Ultraschall tritt in neue Dimensionen.

 

Dr. Santer zur Horst-Meyer stellt sich als einer der zwei SONOTEC-Geschäftsführer vor. „Ich bin ein Hallenser Urgestein“, beeilt er sich zu ergänzen in Bezug auf seinen Namen. Der komme wie seine Vorfahren vor langer Zeit aus der Gegend um Osnabrück. Meierei bedeutet im ureigenen Sinne Milchwirtschaft. Einen Milchhof also führten seine Vorfahren – wie viele andere auch. So bekamen sie alle zur Unterscheidung einen Beinamen.

 

Santer zur Horst-Meyer führt gern durch die bebilderte Unternehmensgeschichte. Und erntet natürlich die gängigen Bemerkungen über Keller und Garagen, die ja wohl als Garanten gelten für den Erfolg der Ideen, die in ihnen geboren werden. Er zeigt lächelnd auf ein Foto: „Sehen Sie, hier gleich neben unseren Kellerfenstern ist auch eine Garagentür ...“ In konsequenter Folge ließ der Existenzgründerpreis nicht lange auf sich warten. Interessant, geradezu exotisch war das Feld, auf das sich die zwei Physiker zu Beginn der 1990er Jahre gewagt hatten. Beinahe wehmütig denkt Geschäftsführer zur Horst-Meyer an jene Sturm- und Drangzeit. Vollbärtige Gesichter, aus denen Aufbruchstimmung strahlt – diese Fotos sind über 20 Jahre alt. Noch älter ist die Freundschaft zwischen Santer zur Horst-Meyer und seinem Geschäftspartner Hans-Joachim Münch. Beide hatten schon zur DDR-Zeit in der Entwicklungsabteilung des VEB Ultraschalltechnik in Halle zusammen gearbeitet. Zwar waren die Erzeugnisse des Volkseigenen Betriebes nach der Wende nicht marktfähig, wohl aber das fachliche Wissen, auf dem die beiden ihre Selbständigkeit aufbauten.

Intelligente Schmuckkästchen

Mehr noch als fachliche Expertise gehört dazu, wenn die geschäftliche Partnerschaft der Freundschaft so viele Jahre keinen Abbruch tut. „Das ist nicht selbstverständlich – und ist eine tolle Lebenserfahrung“, betont zur Horst-Meyer.

Mitgeschäftsführer Hans-Joachim Münch präsentiert gerade das gemeinsame Unternehmen auf der medtechworld-Messe (MD&M) in Kalifornien. Ob Sensoren für Geräte, die in der Medizin- und Labortechnik verwendet werden, für Geräte zur Überprüfung automatisierter Prozesse oder für die zerstörungsfreie Materialprüfung – SONOTEC vertreibt seine Ultraschallmesstechnik weltweit; entwickelt und produziert sie kundenspezifisch.

Dank auch der verschiedenen Förderprogramme – darunter aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung – habe es das Unternehmen aus Mitteldeutschland in die oberste Weltliga geschafft, betont Geschäftsführer zur Horst-Meyer.

Die „Marken“ der hauseigenen Entwicklungsabteilung sind in einer Glasvitrine ausgestellt. Ein Corporate Design ist unverkennbar. Ja, wird bestätigt, hier habe ein Designer seine kreativen Hände im Spiel. Nicki Bader heißt er und steckt Hightech in hübsche Gehäuse, so wie beim SONOFLOW CO.55: Das kleine Schmuckkästchen ist von seiner Bestimmung her ein Ultraschalldurchflussmesser. Berührungslos erkennt er von außen die Strömungsgeschwindigkeit von Flüssigkeiten in flexiblen Schläuchen und wird in der Medizin, Pharmazie, Chemie ... eingesetzt.

Sensible Sensoren im robusten Einsatz

SONOTEC hat mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und mittelständischen Unternehmen aus der Region ein Netzwerk gebildet. Peter Holstein kam 2008 über solch ein Knüpfwerk zur SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH. Der Physiker lehrt auch an der Technischen Universität in Ilmenau und hat, wie er sagt, großes Interesse an dem Spannungsbogen von der Lehre über die Forschung bis zu deren Anwendung. Da treffen sich die SONOTEC-Chefs und der Professor auf einer Wellenlänge. Seine Aufgabe im Betrieb ist gleichsam Ausdruck der Unternehmensphilosophie, die eine strategische Entwicklung beinhaltet.

Peter Holstein beobachtet den Markt und die Bedürfnisse, die er hervorbringt. Als Beispiel nennt er die Automobilbranche: „Die Fahrzeuge sollen immer weniger wiegen. Das wird durch den Einsatz leichterer Werkstoffe und mit Hilfe neuer Verklebungsmethoden erreicht. Die Qualität der Klebeverbindung ist entscheidend für die Stabilität der Konstruktion.“ Ultraschall sei bestens geeignet, diese Kunststoffe und deren Verarbeitung auf Fehler zu überprüfen, so Holstein.

Ziel des Unternehmens ist es, den Zulieferbetrieben in der Automobilindustrie, in der Raum- und Luftfahrt, überhaupt allen, die mit Leichtbau befasst sind, „machbare“ Prüf- und Kontrollmöglichkeiten in Bezug auf die Sicherheit ihres Produktes anzubieten. „Machbar“ bedeutet: Die Ultraschallmesstechnik muss „im Feld“ einsatzbereit sein, in der Werkhalle also und auf der Baustelle; an allen Rundungen, Ecken und Kanten des zu prüfenden Objekts. Und: Das Gerät muss für ein mittelständisches Unternehmen finanziell erschwinglich sein.

Roboterarm erfüllt Kundenwünsche

Die klugen SONOTEC-Köpfe berieten und befanden, in dieser Vision stecke genügend Potenzial für einen BMBF-geförderten Wachstumskern. Das Bundesministerium prüfte, war ebenso davon überzeugt und gab den Start frei für Wachstumskern-Potenzial-Initiative KUNST.US.

Als das Unternehmen 2013 zur Kunststoff-Messe nach Düsseldorf fuhr, reisten Partner von KUNST.US mit, um den Prototyp ihrer neuen Ultraschall-Kleinprüfanlage zu präsentieren. Holstein erklärt deren Funktionsweise: „Luftultraschallsender und Luftultraschallempfänger sind leistungsstark und hochsensibel. Wenn sie miteinander kommunizieren, durchschallen sie auch stark dämpfende Kunst- oder Verbundstoffobjekte mit einer Stärke bis zu 20 Millimeter.“ Bestens geeignet also, Fehlstellen in Klebe- oder Schweißverbindungen oder Einschlüsse wie Luft oder Fremdstoffe im Material zu erkennen.

Eine eigene Marktanalyse habe ergeben, sagt Geschäftsführer zur Horst-Meyer, dass dieses neue Gerät große Marktchancen hat. Es würde den Unternehmen bei der Produktionskontrolle Energie, Material, Zeit und somit Geld sparen. Ebenso wichtig: „Auch kleinste Fehlstellen, die zu großen Schäden führen können, werden mit diesem Prüfgerät entdeckt“, ergänzt Holstein und gibt zu bedenken, was für einen schweren Unfall ein Fehler in der Klebeverbindung eines Rennrades zum Beispiel verursachen könne.

Bis die Wachstumskern-Partner von KUNST.US ihre Abschlussvorstellung geben, sollen sich die neuartigen Prüfköpfe, der rauscharme Verstärker und die Kabel des Demonstrators auch zu einem optischen Hingucker gemausert haben. SONOTEC und seine Partner in der Hochschule Merseburg denken an die Entwicklung eines gelenkigen und flexibel einsetzbaren Roboterarms, der auch schwierige Messstellen erreichen kann. Getreu der Unternehmensphilosophie: „Wir entwickeln für jeden Kunden eine spezifische Lösung.“

Autorin: K.Graubaum
Quelle: BMBF/ Magazin Unternehmen Region 01-2014
Foto: Ultraschalldiagnostik Halle

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