Ausländische Studenten – künftige Fachkräfte und Türöffner zu neuen Märkten

Magdeburger Wirtschaftsinformatik AG wirbt für Studium in Sachsen-Anhalt

„Diese Ernte fahren wir nicht heute ein“, sagt Dr. Jubran Rajub, Vorstand der Magdeburger Wirtschaftsinformatik AG (MDWi AG). Die Saat, die er und sein Team  legen, entwickelt sich langsam und entfaltet nachhaltig ihre Wirkung. Das Unternehmen, 2008 als Spin Off der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit deutsch-internationaler Besetzung gegründet, treibt mit seinem privaten Studienkolleg die Internationalisierung der Universität mit voran. Es wirbt im Ausland für ein Studium in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt und ermöglicht jungen Leuten den Zugang zu allen Ingenieurstudiengängen sowie zur Fachrichtung Informatik. Daher bezieht sich die Kollegausbildung neben der Vermittlung der deutschen Sprache auf die Fächer Mathematik, Informatik, Chemie sowie Physik. Vom 29. Mai bis 2. Juni wird sich die MDWi an einer Wirtschaftsdelegationsreise unter Leitung des neuen Wirtschaftsstaatssekretärs Thomas Wünsch  in den Iran beteiligen, um erste Kontakte zu knüpfen, die diesen attraktiven Markt nach dem Ende der Sanktionen erschließen helfen.

Um ausländische Studierwillige zu überzeugen, nach Deutschland zu kommen, fährt Wirtschaftsinformatiker Dr. Jubran Rajub zu Bildungsmessen, knüpft Verbindungen zu Hochschulen, besucht private Gymnasien. Der Ruf der deutschen Sprache als schwere Sprache und die Zugangsbedingungen für Ausländer halten viele junge Leute davon ab, sich für Deutschland zu entscheiden, erklärt Rajub und setzt hier an: In nur zwei Semestern werden die Studenten für die Feststellungsprüfung fitgemacht, in der sie sowohl das Niveau ihrer Deutschkenntnisse als auch ihre Fachkenntnisse nachweisen müssen, um sich an einer deutschen Hochschule einschreiben zu können.

„Wir kombinieren so früh wie möglich das Sprachstudium mit dem Fachstudium. Dadurch können wir die Vorbereitungszeit reduzieren“, erklärt Rajub. Das senkt die Gebühren, die die Studenten an das private Studienkolleg zahlen müssen, erheblich, erfordert aber auch harte Arbeit. Für die Ausbildung wurden Deutsch- und Fachlehrer, meist ehemalige Hochschullehrer, eingestellt. Außerdem werden die Studenten bei der Ankunft in Deutschland an die Hand genommen, bis sie auf eigenen Füßen stehen. Das betrifft Anträge, die gestellt und Formulare, die ausgefüllt werden müssen oder auch Hilfe bei der Wohnungssuche. Um Deutschland und die Region kennenzulernen, werden Exkursionen organisiert, zum Beispiel zum Bundestag nach Berlin, in die Autostadt Wolfsburg oder ins Technikmuseum Magdeburg. Auch einige ehemalige Teilnehmer des Studienkollegs unterstützen die neuen Studenten. Ganz wichtig ist dem Vorstand der MDWi-Aktiengesellschaft die enge Kooperation und Verzahnung mit der Otto-von-Guericke-Universität, die seit der Gründung besteht und intensiv gepflegt wird.

Mit nur einem ausländischen Studierenden, der inzwischen als einer der Besten der Ingenieurstudiengänge an der Magdeburger Universität glänzt, war das Studienkolleg gestartet. Im Oktober 2015 konnten bereits 42 Teilnehmer begrüßt werden, im April kamen weitere 15 hinzu. „Im Herbst wollen wir die Marke 100 knacken“, hat sich Dr. Jubran Rajub fest vorgenommen. Die meisten kommen aus dem arabischen Raum, aber das MDWi-Team will zunehmend auch andere Märkte erschließen. „Wir wollen Studenten aus Indien, China oder Indonesien für ein Studium in Magdeburg gewinnen, auch Nord- und Südamerika sind für uns interessant“, sagt Rajub. Und nach dem Wegfall der Sanktionen könnte nun der Iran ein neues Akquise-Feld werden. Die Delegationsreise soll genutzt werden, um Kontakt zum zuständigen Ministerium in Teheran aufzunehmen, Möglichkeiten der Zusammenarbeit und der Stipendienvergabe auszuloten sowie eventuell bereits den Kontakt zu einer Bildungseinrichtung zu knüpfen.  

Die Türen zum privaten Studienkolleg öffnen sich bislang nur für Studierende aus zahlungsfähigen Familien. Doch Rajubs Vision ist es, auch anderen begabten jungen Leuten ein Studium in Deutschland zu ermöglichen. „Dazu müssen wir wachsen, damit aus den Einnahmen Geld übrig bleibt, um Stipendien zu vergeben.“ Außerdem sollen einige Flüchtlinge auf ein Studium vorbereitet und dafür zusätzlich zu den bisher sechs Lehrern drei weitere eingestellt werden.

Erfahrungsgemäß bleibe ein Großteil der Studenten nach dem Abschluss hier, berichtet Dr. Jubran Rajub. Sie seien ein großer Gewinn für die heimische Wirtschaft, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Auch Rajub, aus Palästina stammend, ist nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik und der Dissertation hiergeblieben, hat Unternehmen und Familie gegründet. Seine Mitarbeiter stammen aus der Slowakei, Russland, der Ukraine, Albanien und dem Libanon. Hilfsassistenten aus Syrien, Jordanien, Ägypten und dem Jemen verstärken die Mannschaft. Aber auch jene, die in ihre Heimat zurückkehrten, könnten mit ihren Kenntnissen vom deutschen Markt und Kontakten zu Unternehmen neue Türen für Kooperationen oder Handelsgeschäfte öffnen.

Um die Internationalisierung der regionalen Wirtschaft voranzutreiben, werden die Unternehmen im Rahmen des Außenwirtschaftskonzepts des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt. Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt, mit der Umsetzung des operativen Geschäfts beauftragt, initiiert gemeinsam mit Partnern wie den Industrie- und Handelskammern den Austausch von Erfahrungen und Know-how und das Kennenlernen neuer Märkte. Mit diesem Ziel werden Delegationsreisen, Außenwirtschaftsworkshops und Außenwirtschaftstage organisiert. Auch die Wirtschaftsdelegation in den Iran wird derzeit von der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) vorbereitet. Zur Delegation aus Sachsen-Anhalt, zu der Vertreter des Ministeriums, der IMG, der Kammern und Verbände, sowie von Unternehmen aus dem Land gehören, haben sich knapp 30 Teilnehmer angemeldet. Die Ernte wird erst nach Jahren eingefahren, aber die Saat wird heute gelegt.

Foto:
MDWi Vorstand Dr. Jubran Rajub mit dem Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Professor Dr. Jens Strackeljan (Quelle: MDWi)

Kontakt:
Magdeburger Wirtschaftsinformatik AG
Kaiser-Otto-Ring 11
39106 Magdeburg
Telefon: +49 391 544 6857
E-mail: info.ignore@mdwi.de

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