Carnito - ein Klassiker behauptet sich nach über 50 Jahren
Das leckere Produkt mit Rindfleisch erreichte vielleicht gerade deshalb den Kultstatus. Neben dem Klassiker gelang es Anfang der 1990er Jahre nur noch einer Tomatensoße mit Fleischklößchen, sich zu etablieren. Andere Varianten kamen beim Verbraucher nicht an.
Der Name "Carnito" stammt eigentlich aus dem Lateinischen, verrät der Urenkel des Firmengründers Alwin Keunecke. Abgeleitet von "carne" für Fleisch und dem "to" für Tomate hat sich die Soße zu einem Kultprodukt zwischen Ostsee und Erzgebirge entwickelt. Sie stand auf dem häuslichen Speiseplan, wurde im Studentenwohnheim zu Nudeln gereicht und duftete auf jedem Campingplatz. Einzige Voraussetzung für deren Genuss, man ergatterte einige der heißbegehrten Gläser, die als Mangelware galten.
Fertigprodukte haben in der Gegenwart einen größeren Stellenwert erhalten. Der Trend führt hin zu kompletten Menüs für die Mikrowelle. Seit 2007 wird das neue Sortiment hergestellt. Heilemann entschied sich rechtzeitig für diesen Weg. Er wollte der Entwicklung nicht hinterher laufen. Die umfangreiche Investition in neue Fertigungsanlagen zahlt sich aus. "Kleine Portionen sind zunehmend gefragt", berichtet der Geschäftsführer. Besonders Singles griffen darauf zurück, die wenig Zeit oder auch wenig Lust zum Kochen hätten.
"Unsere Kunden mögen es durchaus deftig und kräftig", lautet seine Einschätzung. Unter den rund 30 Frischeprodukten stehen Knacker mit Grünkohl oder Königberger Klopse und Suppen hoch im Kurs. Das Unternehmen setzt auf Bodenständigkeit im Sortiment. Heilemann berichtet von der neuen Produktreihe "Rustikal". Mit ihr wolle man punkten, bei Fertiggerichten ebenso wie bei den klassischen Fleisch- und Wurstkonserven, dem zweiten Standbein von Keunecke. Auch dort zeige sich, dass die Packungsgrößen kleiner würden. Die Rückbesinnung auf regionale Produkte und Herstellung sieht er positiv. Das Unternehmen kaufe seine Rohstoffe quasi in der Nachbarschaft ein, kenne die Lieferanten.
An die 180 Artikel aus Badeborn, zu DDR-Zeiten waren es 50, finden sich in den Regalen des Einzelhandels. Das Wachstum geschehe flächendeckend, sagt Ekkehard Heilemann. In den alten Bundesländern wie Hamburg, Bremen und Niedersachsen griffen die Kunden vor allem nach den Suppen und den kräftigen Wurstkonserven während Carnito fast ausschließlich zwischen Rügen und dem Vogtland verkauft werde. Keineswegs geht es nur um preiswerte Erzeugnisse. Die Geiz-ist-geil-Mentalität will Heilemann nicht bestätigen. Hochwertige Konserven wie Wiener Würstchen mit Wildschein oder Hirsch belegten das.
Steigende Umsätze ließen bei Keunecke die Zahl der Mitarbeiter auf 65 ansteigen. Weit mehr als zehn Millionen Euro flossen seit der Reprivatisierung des einstigen VEB Ballenstedter Feinkost 1990 in neue Firmengebäude und Technik. Für 2013 plant Heilemann den Bau neuer Hallen, um die Produktion ausbauen zu können. Trotz Lebensmittelskandalen liegt der Umsatz stabil bei rund 18 Millionen Euro, fast sechsmal so hoch wie 1990. Der Wende-Einbruch erreichte damals das vor 105 Jahren gegründete Familienunternehmen mit halbjähriger Verspätung. Die Produkte in westlicher Verpackung waren pünktlich zur Währungsunion auf dem Markt, wurden aber von den Handelsketten nach dem Zusammenbruch des Großhandels der DDR erst einmal ignoriert.
Drei bis vier eigene Neuentwicklungen jährlich sind das Ziel von Ekkehard Heilemann. Nur so könne man auf dem hart umkämpften Markt bestehen. Er wird nach wie vor von einem fast dramatischen Preisverfall bestimmt. Um auf der Höhe der Zeit zu sein, kooperiert der Mittelständler mit der Hochschule Anhalt. Mit den Lebensmitteltechnologen dort wird derzeit an zwei Projekten gearbeitet.. Zum einen werden die Grundlagen für innovative Produkte entwickelt, die in einem Patent enden sollen. Über Details dazu will Heilemann verständlicherweise nichts verraten. Beim zweiten Vorhaben wollen Studenten untersuchen, was Verbraucher an regionalen Produkten mögen und wie sich möglicherweise ihr Geschmack verändert.
2009 kaufte Ekkehard Heilemann aus der Insolvenz heraus die EWU Thüringer Wurst & Spezialitäten GmbH.. Aus diesem Zusammengehen erwuchsen Synergieeffekte, sagt er. Die Entscheidung sei richtig gewesen. Vor allem beim Vertrieb profitiert die Unternehmensgruppe vom gemeinsamen Verkauf, ein Umsatz von 25 Millionen Euro spricht für sich. Die Position bei Handelsketten wurde gestärkt, der Einkauf geschieht effektiver. Das Thüringer Unternehmen segelt längst wieder in ruhigem Fahrwasser.
Autor/Foto: Klaus-Peter Voigt
Kontakt:
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Große Gasse 367
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E-Mail: e.heilemann.ignore@keunecke-feinkost.de
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