Prüfgeräte aus Stendal beim Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse von Peking nach Shanghai

Es dauert nur wenige Millisekunden nach dem Fall eines zehn Kilogramm schweren Gewichts, bis der erste Messwert ermittelt ist. Drei Minuten später liegen die exakten Daten zum Test schwarz auf weiß vor. Ein Hochtechnologiegerät aus Stendal bewährt sich rund um den Globus, egal, ob es darum geht, die Stabilität von Fundamenten, Straßen oder Gleisanlagen zu testen.

Zorn Instruments steht in roten Lettern auf den leichten Fallgewichtsgeräten, von denen seit 1991 mehr als 5.000 Stück verkauft wurden. Sie fanden ihren Einsatz bisher in Afrika bei der Gründung von Fundamenten für Mobilfunkmasten. Bauexperten vertrauten in China auf die Testwerte beim Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse von Peking nach Shanghai, die es auf ein Auftragsvolumen 114 Milliarden Euro brachte. „In Australien wurden mit unseren Geräten die Auf- und Abfahrten in der 120 Meter tiefen Argyle Diamond Mine für die größten LKW der Welt untersucht. Alle Geräte verfügen übrigens über ein GPS-System, mit denen der Standort des Prüfers exakt festgehalten werden kann“, berichtet Firmeninhaber Bernd Zorn, dessen Familienunternehmen seit knapp 140 Jahren im Herzen der Altmark, in Stendal, zu finden ist.
Der 58-Jährige kennt jedes der unterschiedlichen Prüfgeräte auf dem Effeff. Alle sind im Unternehmen entwickelt worden, brachten fast ein Dutzend Patente ein. Das Magdeburger Fraunhofer Institut, die Otto-von-Guericke-Universität und andere Forschungseinrichtungen holt sich der rastlose Tüftler immer wieder mit ins Boot. Sein Anspruch ist hoch, er weiß, ohne Innovationen wäre auf dem Weltmarkt nichts zu bestellen. Eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung hält die Fäden in der Hand. Das Fertigungsspektrum von Zorn Instruments beeindruckt durch seine Vielfältigkeit. Härteprüfer für Gummi gehören dazu, Kondome beweisen ihre Festigkeit an Stendaler Geräten. Ein anderes findet Einsatz bei der Bestimmung des Mahlgrades für Papierstoffe.
Eines der jüngsten Produkte aus dem Unternehmen ist ein Dosiergerät für Flüssigkeiten.

Als zweites Geschäftsfeld entwickelte sich seit 1997 die Herstellung von Medizintechnik. Dazu gehören das „Aktive Skalpell“, das als Schneidinstrument in der Mikrochirurgie zum Einsatz kommt, aber auch die Fertigung von mechanischen Teilen für künstliche Hüftgelenke.
Chef Bernd Zorn setzt auf seine 40 Mitarbeiter, nennt sie nüchtern Humankapital. Keinen habe er während der Wirtschafts- und Finanzkrise entlassen. Kurzarbeit sei trotzdem noch nötig. Sie hilft ihm bis heute, Auftragsrückgänge vor allem aus Nordamerika zu kompensieren. Und der Firmenchef weiß, wie schwer es ist, Fachkräfte zu bekommen. Deshalb bildet er Lehrlinge aus, bietet Studenten Praktikumsplätze oder die Möglichkeit, Abschlussarbeiten anzufertigen. Seine Ausbildung bei Zorn Instruments hat auch Tobias Schulz gemacht. Der 23jährige arbeitet heute im Unternehmen als Zerspanungsmechaniker. „Das Betriebsklima stimmt und die Zusammenarbeit mit den älteren Kollegen klappt wunderbar. Man kann viel von ihnen lernen.“
 
Export ist die Seele vom Geschäft. Bernd Zorn reist deshalb rund um den Globus. Vier bis fünf internationale Messen mit Beteiligung von Zorn Instruments im Jahr seien Pflicht, sagt er. In mehr als 100 Länder wird die Technik aus Sachsen-Anhalt geliefert. 60 Prozent des Firmenumsatzes gehen auf das Konto von Auslandsaufträgen. Diese waren kurz nach der Wende regelrecht weggebrochen, berichtet Bernd Zorn. Damals gingen 90 Prozent aller Erzeugnisse nicht nur in den RGW-Raum sondern auch in das NSW, das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet. "Unsere Devisenrentabilität war fast unschlagbar", sagt der Firmenchef. Für eine Ostmark gab es vier DM, das war eher die Ausnahme im DDR-Außenhandel. Aus diesem Grund war das Zornsche Unternehmen "ein Exot in der Planwirtschaft". Man sei 1972 nicht in Volkseigentum überführt worden. Auf den Prüfgeräten stand nach wie vor "Zorn DDR".
1990 kam die Ernüchterung. Für Kunden im einstigen Ostblock waren die Stendaler Geräte zu teuer, im Westen wollte man zunehmend Rabatte. "Für mich galt es umzudenken. Von manchen Erzeugnissen trennten wir uns schnell. Es gab nur eine wahnwitzige Idee, ich wollte produzieren", erinnert sich Zorn an diese schwere Zeit. Fast 32 Millionen Euro wurden in den vergangenen 20 Jahren in Technik und Gebäude investiert.
    
Autor: Klaus-Peter Voigt

Kontakt:

Zorn Instruments
Mechanische Werkstätten Stendal
Benzstraße 1
39576 Stendal
Telefon: 03931-212579

Ansprechpartner:
Geschäftsführer
Bernd Zorn
info@zorn-online.de
www.zorn-online.de

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