Forschung schneller in die Anwendung bringen: Fraunhofer IFF weiht Elbfabrik ein
Am 14. September 2023 ist im Magdeburger Wissenschaftshafen die Fabrik der Zukunft Wirklichkeit geworden. Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF hat ihre neue Forschungs- und Demonstrationsfabrik eröffnet. In der Elbfabrik werden künftig Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an die Lösungen für die Produktion von morgen forschen. An der feierlichen Einweihungsveranstaltung am 14. September 2023 nahmen neben rund 500 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Prof. Sabine Döring, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris teil.
Gemeinsam mit Partnern aus Hochschulen, Unternehmen und Startups entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IFF in der Elbfabrik Spitzentechnologien und überführen sie schnell in die Anwendung. Auf einer Fläche von rund 1.600 Quadratmetern bietet die neue Forschungs- und Demonstrationsfabrik verschiedene Testflächen, Labore, Kreativräume und Coworking Spaces.
Mehr als 20 Demonstratoren zeigen, welche Technologien die Produktion der Zukunft möglich machen und wie Prozesse intelligent und vernetzt gesteuert werden. Autonome mobile Roboter, assistierte Kommissionier- und Montagestationen sowie automatische Teilebearbeitung und -prüfung sind in der Elbfabrik ebenso zu sehen wie ein intelligenter Hallenboden und der Leitstand zur Energie- und Produktionssteuerung. Dieser Leitstand verbindet das Energiemanagement mit den Produktionsplanungs- und -steuerungskomponenten des Manufacturing Execution System zu einem ganzheitlichen, digitalen Abbild der Fabrik.
Dem Menschen kommt auch in der Produktion der Zukunft eine besondere Rolle zu. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IFF zeigen mit Planungswerkzeugen und innovativen Assistenzsystemen, wie menschenwürdige Industriearbeitsplätze bei gleichzeitig hohem Automatisierungsgrad erhalten werden können.
»In der Elbfabrik entwickeln wir Lösungen die dazu beitragen, den Wertschöpfungsstandort Deutschland langfristig zu sichern. Wir helfen Unternehmen dabei, sich trotz der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Klimawandel, demografische Veränderungen und globale politische Verwerfungen krisenfest und zukunftssicher aufzustellen. Spitzentechnologien machen wir nicht nur Großkonzernen zugänglich, sondern auch dem Mittelstand, besonders hier in der Region. Die Elbfabrik steht für einen schnellen und zielgerichteten Transfer von Wissenschaft in die Wirtschaft,« sagte Prof. Dr. Julia Arlinghaus, Institutsleiterin des Fraunhofer IFF bei der Eröffnungsveranstaltung.
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff betonte: »Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen sind nach wie vor das Rückgrat unserer Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Sie benötigen unsere Unterstützung, wenn es um die Nutzung neuer Technologien geht. Diese Unterstützung bekommen sie künftig in der Elbfabrik. Insofern ist der heutige Tag nicht nur ein Meilenstein für das IFF, sondern auch ein guter Tag für die Unternehmen in unserem Land.«
»Wissenschaft und Forschung haben in Magdeburg eine große Tradition. Mit der heutigen Eröffnung der Elbfabrik des Fraunhofer-Instituts erleben wir einen weiteren bedeutenden Schritt, die Welt von hier aus neu zu denken. Die Richtung dabei ist klar: eine nachhaltige Zukunft! Denn die Frage, wie heute flexibel produziert werden kann, um den sich ändernden Anforderungen und den globalen Herausforderungen gerecht zu werden, ist eine der drängendsten unserer Zeit. Die Elbfabrik wird das regionale Know-how mit Partnern aus Universitäten, Unternehmen und Startups aus der ganzen Welt bündeln, um nachhaltige Lösungen für Produktions- und Logistikprozesse zu entwickeln – und dies nicht nur für unsere Region, sondern auch auf nationaler und internationaler Ebene,« sagte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris.
Für die Elbfabrik wurde das im Wissenschaftshafen bereits bestehende Gebäude erweitert. Baubeginn für diesen Erweiterungsbau war 2019 mit der Grundsteinlegung. Heute fügt sich der Erweiterungsbau mit dem Bestandsgebäude zu einem Gesamtkomplex zusammen.
Nach dem Festakt folgte mit einer Bannerenthüllung die symbolische Eröffnung der Elbfabrik im Wissenschaftshafen Magdeburg. Danach konnten sich die rund 500 Gäste selbst ein Bild von der Fabrik der Zukunft machen und die Elbfabrik besichtigen.
Quelle: Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF
Hintergrund zur neuen Forschungsfabrik im Magdeburger Wissenschaftshafen
In der „Elbfabrik“ des Fraunhofer IFF im Magdeburger Wissenschaftshafen werden künftig neue Technologien und digitale Arbeitswelten erforscht und auch für kleine und mittlere Unternehmen erlebbar gemacht.
Die Anforderungen an die modernde industrielle Produktion sind im ständigen Wandel. Die Gründe liegen in den Veränderungen der globalen Wirtschaft, der stetigen Weiterentwicklung von Technologien und den Herausforderungen des Klimawandels. Darauf muss auch das Magdeburger Fraunhofer-Institut, Spezialist für Produktionstechnik, reagieren. Aus diesem Grund baut das Institut seine Forschungskapazitäten aus und errichtet im Magdeburger Wissenschaftshafen eine neue Forschungsfabrik.
Das neue Gebäude erweitert das im Wissenschaftshafen befindliche Virtual Development and Training Centre VDTC des Fraunhofer IFF und soll als ›Elbfabrik‹ mehrere neue Forschungsschwerpunkte des Instituts beheimaten. Unter anderem planen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort den Aufbau eines Zentrums für technologiebasiertes Risikomanagement.
Prof. Julia Arlinghaus, Leiterin des Fraunhofer IFF in Magdeburg: »Die Corona-Krise hat deutlich vor Augen geführt, wie verwundbar unsere Wirtschaft in vielen Bereichen ist. In unserer neuen ›Elbfabrik‹ wollen wir vor allem an Technologien arbeiten, mit denen Unternehmen künftig robuster und widerstandsfähiger gegenüber Störungen und Krisen sein können. Dazu gehört auch der Einsatz modernster Mess- und Steuerungssysteme, Künstlicher Intelligenz und intelligenter autonomer Robotik- und Assistenzsysteme. Aber wir wollen hier auch Produktions- und Logistikprozesse neu denken und mit unseren Kunden Ideen für innovative Geschäftsmodelle entwickeln.«
Besonders wichtig ist der Institutsleiterin die Transparenz der Forschung und das Senken der Einstiegshürden für kleine und mittlere Unternehmen in die Welt der Spitzentechnologie. Deshalb wird die neue Forschungsfabrik auch mehrere Demonstrationslabore beherbergen, in denen sich Besucher darüber informieren können, wie sich die Fraunhofer-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine sichere, saubere und effiziente Produktion vorstellen und wie die notwendige Technologie auch für kleinere Unternehmen erreichbar ist. »Unser Ziel ist es, mit unserer Forschung zu einer nachhaltigen Entwicklung, im Sinne einer ökologisch orientierten und ökonomisch erfolgreichen Entwicklung von Unternehmen, beizutragen. Damit wollen wir die Wirtschaft im Land und den Forschungsstandort Magdeburg unterstützen«, so Julia Arlinghaus.
Die Fertigstellung des neuen Forschungszentrums ist für den Herbst 2021 geplant. Zusammen mit dem bestehenden VDTC und seinen Forschungslaboren entsteht so auf insgesamt 4.500 m² eine integrierte Forschungs- und Demonstrationsfabrik, die den gesamten Produktionszyklus, von der digitalen Entwicklung, über die Produktion und die Instandhaltung bis zum intelligenten nachhaltigen Energiemanagement, abbilden wird. Mit der Eröffnung sollen in einem ersten Schritt etwa 30 neue Arbeitsplätze für hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Nachwuchsforscher entstehen.
Die Investitionssumme beträgt 18,4 Millionen Euro. Die Mittel werden zu 50 Prozent von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereitgestellt. Die übrigen 50 Prozent werden zu gleichen Teilen vom Land Sachsen-Anhalt und dem Bund getragen.
Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg