Wo "Das Wandern ist des Müllers Lust" entstand – Der Krug Zum Grünen Kranze an der Saale war über viele Jahre Fernsehkulisse

Ursprünglich war der Kröllwitz, heute ein Ortsteil von Halle, ein Fischerdorf. Wer dort in eine Gastwirtschaft einkehren wollte, hatte zum Ende des 18. Jahrhunderts nur eine Möglichkeit. Es war eine kleine Schenke, die bereits 1799 eine extreme Überschwemmung erlebte und trotzdem im Saaletal ein beliebtes Ausflugsziel blieb. Selbstgebrautes Bier gehörte zu den Spezialitäten der Betreiber. Ihm verdankt das Etablissement auch seinen Namen. Hatte der Gerstensaft seine Reife erreicht, hängten die Wirte grüne Kränze aus den Fenstern. Das war das Signal, sich seinen edlen Tropfen mit dem Krug abzuholen.

Der Ausschank mit Blick auf den Giebichenstein erfreute sich ob seiner Lage stets eines guten Zuspruchs. Joseph von Eichendorff (1788–1857) studierte 1805 und 1806 in Halle. Für den Literaten bedeutete der reizvolle lauschige Ort Inspirationen; im „Krug zum Grünen Kranze“ brachte er manche Zeile zu Papier. Vermutlich ging ihm dort auch der erste Entwurf seines Gedichtes "Bei Halle" durch den Kopf. Die erste Strophe ist bis heute eine regelrechte Liebeserklärung: "Da steht eine Burg überm Tale/Und schaut in den Strom hinein/Das ist die fröhliche Saale/Das ist der Giebichenstein." Noch ein wichtiges Ereignis: Das wohl bekannteste deutsche Volkslied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ wurde von Wilhelm Müller 1818 im Krug verfasst. Zwischen 1947 und 1974 gehörte der naive Maler Albert Ebert zu den Stammgästen. Er schuf eine Reihe von Ansichten des Lokals. Ebert galt in der DDR als Geheimtipp. Seine Bilder waren gefragt, gingen an Liebhaber, Freunde und Bekannte. Ostdeutsche Prominente legten Wert darauf, einen "echten Ebert" zu besitzen. Helene Weigel, Waldemar Grzimek, Peter Hacks, Hedwig Bollhagen oder HAP Grieshaber gehörten dazu.

Zwei Dinge sind dem „Krug zum Grünen Kranze“ bis heute geblieben. Neben der exzellenten Lage ist das die Nähe zur Saale. Immer wieder macht Hochwasser dem Lokal zu schaffen. In diesem Jahr traf es das Haus besonders hart. "In der Gaststube stand das Wasser bei rund 1,50 Metern, so hoch wie noch nie", sagt André Grenzdörffer vom Krug-Team. Das Tragische: erst zwei Jahre zuvor hatte eine Flut die Inneneinrichtung zerstört. Beim Wiederaufbau stellte man sich auf künftige Überschwemmungen ein. Das Restaurant erhielt einen Fußboden aus Gussasphalt, das minderte die Schäden in diesem Jahr, zeigt sich Grenzdörffer zufrieden. Die ganze Mannschaft habe mit angepackt, um eine Wiedereröffnung in kürzester Zeit zu leisten. Für den Gast sind die Spuren der Naturgewalt kaum noch zu erkennen, die Terrasse füllt sich wieder mit Ausflüglern. Übrigens können nicht nur kleine Sportboote direkt am Krug anlegen. Sogar Passagierschiffe lassen dann und wann ihre Gäste direkt an diesem Abschnitt des Saaleufers aussteigen.

Als Zwischenstopp bei Ausflügen durch das Saaletal hat der Krug nach wie vor Bedeutung. Nur ein kurzer Spaziergang führt beispielsweise zum heute drei Hektar großen Reichardts Garten. Das Areal legte der Komponist und Publizist Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) im Jahr 1794 als englischen Garten an. Sein Wohnsitz entwickelte sich damals zur Herberge der Romantik. Goethe war mehrmals bei ihm, das eigentliche Wohnhaus blieb nicht erhalten. 1902 kaufte die Stadt Halle die Anlagen und machte sie als Bürgerpark der Öffentlichkeit zugänglich. Wie der in der Nähe gelegene Amtsgarten ist er Teil der "Gartenträume", die mehr als 40 Parks und Gärten in ganz Sachsen-Anhalt miteinander auf einer touristischen Route verbinden.


Autor/Foto: Klaus-Peter Voigt

Kontakt:
Krug zum Grünen Kranze
Talstraße 37
06120 Halle/Saale
Tel.: +49 345 2998899
E-Mail: krug.ignore@krugzumgruenenkranze.de
Web: www.krugzumgruenenkranze.de
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