Zwei Preise für eine gute Idee

Mit Sekt haben die Mitarbeiter der Firma Ontochem bereits auf ihren Erfolg angestoßen. Es ist ein Erfolg, der jedoch nur eine Zwischenstation bedeutet. - Auf dem Weg hin zu einem neuen Medikament, das die Überlebenschancen all derjenigen Frauen steigern soll, die an einem so genannten dreifach negativen Brustkrebs erkrankt sind.

„Dafür eine Therapie zu finden ist eine echte Herausforderung“, sagt Dr. Lutz Weber, Chef der Firma Ontochem. Zwar lasse sich heutzutage ein Großteil der Brustkrebserkrankungen bereits gut behandeln. Haben sich jedoch schon Metastasen gebildet, wird es schwierig. Dann nämlich bildet der primäre Tumor in anderen Organen Tochtergeschwüre, an denen die Patientin letztlich irgendwann verstirbt.

Bei seiner Arbeit ging das Forscherteam ganz neue Wege. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts wurde in den vergangenen zwei Jahren in Zusammenarbeit mit Prof. Annette Beck-Sickinger von der Uni Leipzig ein Wirkstoff samt neuartigem Transportsystem für die Behandlung von metastasierendem Brustkrebs erarbeitet. Das Besondere daran: Ontochem hat einen hochkomplex aufgebauten Wirkstoff entwickelt, der in der Lage ist, die metastatischen Krebszellen zu erkennen. Dabei kommt ein Peptid zum Einsatz, das sich an einen auf Brusttumorzellen vorhandenen Rezeptor bindet. Das Peptid identifiziert die gefährlichen Zellen und schleust einen Wirkstoff in die Zelle ein, der sie abtötet. Der Vorteil dieses Verfahrens: Der Wirkstoff wird nur bei kranken Zellen frei, was die Therapie wesentlich schonender für die Patientinnen macht, denn gesundes Gewebe wird dabei verschont. Außerdem kann er durch das inzwischen patentierte Transportsystem zielgenau eingesetzt werden.

Mit der erfolgreichen Arbeit im Labor ist nun ein Anfang gemacht und auch die erste große Hürde genommen. „Doch bis aus unserer Idee ein zugelassenes Medikament entsteht, wird noch einige Zeit vergehen“, sagt Weber, „denn die Zulassung ist ein aufwändiges, standardisiertes und sehr kostenintensives Verfahren.“ Die ersten Ergebnisse aus laufenden Versuchen seien sehr vielversprechend, weshalb Ontochem jetzt auf der Suche nach Kapitalgebern ist, die die weiteren Forschungsarbeiten auch finanziell unterstützen.

„Pharmaforschung ist extrem teuer“, so Weber, der Ontochem im Jahr 2007 aus der Taufe hob. Bei der Standortsuche habe ihm damals die gute Anbindung auf dem Weinberg Campus geholfen, sich für Halle zu entscheiden. „Die Nähe zu den regionalen Forschungseinrichtungen und der Martin-Luther-Universität sind ein großer Vorteil“, sagt der 55-Jährige. Die Entscheidung für den Weinberg Campus bedeutete für Weber zugleich eine Art Heimkehr. Zuvor war der in Halle geborene Pharmazeut, der in Ungarns Hauptstadt Budapest studiert hat, bereits in den USA, der Schweiz sowie in München und Hamburg tätig gewesen.

Gemeinsam mit seinem Team will er in den nächsten Jahren alles tun, damit das geplante Medikament zur Marktreife geführt wird. „Die beiden Preise werden uns auf der Suche nach Kapitalgebern sicher helfen“, sagt Weber. In etwa zehn Jahren, so schätzt er, könnte es soweit sein. Die von Ontochem entwickelte Idee und das damit einhergehende neue Wirkstofftransportsystem seien übrigens auch für die Behandlung anderer Erkrankungen denkbar. Weber: „Das generelle Prinzip, das hinter diesem System steckt, könnte Grundlage einer ganzen Generation neuartiger Arzneimittel sein.“


Kontakt:
OntoChem GmbH
Heinrich-Damerow-Strasse 4
06120 Halle (Saale)
Tel.: +49 345 478047-0

Fax: +49 345 478047-1

E-Mail: info.ignore@ontochem.com
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