Qualität im Doppelpack: Made in Switzerland und Germany

Hug Engineering und ElringKlinger in Sachsen-Anhalt sind Partner bei der Produktion von Rußfiltern

Die Präzision eines Schweizer Uhrwerks und die Qualität Made in Germany sind sprichwörtlich – und deshalb verlässliche Komponenten für erfolgreiches deutsch-schweizerisches Unternehmertum, wie es die Praxis im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt zeigt.

Uwe Schmidt ist Geschäftsführer der Hug Engineering GmbH in Magdeburg. Sein Unternehmen vertreibt deutschlandweit Rußpartikelfilter und Abgasreinigungsanlagen. Die Kunden werden von ihm und seinen Mitarbeitern beraten und betreut – sowohl in der Konstruktionsphase als auch beim Einbau und bei der Wartung der Filteranlagen. Zu seinen Großkunden zählen u.a. die Deutsche Bahn, der Gleisbaumaschinenhersteller Robel in Freilassing, Schiffswerften in Bremen und die MTU (Motoren- und Turbinen-Union) Friedrichshafen. Die Filter und SCR-Systeme zur Stickoxidminderung bekommen die Kunden in Metallgehäusen aus dem Harz geliefert. Darum ist die ElringKlinger AG in Thale ein regelmäßiges Fahrziel von Uwe Schmidt. Deren Betriebsleiter Matthias Karls und Produktionsleiter Sven Dube sind in stetem Kontakt mit ihrem Magdeburger Geschäftspartner. Ihre Beziehung ist aber auch eine „verwandtschaftliche“. Beide Unternehmen gehören zur ElringKlinger-Gruppe im schwäbischen Dettingen.

„Wir sind die Exoten“, meint der Hug Engineering-Geschäftsführer. „Abgasreinigungsanlagen für große Motoren gehörten eigentlich nicht zum Geschäftsbereich der ElringKlinger-Unternehmensgruppe. Die entwickelt und produziert Motor-Bauteile für die Automobilindustrie.“ Dann, erzählt er, habe es die Firmenentscheidung gegeben, ein Standbein außerhalb der Automotivbranche aufzustellen. Mit der Hug Engineering AG wurde 2011 die Abgasreinigung für große Dieselmotoren in das Portfolio aufgenommen.

Die Hug-Engineering Mutter ist im schweizerischen Elsau zu Hause, wurde dort vor 32 Jahren von Thomas Hug gegründet. Kernkompetenzen hat das Unternehmen auf den Gebieten der Diesel-Partikelfilter und der katalytischen Abgasnachbehandlung. Und passt somit bestens hinein in die Unternehmenskultur von ElringKlinger. Denn das Unternehmen hat sich dem Prinzip der Nachhaltigkeit, der Ressourcenschonung und dem Umweltschutz verschrieben.

„Die Filtersysteme von Hug“, sagt Uwe Schmidt, „halten Rußpartikel im gefährlichen Bereich von 20 bis 300 Nanometern zurück und geben dem Anwender die Sicherheit, beste Umwelttechnologien für den Dieselmotor einzusetzen.“ Mehr noch: Die SCR-Oxidationskatalysatoren eliminieren Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid sowie Stickoxide. „Die Abgase von Gasmotoren werden soweit gereinigt, dass zum Beispiel Gewächshäuser mit CO2 versorgt werden können“, erklärt der Fachmann.

Der heute 58-jährige Uwe Schmidt begann vor 16 Jahren, den Osten Deutschlands für das Unternehmen als Markt zu erobern. Der Maschinenbauingenieur aus einem der größten Schwermaschinenbaubetriebe der DDR ist Experte in seinem Fach. Er holte weitere Fachleute als Vertriebsmitarbeiter ins Unternehmen, das auf den Erfahrungen in der Maschinenbau-Region Magdeburg aufbaute und 1999 in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts die Hug Engineering GmbH ansiedelte.

Mittlerweile bahne sich ein Generationswechsel an, sagt Geschäftsführer Schmidt und, dass nach wie vor alle Fachkräfte – Maschinenbauer, Elektriker, Mechatroniker – aus der Region stammen. Sie seien hochmotiviert und flexibel, auch, was den bundesweiten Einsatz auf Baustellen betreffe.

ElringKlinger-Betriebsleiter Matthias Karls (39) in Thale kann gleiches für seine Belegschaft bestätigen. Die setzt sich aus Metallbauberufen zusammen. Seit Jahrhunderten ist die Wirtschaft im Harz von der Metallurgie geprägt. Das Werk, das ElringKlinger 2013 übernahm, verarbeitet schon seit 1948 Metall. Produktionsleiter Sven Dube (39) hat die spannende Entwicklung seit der deutsch-deutschen Einigung miterlebt. Die Produktpalette reichte vom Krankenhausbett aus Metall bis zum Zigarettenautomaten. Schmunzelnd macht Dube auf die baldige Trennung dieser beiden Geschäftsfelder aufmerksam.

In der Schweiz, sagt Karls, wisse man die Kompetenzen zu schätzen, die hier zu Hause sind; verbunden mit moderner Ausbildung und dem Know-how von Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Lande. Matthias Karls kommt aus dem sachsen-anhaltischen Bernburg und hat in Dresden Maschinenbau studiert. Dass er und seine Leute aus der Region stammen, wertet er als  positiven Standortfaktor. Ein weiterer sei die Lage mit guter Anbindung an alle wichtigen Autobahnen. „Die fertig eingebauten Filtersysteme werden von uns via Straße zum Kunden transportiert“, sagt der ElringKlinger-Betriebsleiter und, dass von Sachsen-Anhalt aus alle Wege zu den Kunden relativ gleich lang sind.

In den beiden Werkhallen in Thale wird gelasert, gestanzt und geschweißt. Gerade erst ist in eine hochmoderne Laser-Stanz-Anlage und eine Rundbiegemaschine investiert worden. Viele Produktionsschritte laufen automatisch – aber nicht alle. „Wir fertigen die Gehäuse nicht in Serie, sondern kundenspezifisch an“, betont Produktionsleiter Dube. Ob auf dem Fang- oder Kreuzfahrtschiff, ob in einem Lastwagen, in einer Baumaschine oder einem großen Kraftwerk – für den Filter sei nie viel Platz eingeplant, da müssten die Gehäusebauer individuelle Lösungen finden.

Uwe Schmidt nickt bestätigend. Im Vorfeld ist es seine Aufgabe, den Konstruktions- und Entwicklungsabteilungen in der Schweiz die Bedürfnisse der Kunden zu vermitteln – sowohl für das Gehäuse als auch für deren Innenleben. Die Filterelemente werden dann in der Schweiz gefertigt und nach Thale geliefert.

Vor ihm stehen drei Gehäuse, alle wichtigen Filterkomponenten sind darin integriert. Diese hier sind für Schiffsmotoren bestimmt. Uwe Schmidt wird sie jetzt genau unter die Lupe nehmen, zunächst die Schweißnähte. „Die müssen einem hohen Druck standhalten“, sagt er

BU: Hug Engineering-Geschäftsführer Uwe Schmidt (Mitte) aus Magdeburg fährt regelmäßig in den Harz nach Thale zum Partnerunternehmen ElringKlinger. Mit Betriebsleiter Matthias Karls (rechts) und Produktionsleiter Sven Dube begutachtet er hier das  Filtersystem für einen Schiffsmotor.

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