„Zeigen, was wir können und wer wir sind“

Mit dem neuen Verband „Games & XR Mitteldeutschland“ hat die Branche jetzt ein Sprachrohr

Games – das sind nicht mehr nur Spiele zur Unterhaltung. Games bilden die Brücke in unsere technologiebasierte Lebenswelt. Ihr Potenzial machen sie zum Wegbereiter für den Einsatz von Virtual Reality, Augmented Reality, Mixed und Extended Reality, die immer mehr zu Arbeitsmitteln in anderen Wirtschaftsbereichen werden. Der kürzlich gegründete Verband „Games & XR Mitteldeutschland“ unterstützt diese Entwicklungen  und wird der Branche  zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.

Einen Alltag ohne Medien und virtuelle Realität kann sich Friedrich Lüder nicht mehr vorstellen. Er gehört zum Team des 2013 gegründeten Magdeburger Unternehmens „Silver Seed Games“, das bekannt ist für die Entwicklung von interaktiver Unterhaltungsanwendung mit gesellschaftlichem Mehrwert. In der „Experimentellen Fabrik“ auf dem Uni-Campus entwickelt das neunköpfige Team in seinem Büro Konzepte für die Digitalisierung von Prozessen und erarbeitet softwaregestützte Lösungen. Dafür nutzt es häufig auch innovative Technologien aus der Games-Branche. Der neueste „Coup“ ist das erste eigene Spiel. Darin werden die Themen Schlaf und Träume behandelt. Derzeit befindet es sich noch in der Prototypenphase. Etwas Neues zu probieren und ohne Grenzen zu denken, steht bei „Silver Seed Games“ schon immer auf der Tagesordnung. „Unsere Devise lautet: Es ist bringt uns voran, wenn wir Know-how bündeln und über den Tellerrand schauen“, sagt Friedrich Lüder und fügt an: „Dieses Motto lässt sich auf die gesamte Branche hierzulande ausweiten. Sie muss endlich zeigen, wo sie ist und was sie kann.“

Mitteldeutschland ist ein Hotspot für innovative Technologien, Games und XR

Friedrich Lüder erinnert sich daran, wie er vor etwa drei Jahren die „gamesmap“ des Bundesverbandes der deutschen Games-Branche sah, auf der Unternehmen verortet sind, die mit Spielen und deren Vertrieb beschäftigt sind. „Mir fiel sofort auf, dass einige aus Sachsen-Anhalt fehlten“, sagt er. Der Magdeburger sammelte Kontakte, kooperierte mit Partnern aus der Region und ergänzte die Karte. „Mir wurde dabei bewusst, dass die Branche in Sachsen-Anhalt zwar etabliert ist, aber noch zu wenig wahrgenommen wird“, so Lüder. Andere Games-Engagierte in den benachbarten ostdeutschen Bundesländern sahen das ähnlich. Darum trafen sich etwa 40 Akteure aus Mitteldeutschland in Leipzig und stellten fest: „Wir brauchen eine Plattform, ein Netzwerk, und wir wollen dabei nicht in Ländergrenzen denken.“

Anfang des Jahres wurde darum im halleschen Designhaus der Verband „Games & XR Mitteldeutschland e. V.“ gegründet. Spiele-Entwickler, Vertreter von Hochschulen, Akteure des „eSport“ und des Kulturbereiches aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen sind hier vertreten. Friedrich Lüder benennt als Vorstandsvorsitzender die wichtigste Mission: „Wir wollen die Region als einen Hotspot innovativer Technologien und Unternehmen der Games- und XR-Anwendungen etablieren.“ Dabei würden sie nicht nur auf ihre Erfahrungen setzen, sondern auch mit branchenfremden Akteuren aus Wirtschaft, Forschung und Politik eng zusammenarbeiten. „Das Gute ist“, sagt der Vorsitzende, „dass wir uns für einen stärkeren, regionalen Austausch in erster Linie in bereits bestehende Netzwerke und Ökosysteme integrieren können“. Als Verband wolle man auf dieser Basis „den Strukturwandel in der mitteldeutschen Region mitgestalten“. Warum das wichtig ist, erklärt Friedrich Lüder so: „Games spielen eine wichtige Rolle für den Einsatz von Virtual Reality, Augmented Reality, Mixed und Extended Reality – kurz XR.“ Diese seien längst in unserem Alltag angekommen, meint Lüder. Egal, ob im Fitness-Bereich, beim Shopping, bei betrieblichen Anwendungen oder beim Lernen: Games und XR-Anwendungen seien immer dabei, wenn spielerische Elemente eingesetzt würden, um Wissen zu vermitteln, Verhalten zu trainieren oder Motivationen zu steigern. „Das alles spielt in unserer Region bereits eine wichtige Rolle, auch wenn die Dichte an Games-Unternehmen noch viel höher werden muss“, sagt Friedrich Lüder. „Wir können hierzulande schließlich mit einer exzellenten Hochschulausbildung und hohen Hochschuldichte sowie einer gründerfreundlichen Wirtschaftsatmosphäre punkten.  Und jetzt zusätzlich noch mit einem Verband, der sich für die Belange der Branche einsetzt.“

Auch in Punkto Förderdichte und –quote muss sich die Region nicht verstecken: Beispielsweise belegt hier Sachsen-Anhalt einen Spitzenplatz in Deutschland: Die Förderrichtlinien „Digital Creativity“ und „Digital Innovation“ schaffen Anreize und Unterstützung für kleine und mittlere Entwicklerstudios, aber auch für kleine und mittelständische Unternehmen - die Anwendungen aus der Gamesbranche nutzen wollen. Die IBG-Fonds sind die einzigen Landesfonds in Deutschland, die in Games-Technologien auch schon in der Seed-Phase investieren.

Man nimmt sich also viel vor hier – etwa die Schaffung von mehr Förderangeboten für Games-Start-Ups und etablierte Unternehmen in allen drei Bundesländern. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wird weiter vorangetrieben. Es wird für die Ausbildung und Anwerbung von Fachkräften gesorgt. Zudem soll Spielen verstärkt als Kulturtechnik verstanden werden, mit der die Welt erkundet und verstanden werden kann. Der „eSport“ soll außerdem weiter als Breitensport ausgebaut werden. Für solche Ziele arbeitet in Sachsen-Anhalt die Doppel-Spitze aus Friedrich Lüder und Jana Reinhardt von „Rat King Entertainment“ aus Halle (Saale). Für jedes der drei Bundesländer engagieren sich, in der Position der Landessprecher, zwei erfahrene Gründer und Netzwerker im „Games & XR Mitteldeutschland“. Unterstützung bekommt der neue Verband unter anderem von der Leipziger Wirtschaftsförderung, der Mitteldeutschen Medienförderung und der Leipziger „Hochschule Macromedia Leipzig“.

Gute Resonanz auf Verbandsgründung: Immer mehr Akteure wollen mitarbeiten

Über 160 Akteure, darunter 30 Mitglieder, setzen sich aktuell dafür ein, dass Games und XR gestärkt und die mitteldeutsche Games Community sichtbarerwerden. Arbeitsgruppen haben sich gegründet. „Wir tauschen uns aus und wir netzwerken. Es kommt richtig was in Gang“, sagt Lüder. Der Vorsitzende betont oft und gern, dass „mit potenziellen Partnern aus Wirtschaft und Politik die regionale Branche mit ihrem Know-how nachhaltig gestärkt werden kann“. Die Resonanz gibt dem Vorsitzenden aus Sachsen-Anhalt recht. „Wir haben viele positive Reaktionen zur Gründung bekommen“, weiß er. „Akteure bieten ihre Mitarbeit an oder melden sich mit Projekten, genau so soll das laufen.“

Autorin: Manuela Bock

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