhunderten avancierte die Zwiebel in der Kleinstadt zum Kultobjekt. In unterschiedlicher Form fand sie ihren Niederschlag auf dem Speisezettel. Man isst Bollenklump, eine Köstlichkeit die mit Klößen serviert wird, oder Bollentitsche, eine Art Gehacktesstippe. Für Hagen Ecke eine Selbstverständlichkeit, sich dem anzupassen. Und so kreierte er noch seine Bollette, eine Frikadelle mit besonders viel Zwiebeln.

Rund um Gottesgnaden gibt es vieles zu beobachten, die Natur ist üppig. In der ländlichen Abgeschiedenheit lassen sich mit ein wenig Geduld Rehe und Störche beobachten, Seeadler drehen ihre Runden und bis zu 28 Zentimeter große Bienenfresser, die zu den buntesten Vögeln Europas gehören, geben sich ein Stelldichein.

Für Ausflüge empfiehlt Ecke unter anderem die alte Schrotholzkirche in Wespen. Die markanten Konstruktionen der Ecken, in Osteuropa und Österreich als "Schrot" bezeichnet und die Holzblockbauweise verhalfen ihr zum Namen. Errichtet haben sie Handwerker aus Böhmen, die im 17. Jahrhundert die Heimat ihres Glaubens verlassen mussten. Auslöser war der Sieg der katholischen Liga unter Tilly am Weißen Berge bei Prag über den protestantischen König Friedrich V. von Böhmen. Damit setzte in ihrer Heimat eine Rekatholisierung ein.

Der bereits erwähnte Hexenturm von Calbe fungierte erst als Wachturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung, von der noch wenige Überreste zu erkennen sind. Er wurde als Ratsarchiv ebenso genutzt wie als Gefängnis für Schwerverbrecher. In der Gegenwart beherbergt das Bauwerk neben Dokumenten aus der Stadtgeschichte auch Schriften von Johann Heinrich Hävecker und Friedrich Schiller. Auf dem Markt steht stolz ein Roland. Die erste Figur bestand im 14. Jahrhundert aus Holz. Im Laufe der Zeit wurde das Standbild mehrfach verändert und war stets sehr farbenprächtig gestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Roland als Feuerholz und erst 1976 entstand die heutige viereinhalb Meter hohe Plastik aus Sandstein.


Autor/Foto: Klaus-Peter Voigt

Kontakt:
Hagen Ecke
Saalehof
Gottesgnaden 36
39240 Calbe (Saale)
Tel.: +49 39291 512405
E-Mail: saalehof.ignore@gottesgnaden.de
Web: www.saalehof.de
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